Bayreuth sehen und sterben Roter Teppich für Tatort-Premiere im Cineplex

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Das Tatort-Team auf dem Roten Teppich im Cineplex in Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Einen Film vorstellen ist immer ein bisschen wie Großereignis. Da darf der „Tatort“ nicht nachstehen. Schauspieler, Produzenten, Regisseur, Kameraleute – alle stehen vor der Leinwand im Bayreuther Cineplex und feiern sich. Es ist eben nicht „Ein Tag wie jeder andere“, wie der „Tatort“ heißt, es ist Premiere. Mit viel Reden, Häppchen und einem Kino voller Bayreuther.

 
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 Nach 88 Minuten und 30 Sekunden war alles vorbei. Der Mörder gefasst, die Guten haben gewonnen. 88 Minuten und 30 Sekunden Minuten, für die die Filmemacher Bayreuth über Wochen durchpflügt haben. Unmengen Drehminuten, Wiederholungen, Sperrungen, Unmengen an Statisten – alles für diese 90 Minuten. In denen die Filmemacher eine Blutspur durch die Stadt legten.

Tatort als Werbung für die Stadt

„Die Franken bekamen das, was sie verdienten“, sagte Moderatorin Sandra Rieß vom Bayerischen Rundfunk, „nämlich einen ,Tatort‘“. „Ein großartiger Imagegewinn für die fränkischen Städte“, sagt Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz, die sich als „Tatort“-Fan outete. Als Filmkulisse habe sich Oberfranken als „Hollywood in Nordbayern“ einen Namen gemacht. Aber vor allem ist es eine Werbung für die Stadt, eine blutige und spannende und eine mit einem unerwarteten Ende. Alles also, was gute Abendunterhaltung ausmacht. Und wenn das Ganze vor der eigenen Haustür spielt, kommt zur Spannung ein „Guck mal, das ist doch die Uni!“ 88 Minuten und 30 Sekunden Minuten mit ein bisschen Heimatgefühl.

Die jetzt vor der Leinwand stehen und sich feiern lassen, vom Schauspieler bis zum Produzenten, haben aus Bayreuth die Heimat eines Serienmörders gemacht. Sie waren tagelang im Klinikum, unterstes Stockwerk, Operations-Saal. Stundenlang verlegten sie Kabelstrecken, kleideten Statisten ein, wiesen die Akteure an und verteilten Häppchen. Klappe. Dreh. Abbruch. Klappe. Dreh. Im Film davon zu sehen ist nichts von dieser Arbeit, nur eben, dass es in einem Krankenhaus ist.

Ein unerwarteter Tatort-Held

Vom Schwurgerichtssaal des Landgerichts, Kamera auf die Decke, auf das Richterpult. Der erste Tote. Die Universität, Naturwissenschaftliche Fakultät. Der zweite Tote. „Der Mörder war bei mir“, sagt Uni-Präsident Stefan Leible, der auch im geladenen Publikum sitzt. Die größte Aufgabe, so die Produzenten, sei die Szene im voll besetzten Festspielhaus zu drehen, eine Schlüsselszene. Natürlich während einer Aufführung. Der dritte Tote. Dann noch ein bisschen Stadtflair von oben, die Brücke über der Rheinstraße, der Rasthof Himmelkron. Nein, kein Toter mehr.

Der eigentliche Held des Tatortes aber ist Peter Emmerich, im normalen Leben Pressesprecher der Bayreuther Festspiele. „Ohne ihn“, so Produzent Jakob Clausen, wäre es gar nicht möglich gewesen, diese Szene zu drehen.“ Es ist übrigens erst der dritte Film, der im Festspielhaus gedreht wurde. 1954 war es „Magic Fire – Frauen um Richard Wagner“, 1983 folgte ein Zehnteiler über die Familie Wagner – und 2017 war es der fünfte Franken- „Tatort“. Danach folgte, so der Produzent, nur noch die „Sendung mit der Maus“. Alles ohne Morde.

Für Tatort-Fans ein Muss

Das Gebäude der Deutschen Rentenversicherung wurde zum Polizeipräsidium, das Forsthaus in Thurnau ein Wohnhaus, eine Waldhütte bei Creußen zu einer heißen Spur, die Käserei zu einem Hort von – aber da würden wir zu viel verraten. Dazu viel Fränkisch, ein bisschen Psychologie und eine Prise Thriller-Flair. Und mit Hauptdarstellerin Dagmar Manzel sogar ein bisschen Glamour. Die Schauspielerin gilt in Berlin als ein Star, sie singt und spielt auch Theater. Und die fränkische Kommissarin Paula Ringelhahn. Manzel beschreibt sich selbst als etwas „spröde“ und zerrissne Ermittlerin, die ihr fränkisches Team lobt und sich dort gut aufgehoben fühlt.

Von „Tatort“-Fans gibt’s ein fränkisches „passt“, für Bayreuther „Tatort“-Fans sind die 88 Minuten und 30 Sekunden ein Muss.

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