Bayern Kitas im Mittelpunkt der Warnstreiks

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Die größte Kundgebung fand in Nürnberg statt Foto: NEWS5/NEWS5 / Oßwald

In Oberfranken war am Weltfrauentag die westliche Region betroffen, in Ostoberfranken gibt es nächste Woche Aktionen der Gewerkschaften. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es in der Region auch in einer anderen Branche Streiks.

 
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Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben am Mittwoch vor allem Kinderbetreuungseinrichtungen getroffen. In vielen bayerischen Städten blieben kommunale Kindergärten und Krippen geschlossen. Teilweise wurde eine Notbetreuung angeboten. Der Warnstreik sei wie geplant angelaufen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Genaue Zahlen lagen zunächst nicht vor, er gehe aber von einer hohen Beteiligung mit sicherlich Tausenden Menschen aus.

Am Mittwoch gab es praktisch in allen Regionen des Freistaats Ausstände, zudem fanden Kundgebungen in München, Nürnberg, Regensburg und Ingolstadt statt. Der Schwerpunkt der Warnstreiks lag auf Kitas – unter anderem in München und Umgebung, Augsburg, Kempten, Ingolstadt, Schweinfurt und Oberfranken sowie Nürnberg. Die Mobilisierung war dabei offenbar gut: In Nürnberg wurden nach Angaben der Stadt von 130 kommunalen Kitas 125 bestreikt. Nur die restlichen fünf boten reguläre Betreuung an.

Der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Dirk Schneider sagte unserer Zeitung auf Anfrage, dass im Bereich Oberfranken-West die Kitas in Forchheim, Eggolsheim, Hausen und Buttenheim bestreikt wurden, außerdem das Jugendamt des Landratsamtes Forchheim und Einrichtungen der Lebenshilfe in Forchheim, Bamberg und Kronach. Rund 100 Streikende sind im Zug zur Großkundgebung nach Nürnberg gefahren. Für den Bereich Oberfranken-Ost ergänzte Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Tina Karimi-Krause: „In Oberfranken-Ost wurde diese Woche nichts bestreikt. Wir sind nächste Woche wieder mit am Start.“

Daneben gab es auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe Streikaufrufe, unter anderem in Mittelfranken, in der Lebenshilfe in Landsberg oder der Pfennigparade in München. Kliniken waren unter anderem in Nürnberg und Rosenheim betroffen.

Dass am Mittwoch vor allem in sozialen Berufen die Arbeit niedergelegt wurde, hing mit dem Weltfrauentag zusammen. „Wir kämpfen seit vielen Jahren für die Aufwertung der Sozialen Arbeit“, hatte Landesbezirksleiterin Luise Klemens bereits vor den Streiks erklärt. „Am Internationalen Frauentag wollen wir das jetzt in besonderer Weise deutlich machen.“

Die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) betonte: „Kita-Fachkräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sozialbranche müssen angemessen bezahlt werden. Es ist ihr Recht, eine bessere Bezahlung über Streiks einzufordern.“ Gleichzeitig appellierte sie „an alle Beteiligten, den Bogen nicht zu überspannen und am Verhandlungstisch im Sinne der Kinder und Familien schnell zu einer Einigung zu kommen“. Bayerns Familien brauchten eine verlässliche Kinderbetreuung.

Bundesweit hatten sich an den Warnstreiks in Kitas und sozialen Einrichtungen haben am Mittwoch nach Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa 70 000 Beschäftigte beteiligt. Einer Sprecherin zufolge gab es Arbeitsniederlegungen in fast allen Bundesländern – bis auf Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, wo der Internationale Frauentag ein Feiertag ist.

Verdi hatte zu den Aktionen aufgerufen, um im laufenden Tarifkonflikt für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen Druck zu machen.

Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft auch mit Blick auf die hohe Inflation 10,5 Prozent mehr Lohn für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Mindestens soll es aber 500 Euro mehr geben.

Die Arbeitgeber hatten unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro angeboten. Das bezeichnete die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, am Mittwoch als „Hohn“. Die nächsten und voraussichtlich entscheidenden Verhandlungen sind für Ende des Monats geplant. Bis dahin dürfte es weitere Warnstreiks geben.

Einen Arbeitskampf gibt es derzeit auch in der Metallindustrie: Für höhere Löhne haben am Mittwochnachmittag gut 200 Menschen vor den Werkstoren von Mann+Hummel in Himmelkron protestiert. Dazu aufgerufen hatte die IG Metall Oberfranken Ost.

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten der Branche acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro mehr für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll die Altersteilzeit verbessert werden.

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