Aquaplaning So fahren Sie sicherer durch Regen und Sturm

red/
Aquaplaning stellt eine große Gefahr dar. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Der Frühling verteilt seine Wonnen ungerecht: Während in Teilen der Republik frühsommerliches Sonnenwetter herrscht, sind woanders Wind und Regen im Anmarsch – so kommen Autofahrer dort gut durch.

 
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Mist, war doch eben noch so schönes Wetter. Nun prasselt der Regen an die Autoscheiben und die Wischer kommen kaum noch nach. 

Wer bei heftigem Regen und starkem Wind unterwegs ist, schraubt besser seine Aufmerksamkeit hoch und beachtet ein paar Dinge. Für mehr Konzentration sorgt dann zunächst der Verzicht auf laute Musik oder intensive Gespräche, so der ADAC. Und logisch bei Unwettern: Jetzt greifen beide Hände fest ans Lenkrad.

Bei starkem Regen leidet die Sicht. Daher gilt: Tempo runter und noch mehr Abstand halten. Falls es nicht automatisch passiert, stellt man die Geschwindigkeit der Scheibenwischer entsprechend der hinab prasselnden Wassermenge ein und macht das Abblendlicht an.

Wird der Regen etwa auf der Autobahn extrem stark, orientiert man sich laut ADAC zum rechten Fahrstreifen, schaltet die Warnblinker ein und drosselt das Tempo – im Extremfall auf Schrittgeschwindigkeit. Im Zweifel fährt man an der nächsten Ausfahrt oder am nächsten Parkplatz kurz raus und wartet ab, bis das Unwetter vorbeigezogen ist.

Das Auto verliert die Bodenhaftung

Der Autoclub rät, bei schwierigen Witterungs- und Straßenverhältnissen generell „deutlich“ unter 80 km/h zu bleiben. Denn auf nassen Straßen kann es zu Aquaplaning kommen. Dann kann das Profil der Reifen das Wasser nicht mehr verdrängen und sie können aufschwimmen. Ab etwa 80 km/h sei das Risiko des Aufschwimmens deutlich erhöht, aber auch schon bei geringerem Tempo sei Aquaplaning möglich, so der ADAC. 

Das gilt verstärkt bei Autos mit abgefahrenem Reifenprofil. So sollten verschlissene Sommerreifen rechtzeitig ersetzt werden. Besonders kritisch könne es werden, wenn die Profiltiefe der Reifen unter 3,5 Millimeter sinkt.

So reagieren Sie bei Aquaplaning richtig

Bei Aquaplaning verliert das Auto temporär seine Bodenhaftung und wird quasi unkontrollierbar. Was ist dann zu tun? Das Wichtigste: Weder am Lenkrad drehen noch bremsen oder Gas geben. Sondern auskuppeln und das Auto rollen lassen, bis die Reifen wieder greifen können. Wer mit Automatikgetriebe unterwegs ist, sollte behutsam vom Gas gehen, damit keine Motorbremse erfolgt. Allerdings nicht die Fahrstufe wechseln.

Zwar kann es bei älteren Automatikautos sinnvoll sein, während des gefühlvollen Bremsens zusätzlich in die Fahrstufe N zu schalten. „Aquaplaning tritt aber meist plötzlich auf. In dieser Hektik dann auch noch auf N zu schalten, statt sich um die Kontrolle des Autos zu kümmern, kann die Fahrer überfordern“, erläutert ADAC-Sprecherin Katja Legner. Bei einigermaßen modernen Autos sei dies ohnehin nicht notwendig. Daher rät der Autoclub davon ab. 

Zudem kann es unmittelbar nach der Aquaplaning-Stelle notwendig sein, wieder Gas zu geben. Dann sei es ungünstig, wenn man erst mal wieder auf Automatik-Fahrstufe D schalten muss.

Ein Auto ist kein Boot

Vom Grundsatz her kann Aquaplaning auf allen Straßen mit erhöhtem Wasserstand auftreten. Dort, wo der Regen nicht richtig ablaufen kann, ist man aber besser besonders vorsichtig. Neuralgische Punkte dafür sind etwa Senken, Unterführungen, Spurrillen oder Kurven.

