Zweimal Martin Luther in der Kirche

Von Brigitte Grüner
Den Auftakt für das Luther-Jahr der evangerlische Kirchengemeinde Pegnitz bildete ein Abend in derBartholomäuskirche. Foto: Brigitte Grüner Foto: red

Martin Luther und Martin Luther King waren zwei Provokateure der Wahrheit und zwei Träumer. Sie lebten zu ganz unterschiedlichen Zeiten, sind einander in ihrem Denken jedoch ähnlich. In einer Sprach- und Musikperformance konnten die Besucher in der Bartholomäuskirche am Sonntagabend beide Männer kennen und verstehen lernen.

 
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Der Andrang war groß, der Applaus nach rund 90 Minuten auch. „Fantastisch“ und „das sollte man wiederholen“, waren Reaktionen, die mehrfach von den Besuchern zu hören waren. Dekan Gerhard Schoenauer hatte die Rolle des zweifelnden Mönchs Martin Luther übernommen, der mit seinen Thesen und seinen Schriften die Menschen des frühen 16. Jahrhunderts von der Notwendigkeit einer Erneuerung der katholischen Kirche überzeugte.

95 Thesen gegen den Ablass

Luthers 95 Thesen gegen den Ablass bildeten den Auslöser für die Reformation und den Zwist mit der Amtskirche und dem Papst. Luther wollte keine Spaltung der Kirche, sondern eine Erneuerung. Das wurde schnell deutlich. Und er machte auch Fehler. Er rief die Fürsten dazu auf, mit Strenge und Waffengewalt gegen die Bauern vorzugehen. Und er äußerte unverhohlen seinen Hass auf die Juden. Eine Auffassung, die in der deutschen Geschichte noch zu großem Leid führen sollte. Die Ausbreitung der Reformation war vor allem dem Buchdruck und der Musik zu verdanken.

„We shall overcome“

In der Bartholomäuskirche schwebten deshalb Flugblätter mit einem der bekanntesten Luther-Lieder „Ein feste Burg“ von der obersten Empore in das Kirchenschiff hinab. Die Besucher sangen das Lied mit großer Andacht. Für ein Gänsehautgefühl sorgte das bekannte „We shall overcome“, das Martin Luther King gerne angestimmt hat, um der Protestbewegung in Amerika Mut zu machen. Sein Motto war stets „keine Gewalt“ – und doch kam der Menschenrechtsaktivist im April 1968 gewaltsam um.

Gegen die Unterdrückung

Viele Jahre lang hatte der Baptistenpfarrer für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung, gegen die Unterdrückung und für die soziale Ungerechtigkeit gekämpft, hatte sich stets für Nächstenliebe ausgesprochen. Martin Luther soll 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben, Luther King hämmerte 48 Thesen an die Tür des Rathauses von Chicago.

Lieblingslieder waren Bluessongs

Er forderte öffentlichen Wohnungsbau, Kindergärten, eine funktionierende Müllabfuhr. Er verlangte Ausbildungsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten für Schwarze und Latinos. Seine Lieblingslieder waren Bluessongs. „Sie greifen die härtesten Realitäten auf und verwandeln sie in Musik.“ Das vermittelte am Sonntag Wolfgang Rehmert hervorragend. Der blinde Blues-Gitarrist aus Bayreuth spielte mit einer Inbrunst und einer Sicherheit, dass man den Eindruck hatte, einen Farbigen sein trauriges Lied singen zu hören.

Perkussionsgruppe Okafo

Martin Luther und Martin Luther King waren beide mutig. Und sie riskierten beide ihr Leben. Sie begeisterten sich für Musik. Und beide hätten sicher ebenso frenetisch der Perkussionsgruppe Okafo und dem Organisten Jörg Fuhr ihren Beifall gezollt. Die Idee eines gemeinsamen Projekts des Dekanats mit dem Theatersommer Fränkische Schweiz entstand eher zufällig bei einem Treffen. „Die Idee wurde aus einem Gespräch geboren“, so Jan Burdinski. Die vorbereitende Arbeit habe man dann aufgeteilt. Die Premiere soll nicht die einzige Aufführung bleiben. Es gibt schon Anfragen.

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