„Na, gefallen hat mir das net“
Wie war die Situation für sie? „Na, gefallen hat mir das net“, sagt die 76-Jährige relativ gelassen. Sie ist dann wieder heimgefahren. Am nächsten Tag, den 30. Mai, wird sie wieder angefunkt, das gleiche Prozedere noch einmal. „Ich wurde in so ein Zimmer geschoben und dann weiß ich nichts mehr“, erzählt Kausler. Knapp 13 Stunden mit drei Ärzteteams hat die OP gedauert, sagt Schwiegertochter Ulrike. Alles läuft gut. Nach zwei Tagen – es war an Himmelfahrt – wacht sie langsam wieder auf. Eine Woche muss sie auf der Intensivstation, acht Wochen insgesamt noch bleiben. Es geht ihr zunehmend besser. „Dann kam die Schwester und brachte mir Schweinebraten und Klöße“, sagt Kausler lachend. Und da hatte sie auch endlich wieder Appetit.
Einmal kam es noch zu Komplikationen, eine Verengung der Gallengänge führte zu einer Gelbsucht. Diese wurde mit Cortison behandelt, Stents eingesetzt, um die Gänge zu erweitern. Seitdem geht es Kausler wieder gut, sie hat keine Beschwerden mehr. „Ich muss zwar lebenslang ein Medikament nehmen, um eine Abstoßung des Organs zu verhindern und einmal im Jahr zur Kontrolle, aber sonst kann ich wieder alles machen und essen, was ich will.“ Kausler besucht auch eine Selbsthilfegruppe, der Austausch mit anderen Betroffenen tut gut.
Leber fünf Jahre jünger
Das Gefühl, dass da ein Fremdkörper in ihr ist, hat sie nie gehabt. Seit diesem Jahr weiß sie, dass die Spenderleber von einer fünf Jahre jüngeren Frau stammte. Was empfindet sie ihr gegenüber? „Dankbarkeit“, sagt Kausler, „ich bete immer wieder für sie.“ Wenn es möglich wäre, würde sie zu den Angehörigen Kontakt aufnehmen. Wie hat sich ihre Einstellung zur Organspende entwickelt? Früher war das nicht so das Thema, inzwischen denkt sie darüber nach, auch ihre Kinder haben mittlerweile alle einen Spenderausweis. „Es muss jeder selber wissen, ob er spendet, man kann niemanden zwingen“, sagt Kausler.
Hat sie damals ihre eigene entnommene Leber gesehen? „Nein“, sagt sie, „aber der Arzt hat mir gesagt, dass sie nicht mehr gut ausgeschaut hat, nur noch ein Klumpen war. Und dass ich nur noch etwas sechs Wochen zu leben gehabt hätte.“ Theresia Kausler erzählt das ganz ruhig und nüchtern. Den ersten Jahrestag ihrer OP haben sie dann gefeiert, 13 Jahre ist der Eingriff nun bald her. Auch heute denkt sie noch täglich daran. „Das ist wie ein zweites Leben, das mir geschenkt wurde.“