Die eingangs erwähnte erhöhte Aufmerksamkeit und der Verzicht auf laute Musik helfen auch dabei, auf drohendes Aquaplaning aufmerksam zu werden. Denn die Wahrscheinlichkeit steigt nicht nur, wenn man etwa Gischt- und Wasserschwälle an den Rädern vorausfahrender Autos beobachtet. Auch ein lautes Geräusch aus den eigenen Radkästen kann es ankündigen. Denn dann rausche dort überschüssiges Wasser durch und strahle an den Unterboden, so der ADAC. Weitere Warnsignale können unter anderem schwächer werdende Kräfte am Lenkrad und das Aufleuchten einer ESP-Warnleuchte sein

Übrigens: Überflutete Abschnitte oder Unterführungen umfährt man besser - vor allem, wenn sich die Wassertiefe nicht exakt abschätzen lässt. Wer schwungvoll durch zu tiefes Wasser fährt, riskiert Motorschäden. Wenn man das wagt, dann nur im Schritttempo. Eine ADAC-Faustregel: Der Schweller des Autos sollte gar nicht oder nur wenig eintauchen. Sonst kann auch Wasser in den Innenraum eindringen und unter anderem Steuergeräte unter den Sitzen beschädigen.

Spielball des Windes

Auch bei starkem Wind ist gedrosseltes Tempo das Wichtigste. Denn je langsamer das Auto nun fährt, desto besser lässt sich am Lenkrad noch reagieren. Erfasst eine Windböe das Auto, kann nur gefühlvolles Gegenlenken helfen. Wer hektisch am Lenkrad dreht, kann hingegen ins Schleudern geraten, warnt der Tüv Süd.

Bei Sturm sollte der Abstand zu Vorausfahrenden noch einmal erhöht und genug Seitenabstand eingehalten werden, falls auf der Gegen- oder Nebenfahrbahn Autos oder Lastwagen durch den Wind ins Schlingern geraten. Den übrigen Verkehr beobachtet man am besten noch intensiver.

Wer mit Anhänger unterwegs ist und bemerkt, dass dieser unruhig wird, sollte sofort Tempo herausnehmen und bremsen, um das Gespann zu stabilisieren. Das aber immer erst tun, nachdem man einen Blick in den Rückspiegel geworfen hat, um keinen zu gefährden.

Vorsicht beim Überholen

Große Fahrzeuge wie Busse und Lkw zu überholen, kann laut ADAC schnell brenzlig werden, wenn das eigene Auto aus deren Windschatten fährt und der Wind es plötzlich voll erfasst. Im Zweifel besser auf das Manöver verzichten und dahinter bleiben.

Besonders vorsichtig müssen Autofahrer bei starkem Wind zudem an Waldschneisen, Talbrücken sowie an Tunneleinfahrten und -ausfahrten sein. Denn plötzliche Böen oder Verwirbelungen sind gerade dort tückisch.

Das gilt vor allem für Fahrzeuge mit viel Angriffsfläche. Dazu zählen Gespanne mit hoch aufbauenden Anhängern, Transporter, Wohnmobile oder Lastwagen. Aber auch Dachboxen oder auf dem Dach montierte Fahrräder erhöhen die Angriffsfläche für den Wind.

Besser manchmal gar nicht mehr fahren

Baumreiche Strecken meidet man besser, wenn Stürme vorhergesagt wurden. Der ADAC rät, bereits ab Windstärke 5 (29 bis 38 km/h Windgeschwindigkeit) vorsichtig zu sein. Wird vor schwerem Sturm (ab Windstärke 10) oder Orkan gewarnt, empfiehlt der Autoclub: besser gar nicht mehr losfahren und besseres Wetter abwarten.

Wer unterwegs von heftigen Winden überrascht wird, bleibt im Zweifel am nächstmöglichen sicheren Platz stehen, rät der Tüv Süd. Also an einem Ort, an dem keine Gefahr durch herabfallende Äste oder umfallende Bäume droht.

Am Steuer von Fahrzeugen, die dem Wind besonders viel Angriffsfläche bieten, wartet man möglichst das Abklingen des Sturms ab. Es gibt Streckenabschnitte, auf denen für Gespanne bei stürmischer Wetterlage ohnehin ein Fahrverbot gilt.

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