Aufruf der Gesundheitsminister Mit Impfkampagne in den Herbst

Maximilian Busl, Lena Klimkeit und Sascha Meyer
Gesundheitspolitiker appellieren, sich vor dem Winter erneut gegen Corona impfen zu lassen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Gesundheitsminister Lauterbach möchte, dass sich 40 Millionen Menschen vor dem Winter impfen lassen. Auch der bayerische Gesundheitsminister ruft zur Immunisierung auf.

 
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Die Corona-Zahlen steigen wieder. Trotz des Sommers nehmen die Infektionen zu. Für den Herbst und Winter erwarten Virologen, Mediziner und Politiker eine weitere Welle, die über unser Land hinwegziehen wird. Um diese Welle abzumildern empfiehlt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dringend, sich impfen zu lassen. „Impfen ist und bleibt der wichtigste und wirksamste Schutz, den wir gegen Corona haben“, erklärte Holetschek auf Anfrage unserer Zeitung. Abgesehen von medizinischen Unverträglichkeiten gebe es für ihn keinen plausiblen Grund, warum man sich nicht impfen lassen sollte. Die Impfung schütze wirksam gegen schwere Krankheitsverläufe, das allein sei Motivation genug.

„Die Impfbereitschaft ist in den letzten Monaten spürbar weniger geworden, und das bedauere ich sehr. Bundesweit wie bayernweit haben etwas mehr als drei Viertel der Bevölkerung die Grundimmunisierung mit zwei Impfungen. Aber bei der ersten Auffrischungsimpfung liegt die Quote nur noch bei rund 60 Prozent“, sagte Holetschek weiter. Er empfehle allen, die erst eine, zwei oder womöglich noch gar keine Impfung haben, nun den Sommer zu nutzen, um sich impfen zu lassen.

Damit stößt Holetschek ins gleiche Horn wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser teilte auf Twitter mit, eine erfolgreiche Impfkampagne vor dem Winter müsste bis zu 40 Millionen Menschen erreichen. „Ideal wäre Impfkampagne mit bis zu 40 Mio Geimpften vor dem Winter“, schrieb Lauterbach in der Nacht auf Freitag auf Twitter und schloss sich damit Äußerungen des Virologen Christian Drosten an. Lauterbach fügte hinzu: „Im Winter müssen wir sehr gut vorbereitet sein, sonst droht ein Chaos.“

Der Leiter der Virologie-Abteilung der Berliner Charité hatte dem „Spiegel“ in einem Interview gesagt: „Wir müssten es schaffen, vor dem Winter noch einmal bis zu 40 Millionen Leute zu immunisieren oder mit einer Auffrischungsimpfung zu versorgen. Das würde wirklich etwas verändern.“ Es sei wichtig, dass die bisher verfügbaren Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie genutzt werden, betonte Drosten. Alte Menschen sollten viermal geimpft sein. „Auch den Rahmen, den es in Deutschland für die Kinderimpfungen gibt, sollten wir ausschöpfen, das ist bei Weitem noch nicht passiert. Alle anderen sollten mindestens dreifach und nach Wunsch auch vierfach geimpft sein.“ Im Herbst soll es eine neue Impfkampagne geben. Dazu ist Lauterbach nach eigenen Angaben bereits mit den Impfstoffherstellern in engem Austausch. Holetschek sagte dazu, alte und vorerkrankte Menschen sollten sich die vierte Impfung holen. „Je mehr Menschen sich bis zum Winter impfen lassen, desto besser ist das für unser Gesundheitssystem, vor allem aber für die Menschen selbst. Der Bund hat bereits angekündigt, die notwendigen Vorbereitungen zeitnah zu treffen. Ich nehme ihn hierzu beim Wort.“

Unterdessen präzisierte Lauterbach seine Vorstellungen, wie es künftig mit dem Testen weitergehen soll. Er hatte dieser Tage angekündigt, generell kostenlose Tests für alle könne es nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen nicht mehr geben. Am Freitag sagte Lauterbach, auch über den Sommer würden kostenlose Corona-Schnelltests angeboten – aber ausschließlich für Risikogruppen. Für alle anderen sollen „Bürgertests“ aber künftig drei Euro kosten. Darauf haben sich die Mitglieder der Bundesregierung geeinigt. Eine entsprechende Testverordnung soll ab dem nächsten Donnerstag gelten. Kostenlose Schnelltests sollen künftig weiter für vulnerable Gruppen möglich sein, darunter auch Kinder bis fünf Jahre, Frauen zu Beginn der Schwangerschaft und Besucher von Kliniken und Pflegeheimen.

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