Am Sonntag Vernissage im Bräuwerck Malertage: Inspiration an jeder Ecke

Von Anne Müller
Elfi Huebner aus Bayreuth und Karin Dietel aus Gefrees ließen sich in Neudrossenfeld inspirieren (von links). Foto: Andreas Harbach Foto: red

Zwölf Künstler, ein Ort und vielfältige Inspiration. Das sind die Zutaten, aus denen die Bayreuther Malerin Christel Gollner jährlich ihre Oberfränkischen Malertage zaubert. Und man kann beim Anblick der vielen Bilder, die in den drei Arbeitstagen in der vergangenen Woche entstanden sind, durchaus von einem Zauber sprechen, nämlich dem Zauber des Blickwinkels.

 
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Wer durch Neudrossenfeld gefahren oder gelaufen ist, kennt viele der abgebildeten Winkel. Doch die altbekannten und oft auch achtlos übersehenen Ortsecken auf Leinwand, auf Papier oder auf dreidimensionaler Leinwand zu sehen, das ist immer wieder überraschend.

Karin Dietel aus Gefrees ist heuer zum ersten Mal bei den Malertagen dabei. Mit strahlenden Augen packt sie die fünf Aquarelle aus, die sie für die Ausstellung und natürlich auch für den Verkauf gemalt hat. Die Farben leuchten, und bei einigen Bildern hat man den Eindruck, als ob die abgebildeten Gewitterwolken jeden Moment ein Unwetter loslassen wollten.

Freiheit zum Experiment

„Die Eindrücke, die ich hier vor und beim Malen sammeln konnte, die werde ich mir für lange Zeit bewahren können. Ich fand es klasse, dass ich auch experimentieren konnte.“ Beim Malen bekomme man so ziemlich alles mit, was um einen herum passiert, auch wenn man sich voll auf sein Werk konzentriert. Der Kuckuck, der in den Mainauen so oft zu hören war, habe sie fasziniert, denn daheim in Gefrees höre sie ihn viel seltener. Die Radfahrer, die an der Mühle gemütlich vorbei radelten, hatten ab und zu Zeit für einen kleinen Plausch, und gerade die Wetterkapriolen waren die Ursache dafür, dass ihre Bilder in solch lebendigen und leuchtenden Farben gehalten sind.

„Ja, ab und zu ein Gewitter-Wolkenbruch, das kam schon vor. Aber die Laune verhagelt hat uns das natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Die strahlenden Farben kommen sowieso nur richtig heraus, wenn man auch Dunkelheit malt.“ Beim Betrachten ihres Bildes „Mainauen bei Neudrossenfeld“ bekommt man exakt diesen Eindruck.

Knallige Farben

Die knallroten Mohnblüten wiegen sich vor dem hellen Kornfeld, der Ort dahinter liegt in frühsommerlicher Ruhe, aber der Sturm zieht schon auf. Die Gewitterwolken in ihrem dunklen Blaugrau hängen bedrohlich über dem nächsten Hügel, doch genau dieses Szenario liebt Karin Dietel über alles: „Wenn es knistert, ist es genau richtig.“

Elfi Hübner wurde vom Wetter nicht ganz so überrascht, denn sie skizzierte ihre Motive zwar draußen im Ort, doch die Bilder selbst malte sie in der Friedrich-von-Ellrodt-Schule mit Acrylfarben auf Leinwand. „Ich liebe Bäume und die Natur, deshalb habe ich die Tanzlinde hier in Neudrossenfeld ganz besonders lieb gewonnen“, erzählt die gebürtige Hoferin, die in Bayreuth lebt. „Ich bin zum achten Mal bei Christels Malertagen dabei und bin immer wieder fasziniert davon, wie gut man einen Ort in wenigen Tagen kennenlernen kann.“

Gemeinschaft der Künstler

Vier Acrylbilder und ein Tuschebild vom Skulpturengarten hat sie angefertigt, und eines davon ist sogar dreidimensional aufgebaut. Die „Sandsteinbank vor der Mühle“ tritt nicht nur durch die Perspektive von der Hausmauer hervor, sondern sie ist auch auf einem kleinen extra Keilrahmen gemalt, der auf dem eigentlichen Bild befestigt ist. Beide Frauen, Karin Dietel wie auch Elfi Hübner genossen besonders die gemeinschaftliche Arbeit mit den anderen Künstlern.

Fachsimpeln, Inspirationen sammeln, Blickwinkel vergleichen, aus den vielfältigen Erfahrungen der Kollegen lernen und natürlich das gemeinsame Arbeiten auf ein Ziel hin war für sie beide „ein Genuss. Wir treffen uns nur einmal im Jahr, und ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf diese gemeinsamen Arbeitstage freue“, sagt Elfi Hübner. Werden die beiden denn auch nächstes Jahr in Lichtenfels dabei sein? „Aber sicher!“

Eineinhalb Jahre Arbeit

Wenn am Sonntag Vormittag die Vernissage der 19. Oberfränkischen Malertage im Bräuwerck in Neudrossenfeld beginnt, dann ist der größte Teil der Arbeit für die Organisatorin Christel Gollner geschafft. Etwa eineinhalb Jahre braucht sie im Vorfeld, um alles so zu organisieren, dass die Arbeitstage, die Vernissage und die Ausstellung möglichst reibungslos funktionieren. Die Tage vor der Vernissage sind für sie noch einmal mit organisatorischen Herausforderungen gefüllt.

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