Imam: „Wir vertreten einfach den Koran“ Podium für Radikale

Elmar Schatz
 Foto: red

BAYREUTH. Sie bietet Predigern des radikalen Salafismus ein Podium, die Taqwa-Moschee in Bayreuth. Das sagt jedenfalls der Verfassungsschutz in München. Ob deren Betreiber selbst Salafisten seien, könne er nicht sagen, antwortet der stellvertretende Pressesprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz, Sönke Meußer, auf Anfrage unserer Zeitung. In Bayreuth trat am 4. Juli 2009 der deutschstämmige Prediger Pierre Vogel auf.

 
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Mit Vogel hatte laut Verfassungsschutz jener junge Mann Facebook-Kontakt, der am 2. März dieses Jahres auf dem Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschossen hat. Der 21-jährige Arid Uka gehörte keiner Terrorgruppe an und radikalisierte sich selbst; er war in Internetforen der Salafisten unterwegs. Der Verfassungsschutz befürchtet, dass sich Personen radikalisieren und als Einzeltäter Terroranschläge begehen, so Meußer. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagt: „Fast alle Terrorsachverhalte der Vergangenheit waren irgendwie auf Radikalisierungsverläufe mit Salafismus-Bezug zurückzuführen.“

„Ich distanziere mich“

Auf die Kurier-Frage, ob er und die Mitglieder seiner Gemeinde der islamischen Glaubensrichtung des Salafismus angehören, antwortet der Imam der Taqwa-Moschee, Anas Filali-Omari: „Wir vertreten einfach den Koran. Ich würde mich global als Moslem bezeichnen. Ich distanziere mich von jeglicher Bezeichnung.“ Der Imam hat in Bayreuth studiert, er stammt aus Marokko, seine Frau ist Deutsche. Zu Pierre Vogel und dem Vorwurf, dieser habe den jungen Frankfurter Attentäter beeinflusst, meint er: „Ich habe auch eine Facebook-Seite. Mit einem Klick ist man dort mit jemandem befreundet. Ich will nicht für andere haften, und ich weiß nicht, inwieweit Pierre Vogel dafür haftet, dass er mit diesem jungen Mann Facebook-Kontakt hatte.“

Hausverbot für seine Moschee würde er jedem erteilen, der zu terroristischen Aktionen aufruft oder gegen Menschen anderer Rasse oder Religion hetzt. Gefragt, ob er für die islamische Rechtsordnung Scharia eintritt, sagt er: „Was soll ich antworten. Deutschland ist kein islamisches Land. Ich freue mich, wenn ich hier meine Grundrechte wahrnehmen kann.“ Er sei stets zur „Woche der Integration“ eingeladen und wünsche sich ein gutes Miteinander der Religionen und Kulturen.

Der Imam betont: „Wir haben nichts zu verheimlichen.“ Auf der Internetseite „Islamisches Zentrum e. V. Taqwa-Moschee“ findet der Nutzer eine genaue Wegbeschreibung mit dem Namen des Imam und der Adresse. Unter der Rubrik „Wer sind wir?“ heißt es: „Wir sind eure Brüder und Schwestern von dem Islamischen Zentrum Bayreuth (Taqwa-Moschee) e. V. Vor einigen Jahren haben wir eine 460 Quadratmeter große ehemalige Diskothek gemietet, um unsere Moschee dort aufzubauen.“ Angeboten wird Islamkunde auf Deutsch und Arabischunterricht für Kinder.

Foto: Lammel

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