Artenschutz Landeskirche tritt Blühpakt bei

Besiegelten den Blühpakt zwischen Landeskirche und Freistaat mit dem Pflanzen eines Kirschbaums (vorne von links): Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Umweltminister Thorsten Glauber sowie (hinten von links) Dekan Volker Pröbstl (Selb), Landrat Peter Berek, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Dekan Peter Bauer (Wunsiedel) und Biologin Heidi Sprügel. Foto: Gerd Pöhlmann

Kirche und Freistaat wollen gemeinsam Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen schaffen. In Bad Alexandersbad unterzeichnen Regionalbischöfin und Umweltminister den Vertrag.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bad Alexandersbad - Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ist der Blühpakt-Allianz der bayerischen Staatsregierung beigetreten. Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Umweltminister Thorsten Glauber haben jetzt im Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) Bad Alexandersbad die Blühpakt-Allianz unterzeichnet. Die bayerische Landeskirche ist der dritte Allianz-Partner nach dem Bayerischen Golfverband und dem Landesverband Bayerischer Imker.

Vermittlung von Bewusstsein

Bei einer kleinen Feier auf der Terrasse des EBZ in Bad Alexandersbad – in einer Regenpause, die Teilnehmenden in großem Abstand und mit Masken – unterzeichneten Thorsten Glauber und Dorothea Greiner den Vertrag. Ziel der Beteiligten ist es, sich aktiv für mehr Arten- und Insektenvielfalt zu engagieren. Dazu gehört insbesondere das Anlegen von naturnahen und insektenfreundlichen Flächen, der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und, das wird ein Schwerpunkt im EBZ sein, die Vermittlung und Weiterverbreitung von Umweltwissen und -bewusstsein.

Dorothea Greiner erinnerte daran, wie mühsam früher Myriaden von Insekten von den Windschutzscheiben der Autos gekratzt werden mussten. „So lästig das war, so drängend wird der Schwund deutlich“, sagte sie. Es gelte, den Abwärtstrend zu stoppen, umzukehren und den Insektenbestand zu regenerieren. „Die Kirche wird den Freistaat in seinen Bemühungen vorbehaltlos unterstützen“, versprach die Landesbischöfin. Wer Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung habe, sei auf dem rechten Weg. „Wir müssen umkehren aus unserer Welteroberungsüberheblichkeit“, sagte Dorothea Greiner. Gott in seinem Erhaltungswillen nicht alleine zu lassen, sei die Aufgabe, der sich die Gesellschaft stellen müsse. Die Kirche werde dabei helfen, diese Theologie praktisch werden zu lassen.

Friedhof als Hort der Artenvielfalt

Alleine in den beiden Dekanaten Wunsiedel und Selb, für die die beiden Dekane Peter Bauer und Volker Pröbstl der Vertragsunterzeichnung beiwohnten, sind es 21 Flächen zwischen 14 und 18 000 Quadratmetern – alles in allem elf Hektar –, die im Sinne der Artenvielfalt entwickelt werden sollen. Flächen vor Jugendhäusern, Seniorenheimen und dem EBZ, Kirchenumgriffe und Friedhöfe – letztere gelten ohnehin als Hort der Artenvielfalt. „Viele werden sich umstellen müssen“, sagte Dorothea Greiner. „Eine nicht gemähte Wiese ist kein Zeichen von Faulheit, sondern eines des Schöpfungswillens.“

„Wir müssen Unordnung in die Köpfe hineinbringen“, stimmte Umweltminister Thorsten Glauber zu. „Wir kommen auch nach Hause, wenn man den Straßenbegleitpfosten nicht sieht.“ Die Kommunen würden durch weniger Mäharbeit Geld sparen und gleichsam einen Beitrag zur „blühenden Artenvielfalt“ an den Straßenrändern leisten. Glauber freute sich, dass auch die Kirche Verantwortung in Sachen Artenschutz übernimmt: „Wir können diesen Auftrag nicht nur an eine Bevölkerungsgruppe, die Landwirte, adressieren.“ Jeder sei gefordert, in seinem täglichen Tun Verantwortung zu übernehmen, sagte er.

Nicht nur die Landwirte

Der Blühpakt sei wichtig, weil er deutlich mache, dass Artenschutz ein gesamtgesellschaftliches Thema sei, sagte Pfarrer Andreas Beneker, Leiter des EZB. Er dankte allen Beteiligten, die sich in der Vergangenheit für den Blühpakt eingesetzt und dafür gesorgt hatten, dass dieser auch mit Bildungsleistung unterfüttert wurde. Dafür ist am EBZ Heidi Spügel verantwortlich. Die Diplom-Biologin übernimmt für drei Jahre die Projektleitung. „Wir sind froh und stolz, dass das Programm über Heidi Sprügel mit unserem Haus verbunden ist“, sagte Beneker.

„Es geht schlicht und ergreifend um die Schöpfung“, pflichtete Landrat Peter Berek seinen Vorrednern bei. Man könne nicht einfach sagen, „Landwirtschaft, kümmere dich!“, um Fehlentwicklungen rückgängig zu machen. „Das müssen wir schon gemeinsam tun, und dabei den Landwirten zur Seite stehen“, sagte der Landrat.

Unterstützung für Kirchengemeinden

Es sei ein dickes Brett, das der Blühpakt zu bohren versuche, sagte Kirchenrat Wolfgang Schürger, landeskirchlicher Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung. „Deutlich ist, dass die ökologischen Krisen aus dem Ruder laufen.“ Der Klimawandel sei nur eine der großen Bedrohungen. „Unser aktueller Lebensstil verursacht das sechste große Massensterben“, sagte Schürger. „Umso wichtiger ist es, ein Zeichen für den Artenschutz zu setzen.“

Der Wunsch von Regionalbischöfin Dorothea Greiner ist, dass sich möglichst viele Kirchengemeinden beteiligen. Im Rahmen der Blühpakt-Allianz erhalten kirchliche und diakonische Träger Beratung und Unterstützung, die Freiflächen um ihre Gebäude so zu gestalten, dass Igel, Apollofalter und Co. auf ihnen Lebens- und Rückzugsräume finden und Artenvielfalt entsteht.

Der Blühpakt Bayern
Der Blühpakt Bayern will den massiven Rückgang des Artenreichtums stoppen. Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich auf das Thema aufmerksam zu machen und ein blühendes Netzwerk in ganz Bayern zu schaffen. In Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Bürgern, Kommunen und Landwirtschaft werden in den nächsten Jahren konkrete Projekte umgesetzt.

Autor

Bilder