Die Neuhauser leben friedlich zusammen – trotz 50-prozentiger Asylbewerberquote Die Dorfgemeinschaft hält

Von Sarah Bernhard
 Foto: red

211 Asylbewerber auf 1815 Immenreuther. Das ist der – unwahrscheinliche – Extremfall, gegen den sich an Freitag in Immenreuth eine Bürgerinitiative gründen will. Doch das ist nichts gegen Neuhaus, einen Teilort von Berching. Dort kommen 23 Flüchtlinge – auf 23 Einwohner.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Idyllisch liegt das kleine Jagdschloss zwischen Feldern und Wald, umringt von nur einer Handvoll Häuser. Neuhaus heißt dieser Ortsteil von Berching, südlich von Neumarkt in der Oberpfalz, 46 Einwohner hat er. Die Hälfte von ihnen: Asylbewerber.

Seit eineinhalb Jahren beherbergt das Jagdschloss Flüchtlinge, nicht alle Neuhauser seien begeistert, sagt Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich. Angst habe aber keiner mehr, „und die Dorfgemeinschaft hat das auch nicht zerstört“. Recht schnell hätten alle zusammen Fußball gespielt, die Flüchtlingskinder gingen normal in die Schule, einer der Asylbewerber repariere mit Begeisterung Fahrräder.

Das Problem in Neuhaus, sagt Bürgermeister Eisenreich, sei ein anderes: „Die haben keinerlei Möglichkeit, sich zu beschäftigen.“ Busse gebe es nicht und Neuhaus selbst biete keine Unterhaltung. Eine reguläre Beschäftigung dürfen Asylbewerber frühestens nach einem Jahr aufnehmen.

In Immenreuth wären diese Probleme weit weniger drängend: Es gibt Geschäfte, Vereine, das Freibad. Dazu kommt, dass die Regierung der Oberpfalz laut Pressesprecher Joseph Karl in Immenreuth am liebsten syrische Flüchtlinge unterbringen würde. Diese fallen unter Paragraf 23 des Aufenthaltsgesetzes, der besagt, dass die Bundesrepublik Menschen aus humanitären Gründen für eine bestimmte Zeit Schutz gewähren kann. In diesem Fall genau solange, bis der Bürgerkrieg in Syrien beendet ist. „Der normale Asylbewerber will kommen und dableiben, diese Flüchtlinge sind mit dem Ziel hier, wieder nach Hause zu gehen“, sagt Joseph Karl. Zudem dürfen sie schneller arbeiten als Asylbewerber.

Ob Flüchtlinge oder Asylbewerber, Alleinstehende oder Familien kämen, wisse allerdings auch die Regierung der Oberpfalz erst kurz vor deren Ankunft. Davon werde abhängen, wie viele Personen nach Immenreuth kämen: „Wenn wir ein Ehepaar in einem Appartement unterbringen, können wir nicht einfach noch einen dazu stecken.“ Sicher sei jedoch, dass die Familienferienstätte nicht bis zum letzten Platz genutzt würde.

Würde, denn bisher ist das alles nur Theorie: „Wir wissen immer noch nicht, ob wir das Gebäude bekommen“, sagt Joseph Karl. Bernd Büsching, Geschäftsführer der Kewog (Kommunale Entwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH), bestätigt: „Wir haben noch nichts unterschrieben.“ Dabei bräuchte die Regierung das Gebäude dringend: „Die Oberpfalz muss jede Woche 35 Flüchtlinge aufnehmen, wir nehmen, was wir kriegen können“, sagt Josef Karl. Auch Massenunterkünfte, wie die in Immenreuth, bei denen die Gefahr besteht, dass die Asylbewerber im Ort keinen Anschluss finden.


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Freitagsausgabe (31. Mai) des Kuriers.

Foto: Fürst

Bilder