Bezirksräte bestürzt - Kritik an den Planern Hochwasserschutz um 27 Prozent teurer

Peter Engelbrecht
 Foto: red

BAYREUTH. Der Hochwasserschutz im Stadtgebiet am Flößanger wird sich massiv verteuern: Die Gesamtkosten steigen um 27 Prozent (1,8 Millionen) auf insgesamt 8,5 Millionen Euro.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Diese schlechte Nachricht überbrachte Leitender Baudirektor Erich Haussel von der Regierung von Oberfranken dem Bezirksausschuss bei seiner Sitzung in Bayreuth. Allein für Bayreuth bedeutet das Mehrkosten von 450 000 Euro, insgesamt muss die Stadt für das Vorhaben 2,1 Millionen Euro berappen. „Wir sind von den Kostensteigerungen überrascht worden“, sagte Haussel. Das Wasserwirtschaftsamt Hof habe es versäumt, die Regierung von Oberfranken rechtzeitig zu informieren, kritisierte er. Als Ursache für die Mehrkosten nannte Haussel geänderte Wegeführungen, eine höhere Zahl von Spundwänden aufgrund von Altlasten, eine Kostensteigerung bei Baustahl von bis zu 100 Prozent sowie Kosten durch Vandalismus bei den Baustellenabsicherungen.

Kosten 58 Prozent rauf

Im Vergleich zu anderen Hochwasserschutzbauten sind die Kostensteigerungen in Bayreuth geradezu moderat. In Neustadt bei Coburg beträgt das Plus satte 58 Prozent auf 5,2 Millionen Euro, in Kronach stiegen die Aufwendungen um 46 Prozent auf 5,3 Millionen Euro. Insgesamt muss der finanziell klamme Bezirk für diese drei Projekte 1,3 Millionen Euro mehr ausgeben. Von den aktuell 22 Wasserbau-Vorhaben des Bezirks befänden sich lediglich vier „im roten Bereich“, relativierte Haussel. Trotz der Kostenerhöhungen seien die Projekte „wirtschaftlich und sinnvoll“. Die Wasserwirtschaftsämter würden künftig schneller über Preissteigerungen informieren. Beim Bayreuther Hochwasserschutz handele es sich um eine schwierige Maßnahme, da könne immer etwas Unvorhersehbares geschehen, meinte Oberbürgermeister Michael Hohl. Aber der Haushalt sei auf Kante genäht, „es kann nicht sein, dass die Kosten um Millionen steigen. Das schaut doch vorher ein Statiker an“. Hohl sprach von einer „großen Bestürzung“.

Wer soll zahlen?

Unklar sei, wer überhaupt die Mehrkosten für Bayreuth von 1,8 Millionen berappen soll. Hohl fragte nach dem Risikomanagement, „wir sind aus allen Wolken gefallen. Das ist nicht nachvollziehbar.“ Von einer „Kostenexplosion“ sprach Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Er hoffte, dass der Freistaat die Mehrkosten übernimmt. Im Vorfeld seien teure Kostenermittlungen durch Planungsbüros durchgeführt worden, erinnerte der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm. Wenn es jetzt gravierende Abweichungen gebe, müsse man fragen, ob alles richtig gemacht wurde. „Jeder Privatmann und jedes Unternehmen wäre pleite, aber beim Staat wird das hingenommen“, schimpfte Schramm. Je höher die Baukosten, desto höher seien auch die Honorare für die Planer, „da muss man eine Grenze einziehen“, forderte er. „Nach 32 Jahren in der Kommunalpolitik sind mir die Steigerungen von 58 Prozent noch immer ein Rätsel“, wunderte sich SPD-Fraktionschef Wolfgang Hoderlein. Rechtliche Änderungen bei den Vergabesystemen und eine bessere Kostenkontrolle müssten her.

Foto: Lammel

Bilder