Wölfe in und um den Veldensteiner Forst und in der nördlichen Oberpfalz werden seit Jahren beobachtet. Seit einigen Monaten häuften sich solche Sichtungen. In Höfen (Neuhaus/Pegnitz) und im Pegnitzer Ortsteil Horlach wurde am helllichten Tag jeweils ein junger Wolf fotografiert und gefilmt. Die Experten des Landesamts für Umwelt (LfU), das für das Wolfsmonitoring in Bayern zuständig ist, dokumentierten im Veldensteiner Forst 2018 fünf Welpen, 2019 weitere sechs und im vergangenen Jahr vier Tiere. Insgesamt geht man derzeit von acht Tieren aus. Bis dahin war alles recht harmlos. „Das junge Tier war einfach nur neugierig“, vermutete der LfU-Sprecher. Ende Februar war es dann mit der Ruhe vorbei. Durch die beiden Wolfsrisse in den Gehegen hat sich die Stimmung zumindest bei einigen Menschen nachhaltig geändert.
Während besorgte Bürger und Jäger jetzt „Maßnahmen“ fordern, brechen die BN-Ortsgruppen Auerbach und Pegnitz eine Lanze für den Wolf. „Wir möchten aufklären, welche Funktion der Wolf für unsere Lebenswelt hat und warum er deswegen auch nach EU-Recht geschützt ist“, sagt Gertrud Burger vom BN Auerbach. Man wolle klarmachen, warum eine Rückkehr dieser Tiere sehr zu begrüßen sei und wie der Mensch lernen könne, in guter Nachbarschaft mit dem Wolf zu leben, ohne Angst haben zu müssen. „Von der Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume profitiert ja auch der Mensch“, sagt Burger.
Das Landesamt für Umwelt (LfU) rät zur Gelassenheit: „Wölfe sind grundsätzlich vorsichtig und meiden Menschen, jedoch nicht menschliche Infrastrukturen (Straßen, Wege). In ihrer Raumnutzung passen sich Wölfe normalerweise an die Aktivität des Menschen an. Bereiche ihres Streifgebietes, in denen tagsüber viele Menschen anzutreffen sind, werden nur in der Nacht genutzt. Im Schutz der Dunkelheit laufen sie durchaus auch unmittelbar an bewohnten Häusern vorbei.“ Im Einzelfall können besonders Jungtiere neugierig sein. „Dies stellt aber keine Gefährdung des Menschen dar. Seit der erneuten Anwesenheit von Wölfen in Deutschland hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben“, so ein LfU-Sprecher.
Anders sieht dies Karl-Heinz Inzelsberger. Der Vorsitzende der Jägervereinigung Pegnitz weiß zwar, dass der Wolf unter Naturschutz stehe und nicht gejagt werden dürfe. „Wir werden uns auch hüten, dem Tier zu nahe zu kommen“, sagte der Jäger Anfang des Jahres. Es sei aber bedenklich, wenn der Wolf seelenruhig durch die Dörfer laufe. „Wenn er zu zutraulich wird, ist das nicht in Ordnung.“ Der Jäger verweist auf ein weiteres Problem: den Jagdtrieb des Raubtiers. „Im Veldensteiner Forst reißen die Wölfe viel Wild und sie sind auch für die Weidetiere gefährlich, wie man ja gesehen hat.“ Inzelsberger: „Erst wird der Wolf aufwendig angesiedelt und dann muss man viel Geld ausgeben, um die Schäden, die diese Tiere anrichten, auszugleichen. Da ist die Politik gefordert.“
Wolf darf nicht geschossen werden
Die SPD-Landtagsfraktion lehnt eine Freigabe des Wolfes zum Abschuss strikt ab. Der Umweltexperte Florian von Brunn betont, dass der Wolf durch internationale Abkommen, europäisches Recht und das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist und kritisiert die CSU: „Wer jetzt nach Abschuss ruft, fordert zum Rechtsbruch auf und ermutigt kriminelle Wilderer!“ Die Rückkehr des Wolfs ist für den Umweltpolitiker ein Erfolg der europäischen Naturschutzpolitik: „150 Jahre nach seiner Ausrottung fasst der Wolf in Mitteleuropa wieder Fuß. Das sollte man begrüßen und nach pragmatischen Lösungen für die Probleme suchen.“ Die geltende Rechtslage zum jetzigen Status des Wolfs reicht nach von Brunns Meinung völlig aus. Die Tötung einzelner Wölfe, die sich auffällig verhalten, sei, wenn alle andere Mittel versagen, bereits heute erlaubt und auch schon erfolgt.