Am Hauptsitz Kronach Loewe will neue Firmenzentrale bauen

So soll der neue Firmensitz aussehen: links die Zentrale, rechts Produktion und Logistikzentrum. Foto: /Loewe

Nach zwei überstandenen Insolvenzen startet das Kronacher Unternehmen wieder durch. Bis 2026 sollen 25 Millionen Euro investiert werden – auch in neue Produktfelder.

 
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Kronach - Was Loewe für ihn so besonders macht? Aslan Khabliev schnauft kurz durch. „Darauf gibt es keine einfache Antwort“, setzt der Firmeninhaber an. Es habe viel mit Gefühl und Vertrauen zu tun. Das Vertrauen in eine starke Marke, die bisher einfach „unterhalb ihrer Möglichkeiten entwickelt“ worden sei. Andererseits das Gefühl, dass in dieser Marke ungeahnte Potenziale schlummern, „die andere nicht sehen, ich aber schon“. Potenziale, die er bei anderen Marken – Sharp beispielsweise – bereits heben konnte. „Deshalb glaube ich im Herzen fest daran, dass wir mit Loewe dauerhaft erfolgreich sein werden.“

Khabliev hat sich dieses Bauchgefühl bis jetzt einiges kosten lassen. Der aus Russland stammende und in der Schweiz lebende Geschäftsmann stieg 2019 als Investor ein. In ein Unternehmen, das zwei Insolvenzen hinter sich hatte – und am Ende schien. 35 Millionen Euro sind seither in die Wiederauferstehung Loewes geflossen. „Eigenfinanziert“, betont Technik-Vorstand Thomas Putz in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Seit der Neugründung der Loewe Technology GmbH Anfang 2020 sei die Zahl der Mitarbeiter von knapp 30 auf nunmehr 200 Beschäftigte gestiegen. 20 Produkte seien in dieser Zeit neu entwickelt worden. Das Vertriebsnetz in Deutschland umfasse mittlerweile 1500 Partner, man expandiere international – zuletzt bis nach Afrika.

Forschung und Entwicklung

Doch das soll nur der Anfang gewesen sein. Weitere 25 Millionen Euro will Aslan Khabliev in den nächsten fünf Jahren in das Unternehmen investieren – in eine neue Firmenzentrale am Hauptsitz Kronach. Die Werkshallen, von denen einige seit mehr als 70 Jahren stehen und entsprechend baufällig sind, sollen einem modernen Neubau weichen. Darin wird laut Thomas Putz künftig auf 10 000 Quadratmetern Fläche das innovative Herz der Firma Loewe schlagen – mit modernen Forschungs- und Entwicklungslaboren, offenen Workspaces, einem Kreativbereich und einem Showroom mit Museumstrakt. Eine Kantine sowie ein Fitness-Center werden zudem entstehen, eingebettet in eine Grünanlage, die Sport- und Freizeitaktivitäten für die Belegschaft ermöglicht. „Wir sind schon weit in unseren Gesprächen mit dem Architekten“, so der Technik-Vorstand. Im März nächsten Jahres wolle man den Bauantrag einreichen, 2023 den Spatenstich feiern – und schon ein Jahr später die neue Zentrale beziehen.

Damit dieser ambitionierte Zeitplan einzuhalten ist, wird planmäßig Mitte nächsten Jahres mit dem Abriss der Hallen begonnen. „Loewe wird neue Wege gehen, kein Stein bleibt auf dem anderen“, blickt Betriebsleiter Christian Alber voraus. Denn die Errichtung der neuen Firmenzentrale bilde lediglich den ersten von drei Bauabschnitten. Auch die Produktion, die weiterhin am Standort Kronach erfolgen werde, soll sich vergrößern. „Die Handmanufaktur wird ausgebaut und modernisiert“, kündigt Alber an. Da Loewe sich künftig nicht mehr ausschließlich als TV-Gerätehersteller sehe, sondern „neue Produktkategorien generieren wird“, müsse man auf 24 000 Quadratmeter expandieren. Dies gelte ebenso für die Logistik- und Lagerflächen, die auf 16 000 Quadratmetern neu organisiert werde.

Kooperationen geplant

Was den Geschäftsführern dabei wichtig ist: Loewe will nicht im eigenen Saft schmoren. Stattdessen wolle man sich noch intensiver als bisher mit anderen Unternehmen vernetzen. Dies gelte einerseits für Firmen, die schon jetzt als Mieter auf dem Areal in der Industriestraße tätig sind, andererseits für Start-ups – und natürlich dem Kronacher Lucas-Cranach-Campus der Hochschulen Coburg und Hof, mit denen „wir eine enge Kooperation anstreben“, wie Thomas Putz betont. Loewe wolle nicht mehr nur Fernseher herstellen, sondern moderne Elektronikbauteile. Diese könnten dann überall verbaut werden, in Haushaltsgeräten ebenso wie in Elektro-Autos, Handy oder Lifestyle-Produkten. Daher sei die neue Firmenzentrale ausdrücklich nicht nur für Loewe-Mitarbeiter konzipiert. Vielmehr soll sie als Technologie-Campus auch den kooperierenden Unternehmen zur Verfügung stehen. Ausgelegt werde der Bau auf 500 Beschäftigte.

Möglich wird die Umgestaltung des Werksgeländes überhaupt erst, weil sich die Firma Loewe vor wenigen Wochen mit der Stadt Kronach auf einen Teilrückkauf des Grundstücks geeinigt hat. 62 000 Quadratmeter der Fläche, die 2014 im Zuge der Loewe-Insolvenz von der Stadtentwicklungs GmbH erworben wurden, gehören seit dieser Woche wieder dem Unternehmen. Dem Deal – Bürgermeisterin Angela Hofmann spricht von einem „Meisterstück“ – seien lange und schwierige Verhandlungen vorausgegangen. „Sie hatten ihre Tiefen, aber auch ihre Höhen“, formuliert es Johannes Meitner, Geschäftsführer der Stadtentwicklungs GmbH. Am Ende aber profitierten beide Seiten davon: Loewe erhalte die Chance, sich weiter zu entwickeln, die Kommune könne mit den Einnahmen die Stadtentwicklung voranbringen.

Kaufpreis wohl bei knapp über fünf Millionen

Zur Höhe des Kaufpreises will sich am Donnerstag niemand konkret äußern. Thomas Putz macht dafür eine Rechnung auf: Man habe mehr als doppelt so viel bezahlt wie die Stadt Kronach, als diese 2014 das Gelände erworben habe. Da die Stadt seinerzeit 2,5 Millionen Euro investiert hat, dürfte Loewe demnach knapp mehr als fünf Millionen Euro für den Rückkauf auf den Tisch gelegt haben. Geld, das die Stadt Kronach laut Bürgermeisterin Angela Hofmann nun zweckgebunden für die Stadtentwicklung einsetzen will.

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