Trumps Verhältnis zu Schweden ist von Beginn seiner Präsidentschaft an ein seltsames gewesen. Schon einen Monat nach Amtsantritt verwies er im Februar 2017 auf einer Kundgebung in Florida auf das skandinavische Land. "Schaut Euch an, was gestern Abend in Schweden passiert ist!", rief er seinen Anhängern damals in Zusammenhang mit Terrorangriffen und der aus seiner Sicht missratenen schwedischen Einwanderungspolitik zu.
Die Schweden waren damals überrascht - es hatte gar keinen Angriff bei ihnen gegeben. Sie zogen das Ganze dann einfach ins Lächerliche: Unter dem Hashtag #LastNightInSweden berichteten sie in den sozialen Netzwerken davon, was in Schweden am Vorabend passiert sei, etwa dass ein Ikea-Schrank falsch aufgebaut oder ein Bier getrunken worden sei. Ex-Außenminister Carl Bildt fragte öffentlich: "Schweden? Terrorangriff? Was hat er geraucht?"
Auch diesmal fand Bildt klare Worte für Trump. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit gelte für jeden und liege einer unabhängigen Justiz eben zugrunde, twitterte Bildt am Freitag. "So ist es in den USA, und so ist es gewiss in Schweden. Politische Einmischung in den Prozess ist eindeutig verboten! Klar?" In einem weiteren Tweet legte er nach: "Wenn Donald Trump versucht, in seinem eigenen Land die Justiz zu behindern, dann wird er mit den Grundsätzen der US-Verfassung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten."
Der Fall des Rappers hat in den vergangenen Wochen international immense Wellen geschlagen. Stars wie Reality-TV-Persönlichkeit Kim Kardashian und Popsänger Justin Bieber hatten Rockys Freilassung gefordert, Trump sich mit besagtem Anruf bei Löfven eingeschaltet.
Trumps jetzige Offensive dürfte weniger mit dessen Liebe zum Hip-Hop zu tun haben, sondern eher innenpolitische Gründe haben. Er scheint eifrig bemüht, seine Stellung bei Afroamerikanern zu verbessern.
Bei der Präsidentschaftswahl 2016 stimmten nur acht Prozent der afroamerikanischen Wähler für Trump, die überwältigende Mehrheit votierte damals für seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton. Eine Überraschung war das nicht: Die Community wählt traditionell Demokraten. Trump versucht trotzdem, seine Zustimmungswerte unter Afroamerikanern zu steigern.
Dem Präsidenten fehlt zudem seit langem die Unterstützung prominenter Künstler. Hollywood-Größen und Musiker kritisieren Trump und seine Politik regelmäßig. Ein wenig Dankbarkeit aus der Welt des Hip-Hop käme ihm daher gelegen. Dafür schreckt er offenkundig auch nicht davor zurück, eine ausländische Regierung verbal zu attackieren.
Der US-Präsident hat generell ein eigenwilliges Verhältnis zur Justiz. Er hat auch in der Heimat schon öfter einzelne Richter wegen unliebsamer Entscheidungen gerügt und ihnen Parteilichkeit vorgeworfen. Eigentlich ist es für Staats- und Regierungschefs tabu, die Unabhängigkeit der Justiz anzutasten oder in Frage zu stellen - zumindest in Demokratien.