In Ashgabat treffen wir das britische Team, mit dem wir an der Iranisch-Turkmenischen Grenze ausgeharrt hatten wieder und beschließen, das Nachtleben der Stadt zu erkunden. Um kulturelle Anpassung bemüht ist Wodka das Getränk unserer Wahl. Wir treffen eine Gruppe Piloten die für Turkmen Airlines arbeiten, sie geben uns den Tipp: „Betrinkt euch nicht. Wenn doch, geht auf keinen Fall zu Fuß durch die Stadt. Wenn ein Polizist euch betrunken aufgreift, geht ihr für 15 Tage ins Gefängnis und werdet dann deportiert.“ Kurz darauf treffen wir einen Pakistani der seit einiger Zeit in der Stadt arbeitet und noch einen Tipp für uns bereithält: „Nehmt keine Frau mit nach Hause. Manche von ihnen arbeiten sogar für die Polizei. Wenn ihr erwischt werdet geht ihr 15 Tage ins Gefängnis und werdet dann deportiert“. Alkohol und Zigaretten dürfen nicht in der Öffentlichkeit konsumiert werden, außerehelicher Sex ist strafbar. Der Abend wird länger und wir finden uns schließlich mit zwei Frauen, die die Briten angelacht haben, durch Ashgabat torkelnd wieder und entschließen uns, unsere Zelte auf einer Rasenfläche neben unseren Autos im Stadtzentrum aufzustellen. Im Nachhinein wissen wir nicht ob die Warnungen schlicht überzogen waren oder ob wir tatsächlich sehr viel Glück hatten. 500 Kilometer "sonstige Straße"Am nächsten Morgen statten wir der usbekischen Botschaft einen Besuch ab und erfahren zu unserem Leidwesen, dass wir fünf Tage auf das Visum warten müssten. Daraufhin entschließen wir uns, das Wagnis einzugehen und Uzbekistan zu umfahren, indem wir am Ostufer des Kaspischen Meers entlang direkt nach Kazakhstan reinfahren. Ein Wagnis deswegen, weil auf unseren sonst recht detaillierten Karten auf ca. 500 Kilometern Strecke zwischen Turkmenistan und Kazakhstan nichts weiter als ein kleiner weißer Strich eingezeichnet ist. Weiße Striche betitelt die Legende der Karte als „sonstige Straße“. Was genau das bedeutet, sollten wir bald herausfinden. Die Strecke führt uns am nächsten Tag durch die Wüste Karakoram, die achtgrößte Wüste der Welt. Im Reiseführer werden Varane, Skorpione, Schlangen und jede Menge weniger tödliche Tiere versprochen. Es bleibt bei Kamelen und Pferden für uns. Und einem kleinen Gekko der sich recht lebensmüde vor unser Auto legt. Wir konnte ihm ausweichen. Die erste Panne
Was nach Turkmenbashi kommt sind 400km der fürchterlichsten Straße der Welt. Mit Schlaglöchern die unser Auto in der Straße verschwinden lassen und steinigen Huckelpisten die 110% Konzentration erfordern sobald man mehr als 10 Kilometer pro Stunde schaffen will. Und das ganze bei 55°C. So kämpfen wir uns nach Kazakhstan durch. Dort angekommen geht es hoch bis nach Atyrau. Ab da gibt es graduelle Verbesserungen der Straßenverhältnisse bis 300km vor Astana endlich eine veritable Autobahn beginnt und wir in Glücksgefühlen ertrinken. Auf der Etappe ereilte uns die erste Panne. Nachdem wir gerade  ein Teilsegment der schlechten Straße beendet hatten und auf ein asphaltiertes Stück gekommen sind, haben wir ein riesiges Schlagloch mitgenommen, woraufhin das Auto kein Benzin mehr einspritzen wollte. Also halten wir nach einem Fahrzeug Ausschau, dass uns die fehlenden zehn Kilometer bis in die nächste Stadt ziehen kann. Nach einer Stunde finden wir dann endlich einen mit Steinquadern überladenen, ungesicherten Unimog, der sich daran macht uns zur nächsten Werkstatt zu ziehen. Auf halber Strecke jedoch kommt eine Bodenwelle, die dafür sorgt, dass uns zirka 30 der Steinquader entgegenfliegen. Das Abschleppseil ist lediglich 2 Meter lang weshalb uns nicht viel Zeit zum reagieren bleibt. Unser von den Wüstenstraßen und Schlaglöchern ohnehin gezeichneter Twingo wird nun also auch noch über einen halben Steinbruch gezogen. Hoffen auf das Russlandvisum
