Ein Tierschutzverband hat kein Verbandsklagerecht
Nach Franzes Ansicht sollten auch Tierschutzorganisationen ein Verbandsklagerecht haben. Verbände, die sich für Umweltthemen oder behinderte Menschen engagieren, haben das Recht zu klagen. Wenn aber irgendwo eine Schweinemast steht und die Tiere leben dort in einem katastrophalen Zustand, dann kann ein Tierschutzverband nicht klagen. Zumindest noch nicht in Bayern. "Sie können bei der Polizei oder dem Veterinäramt Strafanzeige stellen, aber sie können das Verfahren danach nicht mehr verfolgen, sie haben keine Akteneinsicht", sagt Franze.
"Ich bin der Meinung, dass Tiere weder leiden noch getötet werden sollen", sagt Franze. Ihren eigenen Hund rettete Franze aus einer Tötungsstation auf Mallorca. Sie machte dort gerade Urlaub und kontaktierte mehrere Tierschutzorganisationen. "Ich konnte es mal wieder nicht lassen", sagt sie. Als sie wieder in Deutschland war, erhielt sie eine E-Mail mit Bildern von fünf Hunden, die getötet werden sollten. Sie entschied sich für die braun-weiße Mischlingshündin Lupa.
Es gibt nicht viele Rechtsanwälte, die sich auf Tierrecht spezialisiert haben. Die Telefonauskunft von anwalt.de nennt zwei Kanzleien in Bayreuth, die sich mit Tierrecht beschäftigen. Allerdings sind die Rechtsanwälte dort nicht verpflichtet ihre Tätigkeitsschwerpunkte zu nennen. Bei der Rechtsanwaltskammer Bamberg, zu der auch Bayreuth gehört, ist das Tierrecht überhaupt nicht aufgelistet.
"Ich dachte, Bobby überlebt den Angriff nicht mehr", sagt Tieranwalt René Thalwitzer
Sein vierjähriger Mops Bobby ist schuld, dass Rechtsanwalt René Thalwitzer sich auch mit Tierrecht beschäftigt. Sein Hund wurde zweimal vom gleichen Hund angegriffen. Ein großer Mischlingshund rannte ungeleint umher, ein Besitzer war nicht in der Nähe. Er packte Bobby am Nacken und schüttelte ihn wie eine Beute hin und her. „Ich dachte, Bobby überlebt den Angriff nicht mehr“, sagt Thalwitzer. Der 37-Jährige musste dazwischen gehen. Nach dem Schock kaufte sich Thalwitzer erst einmal Bücher zum Thema Tierrecht. „Ich will wissen, wie Tierrecht funktioniert“, sagte er sich damals.
Thalwitzer hat oft mit Beißvorfällen zu tun: Großer Hund beißt kleinen Hund, Hund beißt Mensch, Hund springt Menschen an, dieser stolpert und verletzt sich. In einem Fall ging ein angeleinter Hund mit seiner Besitzerin an einer Passantin vorbei. Der Hund erschrak und zwickte ihr ins Bein. Eine Haftpflichtversicherung für das Tier hatte die Besitzerin nicht abgeschlossen. Sie musste daher die Kosten selbst zahlen.
Man sollte die Tierhaltersprache verstehen
„Für ihre Tiere machen die Mandanten alles“, sagt Thalwitzer. Deswegen sei es seine Aufgabe Vertrauen zu schaffen. Dass er selber Tierbesitzer sei, helfe da natürlich. Wichtig sei auch, dass er die Tierhaltersprache verstehe. Begriffe wie die Schleppleine oder die Flexileine für den Hund sollte er schon kennen. „Der größte Irrtum einiger Mandanten liegt darin, dass sie glauben, dass sie nichts dafür können und deswegen auch nicht schuld sind“, sagt Thalwitzer. Nach dem Gesetz komme es aber nicht darauf an, ob ein Verschulden vorliege, haften müsse der Halter trotzdem.
Thalwitzer versteht sich als Interessenvertreter der Tiere, der auch erst einmal Ruhe in den aufgewühlten Gemütszustand der Tierbesitzer bringen muss. „Man darf das Tier nicht aus den Augen verlieren“, sagt Thalwitzer. Mit einem Tierrechtsfall wurde Thalwitzer schon während seiner Referendarszeit konfrontiert. Ein Falke stand auf den Isolatoren eines Mastes und erlitt einen Stromschlag. An den Ausgang des Falles könne er sich nicht mehr erinner, aber geprägt hat es ihn trotzdem.