Aufforstungsaktion Stadtwerke lassen Auenwald zurückkehren

Beim symbolischen Start der Aufforstung dabei (von links): Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer, Oberbürgermeister Thomas Ebersberger und stellvertretener Landrat Klaus Bauer. Foto: red

In der Nähe von Seybothenreuth forsten die Stadtwerke Bayreuth auf einem ihrer Grundstücke im Wasserschutzgebiet auf: Statt einer Fichten-Monokultur wird dort in den kommenden Jahrzehnten ein Auenwald wachsen. Ein Plus für die Artenvielfalt und für den Schutz des Trinkwassers.

 
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Zwischen Seybothenreuth und Draisenfeld liegt das Brunnenfeld Osterbrunnen, aus dem die Stadtwerke Bayreuth Wasser für ihre Trinkwasserversorgung gewinnen. Im dortigen Wasserschutzgebiet besitzt das Unternehmen Flächen, die seit jeher extensiv genutzt werden, damit ins Grundwasser nichts gelangt, was dort nicht hineingehört. „Schon seit längerem ist es aber unser Ziel, unsere Grundstücke nicht nur extensiv, sondern möglichst naturnah zu bewirtschaften“, wird Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth, in einer Mitteilung zitiert.

So sind bereits über 30 000 Quadratmeter Blühwiesen entstanden, aber auch der Waldumbau spiele eine große Rolle. „Das treibt uns um, weil in der Region im Laufe von Jahrzehnten viele Fichten-Monokulturen entstanden sind. Die leiden unter dem Klimawandel. Das sieht man überall – im Fichtelgebirge genauso wie hier in der Nähe von Seybothenreuth.“ Die Folgen: Borkenkäferbefall und zahlreiche Sturmschäden. Ein Bild, das sich auch auf einer gut 10 000 Quadratmeter großen Stadtwerke-Fläche am Laimbach bot. „Das Hanggrundstück mussten wir komplett roden, weil die Fichten krank waren und Stürmen nicht mehr standhalten konnten“, betont Bayer.

Neuer Weg

„Jetzt werden wir einen gänzlich neuen Weg gehen, denn wir wollen die Fläche möglichst naturnah gestalten. Zum einen natürlich für die Artenvielfalt vor Ort, aber auch um das Grundwasser bestmöglich zu schützen.“ Vorbild ist unter anderem eine Fläche der Stadtwerke bei Grassemann, wo sich die Stadtwerke bereits vor zwei Jahren mit ähnlichen Problemen konfrontiert sahen. „Dort haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth einen Klimawald gepflanzt, der die Herausforderungen der Zukunft meistern soll. Mittels Sensorik gewinnen wir dort Daten, die hoffentlich einen Teil dazu beitragen können, wie der Waldumbau in unserer Region gelingen kann.“

Fichten werden dieser Zukunft nicht ihren Stempel aufdrücken können. Auf der Stadtwerke-Fläche in der Nähe von Seybothenreuth soll vielmehr ein Auenwald entstehen. Vor allem Laubbäume werden angepflanzt, die besser mit dem stellenweise recht sumpfigen Boden zurechtkommen. Beispielsweise Schwarzpappeln und Esskastanien, Hainbuchen und Stieleichen. Auch die Flatterulme wächst nun auf der Fläche.

Profitieren wird von diesem Waldumbau auch die Qualität des Grundwassers, denn Nadelbäume wie die Fichte sorgen mitunter für einen zu sauren Boden. Im Laubwald werde die Humusschicht mineralischer, der pH-Wert steige und es kommen im Boden dann auch wieder Kleinlebewesen wie der Regenwurm vor. Das sorge für eine bessere Durchwurzelung und die Filterwirkung steige deutlich, wodurch weniger Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können.

Biber-Schutzzaun

Bis es aber soweit ist, müssen die Stadtwerke noch oft anpacken. Denn einen Wald großzuziehen, ist kein Selbstläufer. „In der Gegend sind auch Biber unterwegs, vor denen wir die jungen Bäumchen schützen müssen.“ Ein Biberschutzzaun war daher Pflicht. Ebenso wie ein Wildschutzzaun, der die jungen Triebe von der Speisekarte von Rehen nimmt. Auch die Pflanzen selbst brauchen eine regelmäßige Pflege. Konkurrenzwuchs wie Gras und Springkraut muss regelmäßig entfernt werden, damit die jungen Bäume genügend Licht bekommen. Die jungen Pflanzen brauchen Wasser. In der Anwachsphase wird während Dürreperioden gegossen, um den Bäumchen überhaupt den Start ins Leben zu ermöglichen.

Dass all das Geld kostet, weiß auch Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. „Alles in allem schlägt diese Initiative hier mit rund 7000 Euro zu Buche. Und dabei wird es nicht bleiben. Die Pflege dieser Fläche wird uns über Jahre begleiten, aber das ist es uns Wert.“

Mosaikstein

Gut investiertes Geld, findet auch Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der es sich nicht hat nehmen lassen, selbst ein Bäumchen zu pflanzen. „Die Brunnen hier im Landkreis sind enorm wichtig für die Bayreuther Wasserversorgung. Umso wichtiger ist es, dass unsere Stadtwerke ihre Flächen ebenso nachhaltig betreiben wie die Tiefbrunnen selbst. Insofern ist diese Pflanzaktion ein wichtiger Mosaikstein für die Trinkwasserversorgung von morgen. So können die Stadtwerke weitere Kooperationen mit Gemeinden aus dem Landkreis eingehen, indem sie ihnen Trinkwasser liefern, wodurch die Gemeinden ein zusätzliches Standbein für ihre Wasserversorgung gewinnen. Das Miteinander zwischen Bayreuth und den Gemeinden im Landkreis ist auch bei der Trinkwasserversorgung extrem wichtig.“

Eine Haltung, die Klaus Bauer, Stellvertreter des Landrats, teilt: „Wir freuen uns, wie ernst die Stadtwerke Bayreuth ihre Verantwortung als Wasserversorger nehmen und wie ganzheitlich das Unternehmen dieses Thema angeht. Diese Fläche bei den Osterbrunnen zeigt, dass es nicht damit getan ist, lediglich einen Tiefbrunnen zu betreiben. Wir müssen vielmehr stark darauf achten, das Trinkwasser für heute, aber auch das der künftigen Generationen, zu schützen. Dieser nachhaltige Ansatz macht zwar Arbeit und kostet Geld, ist aber der richtige Weg.“

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