Bayreuth Mehr als 12.200 Euro ergaunert

Von Andrea Pauly
Symbolfoto: dpa Foto: red

In Sekunden werden aus einer 3 eine 63, aus einer 4 eine 44 und aus einer 1 eine 31 - mit ein paar Kugelschreiber-Linien hat ein Bayreuther in einem Jahr mehr als 12.200 Euro ergaunert. Er flog auf. Am Mittwoch stand er vor Gericht. 

 
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Auf einem Wiegeschein für Altmetall kann eine einzige Ziffer einen erheblichen Unterschied machen: Ein 28-Jähriger aus Bayreuth hat in einem Jahr 68 solcher Scheine gefälscht und deutlich mehr Geld  eingesteckt, als ihm zugestanden hätte. Vor Gericht ist das gewerbsmäßiger Betrug in Tateinheit mit Urkundenfälschung.

Kleine Ziffer, große Wirkung

Nach der Abgabe von kleinen Mengen Messing oder Kupfer in einem Bayreuther Unternehmen machte sich der Angeklagte mit dem Wiegeschein auf den Weg zur Kasse. Unterwegs "ergänzte" er die Ziffern auf den handschriftlich ausgefüllten Zetteln: Mal wurden aus einem Kilo 61 Kilo, mal aus  zwei Kilo 22 Kilo, mal aus drei Kilo 63. So bekam er etwa für 63 Kilo Messing knapp 160 Euro - tatsächlich waren es  es nur drei Kilo gewesen, zugestanden hätten ihm 7,65 Euro. Insgesamt 68 solcher Fälle listete die Staatsanwaltschaft auf. Dem Unternehmen ist dadurch ein Schaden von mehr als 12.200 Euro entstanden. Der Angeklagte räumte die Taten sofort ein. 

Hintergrund: Die Spielsucht

Die Fälschungen begannen im Oktober 2014 und zogen sich über ein Jahr. Grund für den Betrug sei seine Spielsucht gewesen, sagte der 28-Jährige. Er habe sich überlegt, wie er an Geld kommen könne, ohne seine Familie zu schädigen. Eines Tages habe er auf den Wiegeschein geschaut und ihm sei die Idee gekommen, einfach eine Zahl dazuzuschreiben. Nachdem es funktioniert habe, habe er nicht mehr damit aufhören können, "auch wenn du weißt, dass es falsch ist." 

"Es kam mit voller Wucht zurück"

Er sei schon früher spielsüchtig gewesen, habe aber geglaubt, die Sucht im Griff zu haben - bis kurz vor den Betrügereien. "Es kam mit voller Wucht zurück. Ich hab' die Kontrolle verloren". Mittlerweile sei er wieder in Gruppenstunden und Psychotherapie, um die Spielsucht langfristig zu besiegen. "Das hier ist der persönliche Tiefpunkt", sagte er in der Verhandlung. 

Ein Schein kam ihr komisch vor

Der Mann war aufgeflogen, weil einer Mitarbeiterin an der Kasse eines Tages ein Schein "irgendwie komisch" vorgekommen sei. "Das war ein Bauchgefühl." Sie fragte an der Abgabestelle nach. "Da kam raus: Das passt nicht." Der 28-Jährige sagte, er sei sogar erleichtert gewesen, als die Sache aufflog. 

Ein Jahr, acht Monate Haft zur Bewährung

Das Gericht verurteilte den Bayreuther zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt ist. Er muss monatlich mindestens 200 Euro an das Unternehmen zurückzahlen, bis die Schuld getilgt ist, und 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Dass die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt ist, begründete der Vorsitzende Richter Torsten Meyer mit dem Schuldeingeständnis, der Reue und der Kooperation des Mannes bei den Ermittlungen.

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