Von den mehreren Dutzend Verletzten liegen noch mehr als 20 im Krankenhaus. Inzwischen wurden viele Opfer beigesetzt. Allein auf den Friedhöfen in Christchurch standen am Freitag 26 Beerdigungen an. Nächste Woche soll es auch eine nationale Trauerfeier geben.
Nur Stunden nach der Feier warb der neuseeländische Vize-Premier und Außenminister Winston Peters in Istanbul bei einer Debatte zum Thema Islamfeindlichkeit um Vertrauen. "Die Ansichten der Extremisten sind nicht unsere", sagte er bei dem "Notfall-Treffen" der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vor Dutzenden Außenministern islamischer Staaten. Peters sagte, die Polizei habe die größte Ermittlung in ihrer Geschichte begonnen. Der Attentäter werde den Rest seines Lebens in Einzelhaft verbringen.
Peters antwortete damit auch auf scharfe Worte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach der Tat. Die hatten in Neuseeland Empörung ausgelöst. Vor seinem Türkei-Besuch hatte Peters angekündigt, "Missverständnisse aus dem Weg räumen" zu wollen.
Erdogan hatte die Moscheeangriffe im Wahlkampf für Brandreden gegen die "Islamfeindlichkeit" des Westens genutzt und Neuseeland dafür kritisiert, dass es den Täter ohne die Todesstrafe zu leicht davonkommen lasse. Sollte Neuseeland ihn nicht zur Rechenschaft ziehen, werde die Türkei es tun. Die Türkei präsentiert sich auch in anderen Konflikten regelmäßig als Schutzmacht verfolgter Muslime.
Weitere Äußerungen hatten zu einem diplomatischen Zwischenfall mit Australien geführt. Auch dass Erdogan im Wahlkampf die vom Täter gefilmten Bilder von der Tat zeigte, brachte ihm Kritik ein.
Anscheinend um Schadensbegrenzung bemüht, sagte Erdogan während seiner Rede bei dem OIC-Treffen: "Ich möchte der neuseeländischen Regierung und besonders Premierministerin Jacinda Ardern danken für ihre Sensibilität und ihre entschlossene Haltung." Sie sollte allen Regierungschefs ein Vorbild sein. Er forderte aber auch einen entschlosseneren Kampf gegen Islamfeindlichkeit.
"So wie die Menschheit nach der Holocaust-Katastrophe den Antisemitismus bekämpft hat, muss sie mit derselben Entschlossenheit gegen die wachsende Islamfeindlichkeit ankämpfen", sagte er. Vor allem westliche Medien und Politiker müssten Selbstkritik üben und ihre Rhetorik überdenken.
Peters sagte in einer Pressekonferenz am Nachmittag, die Unstimmigkeiten mit der Türkei seien nun ausgeräumt. Er habe Erdogan nicht gebeten, das Gewaltvideo nicht mehr zu zeigen. "Denn das machen sie nicht mehr." Nur Stunden später ließ Erdogan allerdings bei einer Wahlkampfrede in der Provinz Konya wieder Ausschnitte abspielen.