Bakken Bears zu Gast Medi-Team erwartet dänischen Meister

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An den größten Bayreuther Problemen beim Hinspiel in Aarhus hatte Ryan Evans (links) wesentlichen Anteil mit 26 Punkten und 13 Rebounds. Beim Versuch, den Power Forward diesmal besser zu kontrollieren, kann der defensivstarke Lucky Jones (rechts) nicht mehr helfen, nachdem sich der Klub inzwischen von ihm getrennt hat. Foto: Sven Ammon Quelle: Unbekannt

BASKETBALL. Mit einem wegweisenden Heimspiel beginnt für Medi Bayreuth die Rückrunde in der zweiten Gruppenphase des Fiba-Europe-Cups. Mit den Bakken Bears aus dem dänischen Aarhus stellt sich am Montag um 18.30 Uhr einer der beiden punktgleichen Rivalen vor, mit denen sich die Gastgeber in Gruppe I um die ersten beiden Plätze und die damit verbundene Qualifikation für das Viertelfinale streiten. Die Ausgangsposition dieser beiden Kontrahenten erscheint sogar noch ein wenig günstiger als die des dritten Mitbewerbers Benfica Lissabon. Beide haben nämlich noch zwei Heimspiele vor sich, die Portugiesen dagegen nur eines (am 29. Januar gegen Bayreuth).

 
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Mindestens ebenso bedeutend erscheint die Begegnung aber als Revanche für das Hinspiel. Damals verloren die Bayreuther zum Auftakt dieser Runde beim dänischen Meister der letzten drei Jahre, der insgesamt sieben der letzten neun nationalen Titel gewonnen hat (2015 und 2016 „nur“ Vizemeister), in nie erwarteter Höhe mit 92:110. „Das war einer der blutleersten Auftritte, an die ich mich erinnern kann“, sagt Medi-Trainer Raoul Korner. Immerhin hat das nun aber bei der Einstellung seiner Mannschaft auf das zweite Duell auch eine gute Seite: „Jeder hat das Gefühl, da etwas gutmachen zu müssen.“ Das sei aber keinesfalls als Geringschätzung des Gegners zu verstehen: „Das ist schon wahrlich keine schlechte Mannschaft. Es ist ja nicht so, dass es absurd wäre, gegen die zu verlieren.“

Allzu weit waren die Bayreuther damals jedoch vor allem in der Defensive unter den eigenen Ansprüchen geblieben. Offensichtlich war das insbesondere in zwei Punkten: Mit 42 Rebounds eroberten die Dänen genau doppelt so viele wie die Bayreuther (Korner damals: „Das ist ein Witz!“), und ihre Distanzwerfer konnten glänzen wie sonst nur selten. 16 von 33 Dreiern verwandelten die Bakken Bears, die in den übrigen acht Spielen in diesem Wettbewerb gerade mal eine Trefferquote von knapp über einem Drittel vorweisen konnten (76/227). Neben dem überragenden amerikanischen Power Forward Ryan Evans, der außer der höchsten Punktausbeute (26; 3/6 Dreier) auch noch den größten Teil der Rebounds eroberte (13), und dem oft allzu leicht zum Korb ziehenden dänischen Nationalspieler Darko Jukic (21; 8/10 Würfe) tat sich insbesondere Michel Diouf hervor: Der senegalesische Center, der ansonsten mit genau 1/3 Dreier pro Spiel keinen Ruf als Distanzwurf-Spezialist genießt, traf gegen Bayreuth fünf von sieben Dreiern (22 Punkte).

„Wenn jemand so gut spielt, hat das immer zwei Gründe – und einer davon waren wir“, sagt Korner zu dieser selbst für den Gegner überraschenden Statistik. „Ein Stück weit nimmt man den Wurf von so einem Spieler schon in Kauf. Aber wenn es dann so läuft, muss man in der Lage sein, sich während des Spiels anzupassen. Das waren wir damals eben gar nicht.“ Allerdings zweifelt der Medi-Coach nicht daran, dass sich seine Spieler die Kritik nach dem Hinspiel zu Herzen genommen haben: „Wir haben das zeitnah und intensiv analysiert.“

Diese Vorzeichen könnte man dahingehend deuten, dass in der heutigen Partie noch einmal die defensiven Qualitäten von Lucky Jones gefragt gewesen sein könnten, der wegen der unterschiedlichen Ausländerregelung zusätzlich zur Bundesliga-Besetzung einsatzberechtigt war. Ein Argument gegen die kürzliche Trennung von dem auf nationaler Ebene überzähligen Amerikaner sieht Korner darin aber nicht: „Klar könnten wir ihn brauchen, aber wenn alle anderen ihren Job machen, wird sich die Schwächung in Grenzen halten.“

Hoffnung auf komplette Besetzung

Abgesehen davon, hofft der Bayreuther Coach auf seine komplette Besetzung. Ein paar Zweifel sind am ehesten bei Nate Linhart angebracht, der schon am Freitag in Ulm krankheitsgeschwächt war. Die Kniebeschwerden von Bastian Doreth, die den Kapitän in der Schlussphase zum Aussetzen zwangen, sollten dagegen abgeklungen sein: „Das tritt bei ihm immer auf, wenn wir in der kleinen Halle trainieren müssen“, erklärt Korner.

"Gute Phasen müssen noch stabiler werden"

Nur zwei Mal hat Medi Bayreuth bisher in dieser Saison einem Gegner eine dreistellige Punktzahl gestattet: zum zweiten Mal ausgerechnet drei Tage vor der Revanche für das 92:110 bei den Bakken Bears, und zwar mit dem 93:103 am vergangenen Freitag in Ulm. Viele Parallelen sieht Raoul Korner zwischen beiden Partien aber nicht: „In Ulm war das jetzt kein defensives Desaster“, sagt der Medi-Trainer. „Wir haben inzwischen immer Phasen, in denen wir auch defensiv gute Sachen machen. Aber das müssen wir noch weiter stabilisieren. Da haben wir auch im Training ein Augenmerk drauf.“

Entscheidend sei es in Ulm eher gewesen, dass man dem Gegner zu viele Punkte gestattet habe, die nur schwer zu verhindern sind: „Am Ende haben wir die Struktur im Angriff verloren und den Ulmern dadurch einfache Körbe aus dem Fastbreak ermöglicht. Und wir haben die zu oft an die Freiwurflinie geschickt.“ Im Halbfeldspiel sei die Verteidigung durchaus „okay“ gewesen: „Dass Zoran Dragic in der Lage ist, so aufzuspielen, muss man dann auch einfach mal zur Kenntnis nehmen.“

In dieser Hinsicht hat der Coach seine Erwartungen auch den Gegebenheiten angepasst: „Dass wir keine großartige Defensivmannschaft sein würden, ist mir im Grunde schon während der Vorbereitung klar geworden. Wir sind nun mal kein Team, das Spiele gewinnt, indem es den Gegner bei 60 Punkten hält.“ Dafür sah sich Korner auch in Ulm bestätigt mit seiner positiven Einschätzung der Entwicklung des Angriffsspiels: „Offensiv sieht das schon gut aus. Wir haben eine gute Ballbewegung, spielen mannschaftsdienlich und haben eine gute Balance zwischen Innen- und Außenspiel.“

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