Die Werkstattbesitzer sind nette Leute und laden uns zum Abendessen ein während sie unser Auto reparieren. 4 Stunden später geht es dann auch schon weiter. In Astana angekommen erfahren wir, dass die anderen Teams gerade in Almaty sind. Wir haben es also geschafft und es sieht danach aus, als könnten wir uns an der russischen Grenze wieder vereinen, um uns von dort aus in die Mongolei aufzumachen. Das heißt es sähe gut aus wenn unsere Reisepässe nicht in der Post verloren gegangen wären und wir nicht der Möglichkeit beraubt gewesen wären uns das Russland Visum in Deutschland zu besorgen. So aber stehen wir in Astana und müssen hoffen das Visum für Russland zu bekommen. Wir gehen sofort  zur Botschaft um zu erfahren, dass man Visaanträge Donnerstags und Dienstags stellen kann. Heute ist Mittwoch, okay nicht so schlimm. Wir stehen am Donnerstag um 9 Uhr vor der Botschaft, es ist bereits eine ganze Heerschar um Einlass Bittender vor Ort. Wir warten. 11.30 Uhr: Wir warten noch immer. Wir klingeln an dem Botschaftstor. Die Stimme eines erstaunlich gut Englisch sprechenden Beamten der Botschaft ertönt und gibt uns zu verstehen zu warten, nachdem wir ihm unsere Situation mühevoll erklärt haben. 12.10 Uhr: noch 20 Minuten bis die Botschaft wieder schließt. Wir bekommen Panik. Wir können es uns nicht erlauben hier noch bis Dienstag zu bleiben. Die anderen Teams warten an der Grenze nicht ewig auf uns. Wir handeln. Klingeln erneut. Die Stimme des Russischen Beamten: „We have more than hundred Visa today, we can not accept anymore applications today, come back tuesday“ („Wir haben heute über hundert Visananträge. Wir können heute keine weiteren Anträge annehmen, kommen Sie bitte Dienstag wieder.“)Ein letzter verzweifelter Versuch von unserer Seite besteht darin die Klingel erneut zu drücken. Ein genervt klingendes „Hello?“.  Wir flehen den Beamten an:. „Wir haben keinen Ort zum schlafen. Wir müssen mit dem Auto in die Mongolei fahren. Wir müssen die Visadaten für die Folgeländer einhalten. Wir müssen zurück nach Bayreuth zu unserem Studium.“Die Antwort klingt vielversprechend: „Come back tomorrow at 4 pm. We will see what I can do for you then.“ („Kommen Sie morgen Nachmittag um 4 Uhr wieder. Wir werden dann schauen, was wir für Sie tun können.“)
Keine Visa aber immerhin eine ToiletteAm darauffolgenden Tage heißt es dann: „Sorry, we have no time for you now, come back on Tuesday.“ („Es tut uns leid, wir haben keine Zeit für Sie. Kommen Sie Dienstag wieder.“)„Is there any way we can explain our Situation to you face to face?“ („Gibt es eine Möglichkeit, Ihnen unsere Situation persönlich zu erklären?“)„You can try, but there are many Russians in here.“ („Sie können es versuchen, aber hier sind hauptsächlich Russen drin.“)Also eine Woche Astana, ohne überhaupt in die Botschaft reingelassen zu werden. Unsere Stimmung ist nicht so richtig gut gerade. Aber immerhin haben wir ein Apartment gefunden, in dem wir umsonst wohnen können. Wir haben eine Dusche, einen Kühlschrank und eine richtige Toilette. Das Leben könnte auch schlechter sein.