Der erste sichtbare Prostest ist abgeebbt, oder besser: abgenommen. Die drei Schilder, mit denen sich Unbekannte am vergangenen Sonntag dagegen gewehrt hatten, dass die Familienferienstätte verkauft und in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden soll, sind am Montagabend schon wieder verschwunden.

Die Sorge aber ist noch da – allerdings anders, als in vergleichbaren Fällen, sagt Matthias Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat: „Oft heißt es: Die wollen wir nicht.“ In Immenreuth heißt es: „Es sind so viele.“ 211 Betten hat die Familienferienstätte, würde sie an die Kewog (Kommunale Entwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH) verkauft und voll mit Asylbewerbern belegt, hätte der Ort insgesamt 2026 Einwohner – etwa zehn Prozent von ihnen wären Flüchtlinge.

"Wir wissen ja nichts"

„Ich glaube nicht, dass Immenreuth geeignet ist. Keiner weiß, was so viele Asylbewerber mit einem so kleinen Ort machen“, sagt deshalb Chris Nipper, der nicht weit von der Ferienstätte entfernt wohnt. „Angst müssen wir nicht haben“, sagt hingegen sein Nachbar Matthias Hautmann. „Aber reichen die Plätze in Schule und Kindergarten? Kommen überhaupt Familien?“

„Wir wissen ja nichts“, auch das hört man oft in Immenreuth – und das sei ein fataler Fehler, sagt Weinzierl: „Probleme gibt es nicht bei einer zu hohen Flüchtlingsquote.“ Sondern dann, wenn sich eine Gemeinde nicht frühzeitig Gedanken mache, wie die Flüchtlinge integriert werden können.

Keine Stellungnahme

Peter Merkl, Immenreuths Bürgermeister und gleichzeitig einer der Gesellschafter der Ferienstätte, hält davon nichts: Eine Bürgerversammlung werde es erst geben, wenn klar sei, was mit dem Haus geschehe.

Wie der Kurier erfuhr, diskutierte er darüber gestern Abend nicht-öffentlich mit Landrat Wolfgang Lippert und den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden. Diese sind gleichzeitig Gesellschafter des Naturerlebnisbads, das in der Nähe des Hauses Immenreuth liegt. Eine Stellungnahme wollte keiner der Beteiligten abgeben.

Alexandra Küffner, stellvertretende Leiterin der Familienferienstätte, hingegen sagt: „Wir haben schon lange geahnt, dass hier Asylbewerber rein sollen, aber letzte Woche haben wir es bestätigt bekommen.“

Foto: Fürst