"Logistische Schwierigkeiten" erzeugt
"Die Rechtsextremisten haben logistische Schwierigkeiten, sich zu treffen und auszutauschen." Oberprex sei deshalb ein wichtiger Ort gewesen - und der falle nun weg. Auch sonst registriert Becher hoffnungsvolle Zeichen - beim Wunsiedler Aufmarsch seien etwa deutlich weniger Neonazis dabei gewesen als noch in den Jahren zuvor.
Auch die evangelische Diakonin Sabine Dresel stellte Erleichterung in der Region nach dem Verbot des «Freien Netzes Süd» fest. Sie ist im Herbst 2013 eigens angestellt worden, um sich in Regnitzlosau um Jugendarbeit und Extremismusprävention zu kümmern. Rechtsextreme hätten allerdings gegen die Beschlagnahmung des Anwesens geklagt, deshalb herrsche inzwischen auch Unsicherheit: "Was tun wir, wenn sie wiederkommen?"
Die evangelische Kirche engagiert sich stark im Kampf gegen braune Umtriebe. "Frau Dresel macht eine ganz wichtige Arbeit. Es ist gelungen, dass Menschen klar Flagge zeigen gegen Rechts", sagt der Hofer Dekan Günter Saalfrank. "Nach der Schließung des Hauses in Oberprex gab es die irrige Meinung, das Thema sei vorbei. Aber es bleibt eine dauerhafte Aufgabe, damit der braune Funke nicht überspringt."
Erfolgreiches YouTube-Video
Dass der Protest gegen Neonazis auch Spaß machen kann, bewiesen die Organisatoren des unfreiwilligen Spendenlaufs von Wunsiedel. Mit jedem Meter, den die Rechtsextremisten zurücklegen, ging eine Spende an das Aussteiger-Projekt "Exit". Wie bei einer Sportveranstaltung wurden die Marschierer angefeuert, ihnen wurden sogar Bananen gereicht. In den sozialen Medien verbreitete sich der fantasievolle Protest rasend schnell, das Video dazu auf YouTube, das es auch in einer englischen Version gibt, wurde bereits fast 1,5 Millionen Mal geklickt:
"Im Lachen wurden die Neonazis kleiner", sagt Becher. Ausgezahlt habe es sich, einen kurzen Film auch in englischer Sprache zu machen und ins Internet zu stellen. "Das hat dem Thema erst den internationalen Push gegeben." Und in Wunsiedel standen einmal nicht die marschierenden Neonazis im Mittelpunkt, sondern die humorvollen Gegendemonstranten.
dpa