Auch der Gesangverein Engelmannsreuth hat mit massiven Nachwuchssorgen zu kämpfen Aus für den Jugendchor

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Auch beim Liederabend im Gemeindezentrum Bieberswöhrt hatte der Jugendchor seine Auftritte. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Eduard Schadly ist enttäuscht. „Es geht ein Stück Kultur verloren, das Land blutet weiter aus“, sagt der Vorsitzende des Gesangvereins. Der Grund: Der Kinder- und Jugendchor ruht seit dem Ende der Sommerferien.

 
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Im Herbst 2011 war er gegründet worden. „Wir wollten die Altersgruppe zwischen drei und elf Jahren abdecken“, sagt Schadly. Man wollte Nachwuchs bilden, denn der Erwachsenenchor wird immer älter. Bei den Frauen gehe es noch, aber gerade bei den Männern sind viele schon sehr alt. „Es fehlt einfach die nächste Generation im Chor, man kann keine jungen Leute mehr motivieren“, sagt er. Deshalb habe man im vergangenen Jahr auch die Ausrichtung des Himmelfahrtsgottesdienstes aufgegeben (wir berichteten). „Wir können das nicht mehr schultern“, sagt Schadly. Und auch beim jährlichen Chorfest im Herbst im Gemeindezentrum Bieberswöhr werde man von den Alten Herren des TSV Engelmannsreuth unterstützt.

Kinder kommen erst spät von der Schule

Ein großer Nachteil auf dem Land sei, dass die Kinder oft sehr spät von der weiterführenden Schule heimkommen. Schlechte Busverbindungen sind hier die Ursache. Und die Probenzeiten einfach so verschieben, gehe auch nicht, da die Chorleiterin, Iris Meier, mit der Betreuung mehrerer anderer Chöre ausgelastet ist.

Und es gebe viele Alternativangebote, die von den Jugendlichen bevorzugt werden. „Der Ballsport ist halt attraktiver“, so Schadly weiter. Und eine Kinderfeuerwehr ziehe die Kleinsten auch mehr an. Er habe schon auf verschiedenste Art und Weise versucht, für den Chor zu werben, aber irgendwann fehle die Motivation. „Wir machen das Ganze ja für die Bevölkerung und nicht für uns persönlich“, argumentiert der Vorsitzende. Aber es gebe gerade von der Bevölkerung zu wenig Anerkennung. Und keiner wolle mehr selber singen, an sich arbeiten.

Vereinsmitglieder schätzen Arbeit

Manchmal komme er sich vor, als würde er für sich selber betteln, sagt Schadly. Und er bewundere die Leute, die so einen Posten über einen längeren Zeitraum machen und nicht aufgeben. Die Vereinsmitglieder würden seine Arbeit schätzen, das weiß er, aber eben von außerhalb, da fehlt es oft.

Der Erwachsenenchor werde nun seine Aktivitäten auch zurückschrauben. Vielleicht werde man mal mit anderen Chören gemeinsam singen. „Aber ich werde niemandem hinterherlaufen“, sagt Schadly. Wenn kein Nachwuchs vorhanden ist oder Leute, die etwas machen wollen, sterbe so ein Verein. Man wäre ja bereit, wenn sich im Ort jemand fände, der die Chorleiterprüfung macht oder ein Instrument spielt, den zu unterstützen. „Mein Ziel war es, den Chor für die Zukunft aufzustellen. Das habe ich nicht erreicht“, sagt er resigniert. Zurzeit sind es rund 26 Aktive, die singen. Und: „Wir kämpfen weiter“, sagt Schadly.

Viele Alternativangebote

„Es haben viele der Kinder immer wieder pausiert“, sagt Chorleiterin Iris Meier. Auch sie sieht die Alternativangebote anderer Vereine und die langen Schulzeiten als Grund dafür, dass fast keiner mehr zu den Proben kam. „Die Chorarbeit mit Kindern ist nicht einfach, trotzdem ist es schade, dass es nun ganz ruht“, sagt sie. Sechs bis sieben Kinder seien es zum Schluss nur noch gewesen. Zu wenig für einen Chor. Nun müsse man überlegen, wie es weitergeht. „Vielleicht müssen wir es ganz anders aufziehen“, sagt Meier.

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