Auerbach Wirtschaft Feinkost-Manufaktur eröffnet

Von Klaus Trenz

AUERBACH.

 
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In Plastik verpackte oder abgefüllte Lebensmittel sind ihm suspekt, Zusatzstoffe aller Art in Lebensmitteln mag er ganz und gar nicht, vor allem, wenn sie versteckt sind und von so genanntem Convenience Food (vorgefertigte Lebensmittel) lässt er generell die Finger: Markus Kropius, gelernter Koch mit jahrelanger Berufserfahrung, hat seine Vorliebe für natürliches und selbst gekochtes Essen in eine Geschäftsidee umgesetzt und schon im Frühjahr seinen Laden – die „Auerbacher Feinkostmanufaktur“ in der Oberen Vorstadt eröffnet: „Wir wollten nicht nur meckern, sondern es aktiv anpacken.“

Aktiv seit anderthalb Jahren

So richtig aktiv ist Kropius vor rund eineinhalb Jahren geworden, als er seine Idee von Soßen, Fleischgerichten und Suppen dem Thüringer Technologie- und Gründerförderzentrum (TGF) im Rahmen eines Förderprogramms vorstellte: Lebensmittel für drei bis sechs Monate im Glas haltbar machen, so wie es früher die Oma tat. Nur dass er das „Einwecken“, so wie das genannt wurde, verfeinerte und eine Methode entwickelte, die Keime, Bakterien und Schimmelpilze komplett abtötet, ohne dass darunter die Qualität des Lebensmittels leidet. „Das ist kein Hexenwerk“, sagt er.

Alles mit natürlichen Zutaten

Kropius war jedenfalls am Ziel: Essen – nur mit natürlichen Zutaten gekocht – auch haltbar zu machen. Es habe nicht lange gedauert, so erzählt der 39-Jährige, bis der erste Anruf eines Lebensmittelherstellers kam, der ihm für nicht wenig Geld, Idee, Rezept und das Knowhow abkaufen und die Vermarktungsrechte haben wollte. Kein Wunder: Der Trend des Verbrauchers geht mehr und mehr in Richtung gesunde Lebensmittel und zur bewussten Ernährung.

Trend erkannt

Den haben aber auch Kropius und seine Lebensgefährtin erkannt. Außerdem hatten sie die Nase voll von dem was in den Supermarktregalen an Lebensmitteln steht, die vollgepackt sind mit Zusatzstoffen, die keiner mehr kennt, wenn man sie überhaupt im Kleingedruckten auf der Packung entdeckt. „Es gibt viele verborgene Inhaltsstoffe“, sagt Kropius.

Angefangen beim Online-Lebensmittelhandel

Der Koch, der als gebürtiger Auerbacher im ehemaligen Hotel „Goldner Löwe“ sein Handwerk lernte und einige Stationen in der Gastronomie hatte, fing an als Ein-Mann-Firma für einen Online-Lebensmittelhandel zu produzieren. Daneben ging er ans Experimentieren. Viele Produkte kamen hinzu. Brühen, Marinaden, Apfelmus, Pestos, Brotaufstriche, Gemüse. Er probiert auch heute noch aus, aber nur mit hochwertigen Lebensmitteln und nie mit billigem Fleisch.

Vom Lebensmittellabor getestet

Und damit er auf der sicheren Seite ist, lässt er seine Produkte von einem Thüringer Lebensmittellabor auf Herz und Nieren testen. Obwohl er dazu vom Gesetzgeber als Kleinunternehmer gar nicht verpflichtet wäre. „Es gibt mir aber Sicherheit“, sagt Kropius. Und wenn mal etwas nicht funktioniert mit der Haltbarkeit, dann lässt er es sein: „Man muss auch Nein sagen können.“

Dem Onlinehandel den Rücken gekehrt

Dem Online-Handel hat er wieder den Rücken gekehrt und ist in seine Heimatstadt nach Auerbach gezogen, dort, wo seine Eltern leben und um die er sich kümmern will. Dass die ehemalige Bäckerei Speckner schon einige Zeit leer stand, kam ihm mehr als nur gelegen. Dort hat er seinen kleinen Laden eingerichtet und kocht zurzeit noch in einer Vorbereitungsküche seine Feinkost, das Essen für den Catering-Auftrag oder eine Reihe von Gerichten, die man bei ihm nach Vorbestellung frisch gekocht abholen oder wenn man etwas Zeit mitbringt, dort auch gleich an einem kleinen Tisch zu sich nehmen kann.

"noch lange nicht am Ende"

Nach und nach soll die große Backstube so umgebaut sein, dass er dort seinem Handwerk ohne beengte Verhältnisse nachgehen wird. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, so Kropius, womit er nicht nur das Vorhaben, im nächsten Jahr etwas Außengastronomie zu betreiben, sondern, auch was die Produktpalette betrifft.

Gäste können eigene Behälter mitbringen

Schon jetzt reiht sich im Laden Glas an Glas. Dazu gibt es beispielsweise offene „sauber produzierte“ Lebensmittel, wie Reis oder Nudeln, verpackt in Papiertüten. „Selbstverständlich können die Gäste ihre eigenen Behälter mitbringen“, sagt er. Kropius nennt seine Kunden Gäste, weil er eben aus der Gastronomie kommt und es nicht anders kennt. Wer warmes Essen mitnehmen will, dem kann er aber auch Behältnisse aus Styropor anbieten. Angeblich soll sich das Material in zwei Jahren auflösen.

Gäste bringen Gläser zurück

Was Kropius aber persönlich testen will: „Wir wollen so viel Müll wie möglich vermeiden.“ Ein Pfandsystem hat Kropius für seine Gläser nicht eingeführt. Seine Gäste bringen die Gläser in der Regel zurück. „Ich habe kaum Neuglasverbrauch“, sagt er. Die Deckel werden im Übrigen nicht mehr verwendet.

Angebote von den Großen

Mittlerweile hat Kropius weiter Angebote von Lebensmittelherstellern bekommen. „Die ganz Großen haben uns schon auf dem Schirm.“ Beeindruckt hat ihn das bis dato nicht besonders. Er weiß: Sobald auf Masse produziert werden muss, wird die Qualität seiner Lebensmittel nicht zu halten sein und die ist Kern seiner Geschäftsidee: „Das, was ich mache, ist zu 100 Prozent Handarbeit und das soll auch so bleiben.“ Er weiß, wie schwierig es für kleine Produzenten ist.

Netzwerke

Markus Kropius will kein Einzelkämpfer gegen die übermächtige Lebensmittelindustrie sein. „Ich suche den einen oder anderen, der der Industrie die Stirn bieten möchte.“ Sein Wunsch wäre ein Netzwerk von kleinen Produzenten, beispielsweise aus der Landwirtschaft oder der Imkerei. „Es kämpfen fast alle alleine für sich, die sauber und ehrlich produzieren.“ Es gäbe viele davon, die aber alle das gleiche Problem haben: Ihre Produkte auf dem Markt zu platzieren. „Ich würde gerne für regionale Anbieter eine Plattform bieten.“

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