Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der in der Corona-Krise eher auf Merkels Linie liegt, will trotz zunehmender Kritik an seinem eher strikten Kurs festhalten. "Ich habe keinen Grund, meinen Kurs zu ändern", sagte der CSU-Chef der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Wir haben mit allen grundsätzlichen Einschätzungen Recht behalten."
Für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach gibt es nur zwei Möglichkeiten: freiwillige Kontaktbeschränkungen eines Jeden oder "immer neue Zwangs-Lockdowns". "Wird das Virus laufen gelassen, schießen die Zahlen so schnell in die Höhe, dass die Krankenhäuser überfordert sind und viel zu viele Menschen an Corona sterben", sagte der schon seit Monaten warnende Epidemiologe der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ("NOZ"/Samstag). "Wir müssen also ganz schnell die persönlichen Kontakte herunterfahren, damit wir nicht in einem Monat im Gesundheitsnotstand aufwachen."
Der Landkreistagspräsident Reinhard Sager wies auf die Probleme vieler Gesundheitsämter hin, die Masse an Neuinfektionen noch nachzuverfolgen. Die Länder forderte er auf, sie schnell personell zu verstärken, so wie im Sommer vereinbart. Auf Grundlage des Pakts von Bund und Ländern sei "derzeit noch keine Neueinstellung erfolgt", so Sager in der "NOZ". Der Pakt müsse rasch umgesetzt werden. "Seitens der Länder muss es hier um Schnelligkeit gehen."
Vizekanzler Olaf Scholz äußerte Verständnis für junge Menschen, die hungrig aufs Leben sind. "Ich verstehe alle, die jeden Tag voll auskosten, die feiern und Freunde treffen wollen", sagte der Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat dem Nachrichtenportal watson. Doch es brauche Geduld. "Die aktuellen Einschränkungen zum Schutz vor Corona sind für viele nervig, für andere bedrückend und für wieder andere auch wirtschaftlich eine Zumutung. Leider sind sie nötig, um Schlimmeres zu verhindern. Wir sollten weiter alles tun, um die zu schützen, die wir lieben und deren Gesundheit uns wichtig ist."
Im besonders betroffenen Berlin gelten ab Samstag neue Beschränkungen. Ein Mund-Nasen-Schutz muss nun auch auf Märkten und auf zehn besonders belebten Straßen, in Shoppingmalls und Warteschlangen getragen werden. Rund 1000 Polizisten wollen jeweils am Samstag und Sonntag kontrollieren, wie die verschärften Regeln eingehalten werden.
© dpa-infocom, dpa:201024-99-61568/4