Auch im Landkreis Wunsiedel Gewerkschaft beklagt Azubi-Mangel

Jugendliche müssten intensiver gefördert werden, damit sie einen Ausbildungsplatz finden, meint die Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Wirtschaft muss sich auf das neue Ausbildungsjahr besser vorbereiten. Das fordert Michael Grundl von der NGG Oberfranken.

 
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Der Ausbildungsmarkt im Kreis Wunsiedel steht unter Druck. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. Nach ihren Angaben registriert die Arbeitsagentur im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge 201 unbesetzte Ausbildungsstellen, 30 davon in der Lebensmittelindustrie. „Wir haben einen Azubi-Mangel. Gleichzeitig haben in Bayern 14 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Ein Phänomen, das auch viele junge Menschen im Kreis Wunsiedel betrifft. Sie haben damit nicht die besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt – auch was den Lohn angeht“, so Michael Grundl. Der Geschäftsführer der NGG Oberfranken beruft sich dabei auf Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

„Gefährlicher Trend“

Die NGG befürchtet einen „gefährlichen Trend“: Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, schafften immer seltener den Sprung in eine Ausbildung. „Es kommt darauf an, dass diese Jugendlichen intensiver gefördert werden“, so Grundl. Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen sollten bei der Ausbildungsförderung jetzt in den Turbogang schalten.

Betriebe sollten auf „Azubi-Lotsen“ setzen, die erst einmal an junge Menschen herankommen müssten, um sie dann für Ausbildungsberufe zu begeistern. Und wenn Jugendliche etwa Schwierigkeiten beim Lernen hätten, könne das für den Betrieb auch bedeuten, drei Jahre lang Nachhilfe anzubieten. „Denn das Pensum, das die Berufsschulen haben, überfordert viele junge Menschen“, sagt Grundl. Die Wirtschaft im Kreis Wunsiedel müsse sich für das neue Ausbildungsjahr besser präparieren.

„Das Potenzial erkennen“

Es sei grundsätzlich notwendig, mehr für den Job-Nachwuchs zu tun. „Das fängt damit an, das Potenzial zu erkennen, das in einem jungen Menschen steckt“, so Grundl. Ab diesem Sommer gebe es für Jugendliche außerdem Rückenwind aus Berlin: „Der Bundestag hat eine Ausbildungsgarantie beschlossen. Ab August haben junge Menschen damit Anspruch auf eine Ausbildung. Wer keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden hat, bekommt das Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung“, sagt Grundl.

Attraktiver sei die Ausbildung in einem Betrieb – also „mitten im Berufsleben“. Deshalb spricht sich die NGG Oberfranken zudem für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie aus. „Dabei zahlen alle Betriebe in einen Fonds ein. Wer ausbildet, bekommt dann aus diesem Topf einen Großteil der Kosten erstattet“, erklärt Grundl.

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