Auf keinen Fall loslassen

Chris Paul zeigt auf, dass Musik bei Trauerbewältigung hilfreich sein kann. Begleitet wurde sie an der Gitarre von Udo Kamjunke. Foto: Harald Judas Foto: red

Zum 22. und vorerst letzten Mal hat im Kurhaus Bad Berneck eine Jahrestagung von „Agus – Angehörige um Suizid“ statt gefunden. Nachdem der Veranstaltungsort ab Jahresende nicht mehr zur Verfügung steht, gilt es nächstes Jahr zu improvisieren. Die Bad Bernecker Dreifaltigkeitskirche soll dann als Ersatzveranstaltungsort dienen. Wie es in danach weitergeht, ist offen.

 
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Im Mittelpunkt der Tagung standen auch in diesem Jahr der gegenseitige Austausch sowie Fach- und Betroffenenvorträge. Trauerbegleiterin Chris Paul aus Bonn stellte „Das Kaleidoskop des Trauerns“ vor. Die Idee dahinter: Es gibt sechs Felder, die jeder im Laufe des Trauerprozesses irgendwann betritt.

In der ersten Phase gehe es ums Überleben. Die Farbe im Kaleidoskop: orange, wie eine Warnweste. Denken sei in dieser Phase nicht möglich, sagt Paul.

Trauer unter erschwerten Bedingungen

Es folgt oft Aktionismus. Viele seien ganz lange in dieser Phase, sagt Paul. Erst wenn man sich sicherer fühle, kämen Gefühle ins Spiel. Paul sagt: „Das berühmte Loslassen war ein Kernirrtum.“ Zur Wirklichkeit des Todes gehöre, dass es weitergeht. Suizid komme plötzlich und man trauere unter erschwerten Bedingungen. Mitunter entwickelten sich dabei starke Gefühle: „Ich bin richtig wütend geworden“, erzählte Paul aus ihrer eigenen Erfahrung. „Macht die Welt offen für alle Gefühle, die da sind“, so ihr Appell. Im Lächeln des Lebenden, das Lachen eines Verlorenen zu erkennen, sei eine Strategie, verbunden zu bleiben.

Am Samstag hatte Annette Felix in einem ersten Vortrag an den Verlust der Eltern durch Suizid im Kindesalter erinnert. „Ein Tsunami, der mein Leben traf“, so die Umschreibung ihrer Kindheitserlebnisse. Die sie erst nach Jahrzehnten durch eine Begegnung mit Agus richtig aufarbeiten habe können.

Vorsitzende bleiben im Amt

In das Wochenende war auch die formelle Mitgliederversammlung des Vereins Agus eingebunden. Dabei wurde der Vorstand neu bestimmt. Der Vorsitzende Markus Eberl und sein Stellvertreter Gottfried Lindner blieben im Amt. Ab sofort ist Jürgen Wolff Schatzmeister, bisher war er Schriftführer. Andrea Zweifel ist stellvertretende Schatzmeisterin.

Die langjährige Schatzmeisterin Brigitte Schinner aus Kemnath wurde einstimmig zum Ehrenmitglied von Agus ernannt.

ju

Info: Die Selbsthilfeorganisation hat die Internetadresse www.agus-selbsthilfe.de.

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