B 303: Ausbau stößt auf Kritik

Von Andreas Gewinner
Nicht gerade viel Verkehr hier: Trotzdem soll die B 303 bei Schirnding vierspurig ausgebaut werden. Die Vorbereitungen haben dieser Tage mit Abholzungen begonnen. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Am Montag haben die Vorbereitungen begonnen für den vierspurigen Ausbau der B 303 auf der Höhe von Schirnding. Es ist der Rest von dem, was vor fast 20 Jahren als „Fichtelgebirgsautobahn“ gestartet war und auf heftigen Widerstand in der Region stieß. Aber auch der zusammengeschmolzene Rest eines einst ambitionierten Straßenbauprojekts wirft noch Fragen auf. Die Bürgerinitaitive B 303 Gefrees spricht vom Ausbau einer Straße auf Kreisstraßenniveau und von einem „Millionengrab“.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Darum geht es konkret: Das Staatliche Bauamt Bayreuth erweitert ab diesem Jahr die bestehende Ortsumgehung der B 303 bei Schirnding mit einer zweiten Fahrbahn, erläutert auf Nachfrage Fritz Baumgärtel vom Bauamt. Demnach werden die neuen Fahrstreifen auf der Nordseite der bestehenden Fahrbahn gebaut. Vor wenigen Tagen hat die „Baufeldfreimachung“ begonnen: „In einigen Bereichen entlang der B303 zwischen der Gemeindeverbindungsstraße Raithenbach-Hohenberg a.d. Eger im Westen und der Gemeindeverbindungsstraße Schirnding-Fischern im Osten sind Bäume zu fällen und Hecken zurück zu schneiden. Auch deren Wurzelstöcke werden für die Baumaßnahme entfernt.“ Die Arbeiten finden absichtlich außerhalb der Vogelbrutzeit (1. März bis 30. September) statt. Außerdem wird das Gelände auf Reste von Munition aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht. Und die vielleicht wichtigste Nachricht für Nutzer der Straße: „Die vorbereitenden Arbeiten können ohne Behinderung des Verkehrs auf der B 303 durchgeführt werden“, so Baumgärtel.

Das genaue Baufeld liegt zwischen der Raithenbachtalbrücke und der Röslautalbrücke jeweils ohne die genannten Brücken und hat eine Streckenlänge von 2,5 Kilometern. Der Spatenstich soll im Sommer 2017 geschehen, der eigentliche Streckenbau soll 2018 sein, die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant. Die Gesamtkosten liegen bei elf Millionen Euro.

Tschechen hinken hinterher

Das aktuelle Projekt ist Teil der geplanten Vierspurigkeit bis zur A 93 und weiter bis Marktredwitz West. Begründet worden war dies 2009 vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann unter anderem mit dem Argument, dass die Fortführung der B 303 auf tschechischer Seite bis Karlsbad bis 2013 komplett vierspurig ausgebaut sein soll. Doch aktuell klafft hier immer noch eine Lücke, mehrere Kilometer der Strecke sind auch heute noch zweispurig. Ähnlich der Befund bei der Fortführung bis Prag. Ein großer Teil der Stecke ist nach wie vor zweispurig und führt teils immer noch mitten durch Ortschaften. Nach den ursprünglichen Plänen der tschechischen Regierung hätte diese Route schon längst vierspurig ausgebaut sein sollen, Zieldaten wurden aber immer wieder in die Zukunft verschoben.

Da aktuelle Projekt bei Schirnding hat bereits seit Jahren Baurecht, aber die Finanzierung fehlte, von vielen wurde es deswegen schon totgesagt. Es ist im neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) nur noch unter „weiterer Bedarf“ eingestuft, im Gegensatz zum höher angesiedelten „vordringlichen Bedarf“. Die nun für manchen überraschende Bewilligung erfolgte jedoch noch nach dem alten Bundesverkehrswegeplan von 2003 kurz vor dessen Auslaufen. Und damit zu einem Zeitpunkt, als der Bund das Budget für Investitionen in den Straßenbau und -erhalt kräftig heraufsetzte.

BI will Bundesrechnungshof einschalten

Kritik an dem Vorhaben gibt es nicht nur aus Arzberg, direkt westlich von Schirnding, wo jetzt schon Wohnhäuser sehr nahe an der B 303 stehen. Sondern auch von der Bürgerinitiative Gefrees. Die argumentiert vor allem mit den Verkehrszahlen: „Nach den Berechnungsgrundlagen des alten und neuen BVWP ist eine zweispurige Bundesstrasse für 20.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt. Wenn sie derzeit nur von ca. 5000 KFZ genutzt wird und die Prognose nur 6000 Kfz voraussagt, sind das immer noch deutlich weniger als 20.000. Auf der B 303 herrscht das Verkehrsaufkommen einer durchschnittlichen Kreisstraße“, heißt es in einem offenen Brief der BI vom vergangenen Oktober an Bundsverkehrsminister Dobrindt. Die BI spricht von einem „Millionengrab nach veralteten und mittlerweile als falsch erwiesenen Prognosen“. Und verspricht: „Wir informieren parallel dazu auch den Bundesrechnungshof und den Bund der Steuerzahler über diese offensichtliche Fehlentscheidung.“

Bilder