Ausbildung zum Gießereimechaniker einzigartig in Bayern Berufsschule Pegnitz: ein heißer Job

Von Ralf Münch
Auf dem Weg zum Gießereimechaniker: Die Pegnitzer Berufsschule ist die einzige in Bayern, die diese Ausbildung anbietet. Foto: Münch Foto: red

Einen kühlen Kopf bewahren, wenn es heiß hergeht, das müssen die Schüler der Pegnitzer Berufsschule, wenn es um heißes Metall geht. Denn die Schule hier ist die einzige in ganz Bayern, die Gießereimechaniker in deren Ausbildung unterrichtet.

 
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Oder wie Jürgen Tauber, Fachlehrer für Metalltechnik sagt: „Wenn hier einer Faxen macht, dann machen wir Ärger.“ Es gibt ganz genau Regeln, etwa dass der Fluchtweg frei sein muss. Auf den Wegen, auf denen man sich bewegt, darf nichts herumliegen. In der Gießerei riecht es beißend. Dampf steigt aus den Sandformen auf, und die Frage, ob das gesundheitsschädlich ist, beantwortet Tauber auch: „Gesundheitsfördernd ist das nicht. Da entsteht etwa Kohlenmonoxid. Aber wir belüften ja auch sehr gut.“

Feuerfest

Die Schüler setzen sich ihre Helme und Visiere auf, ziehen sich ihre feuerfeste Bekleidung an. Sieht fast ein wenig nach einem Feuerwehrmann aus, und wäre es nicht so ein ernstes Thema, dann wäre das ganze Outfit auch ein tolles Faschingskostüm. Hier wird gerade Aluminium gegossen – 780 Grad Celsius ist das heiß. Manchmal wird auch Grauguss gegossen, das ist mit 1350 Grad dann noch um einiges heißer. Was dann aber auch schon keine besonders große mehr Rolle spielt. Denn egal, mit welchem flüssigen Metall man umgeht: Unachtsamkeit wird bitter bestraft. Und jeder, der sich schon einmal aus Versehen seine Finger in einem 250 Grad heißen Backofen verbrannt hat, kann sich vorstellen, mit welchen Temperaturen hier umgegangen wird. Und die Schüler, die hier lernen, haben im Gegensatz zu ihren zukünftigen Kollegen, die schon jahrelang in diesem Beruf sind, eben noch nicht die Routine.

Gefährlich

Es heißt ja immer, dass es irgendwann immer irgendwo und irgendwie ein erstes Mal gibt. Hier ist es nicht anders. Das erste Mal: Anspannung, Aufregung. „Wir wissen alle, dass das, was wir hier tun, gefährlich ist. Man muss sich unbedingt auf den anderen verlassen können. Man achtet auf jeden Schritt. Und stolpern, während man den Behälter mit dem flüssigen Metall zur Form trägt, wäre nicht besonders gut“, erzählt der 20-jährige Florian Brixner. Der hat eine Familientradition fortführen wollen. Sein Opa arbeitet schon als Gießer, sein Vater auch. Der Schüler wollte von Anfang an diese Ausbildung machen. Nach der Schule ergab sich allerdings nicht die Möglichkeit und er lernte Dachdecker, aus der „Not heraus“, wie er sagt. Nach dieser Ausbildung hatte es dann doch geklappt. „Das war klasse, denn es macht einen riesigen Spaß“, erklärt er weiter.

Zaungäste

Sogar Zaungäste stehen an der Seite, als das heiße Aluminium aus dem Schmelzofen in den Bottich gegossen wird. Zaungäste in Weiß sind das. Die kochen normalerweise, lassen es sich aber nicht nehmen, der Arbeit der Gießer zuzuschauen – sieht man ja auch nicht alle Tage. „Naja, wir gießen ja auch ab und zu Schokolade in Förmchen“, wird scherzhaft gesagt, als man nach dem Grund fragt, warum sich Schüler in Weiß in einen Raum, in dem dunkler Staub dominant ist, sich eine Auszeit vom Herd gönnen.

„Im Grund genommen ist dieser Job laut, körperlich anstrengend und dreckig. Daran gewöhnt man sich aber mit der Zeit. Aber für mich ist er definitiv besser, als in einem Büro zu arbeiten und den ganzen Tag auf einem Stuhl zu sitzen“, sagt der 24-jährige Alper Gerch zu dem Beruf, den er sich ausgewählt hat. Genauso wie Florian Brixner ist er zu dieser Ausbildung durch seinen Vater, der auch Gießer war, gekommen. Sein Vater sei es gewesen, der ihn dazu motiviert hatte – es scheint fast so, als ob es ein Gießer-Gen, das von Vater zum Sohn vererbt wird, geben würde. „Ab und zu, aber ganz selten, haben wir eine Frau auch dabei. Aber es ist schon so, dass das hier hauptsächlich ein Männerberuf ist“, sagt Studiendirektor für Metallverarbeitung, Günther Scholz. Die Schüler gießen an diesem Tag Türklopfer mit Löwengesicht. Eine lange Halbwertzeit haben die allerdings nicht, denn Aluminium ist nicht unbedingt billig, und andere Jahrgänge wollen auch noch etwas zum Gießen haben. Bald verliert der Löwe wieder sein Gesicht und wird zu dem, was er ursprünglich war: ein silbrig-glänzendes Metall ohne Form.

Gut bezahlt

Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Und hat man am Ende dann eine Arbeit, dann ist die richtig gut bezahlt. Ein Schüler, der bei einem bayerischen Automobilhersteller lernt und nach der Ausbildung dort arbeiten will, sagt: „2500 Euro netto.“ Wobei nur die wenigsten Arbeitgeber solch einen Lohn zahlen können. Und wer glaubt, dass der Beruf des Gießereimechanikers ein Beruf wäre, der, veraltet und vom Aussterben bedroht ist, weil immer mehr Maschinen die Arbeit übernehmen, der irrt. „Betriebe suchen händeringend nach Arbeitern. Das hier ist ein Beruf mit echter Zukunft“, sagt Studiendirektor Scholz weiter und fügt nach der Frage von Unfällen während des Gießens hinzu: „Gott sei Dank ist hier noch nie etwas passiert.“

Das Gießen sei dabei allerdings eine Arbeit, die die wenigste Zeit in Anspruch nimmt. Die Vorbereitung des Sandes, der mit Bindemittel versehen wird und in den die Form, die vom Auftraggeber gewünscht wird, gepresst wird, dauert länger. Und auch die Materialprüfung im Labor nimmt mehr Zeit in Anspruch. Hier überprüfen die Schüler den Guss nach Rissen oder nach Festigkeit.

Der Beste im Land

Und sowohl die Lehrer als auch die Schüler machen eine gute Arbeit: Denn in diesem Jahr wurde von der IHK ein Schüler zum besten Gießerei-Azubi Deutschlands gewählt.