Zum Thema Nachtzielgeräte: Ein Schuss ins Dunkle

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Frankens Jäger müssen im Krieg sein. Der Feind heißt Wildschwein. Er ist gerissen und gefährlich – und er ist in der Überzahl. Es kann nur Krieg sein, denn Frankens Jäger rüsten auf. Sie dürfen bald ein Nachtzielgerät auf ihre Gewehre schrauben und den Feind auch nachts angreifen. Das Gerät ist Normalsterblichen strengstens verboten, weil es als gefährlich gilt.

 
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Gefährlich ist auch die Entscheidung des Landwirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag. Und unnötig voreilig. Klar, das Wildschwein zerstört Felder und Wiesen, richtet immensen Schaden an und greift sogar Menschen an. Die Jagd ist extrem schwierig, weil die Sau zu schlau ist für einen schnellen Sieg. Längst ist die Jagd zu einem Partisanenkrieg im Wald geworden – und in der Politik.

Das bisher nur für Polizei und Militär erlaubte Nachtzielgerät einzusetzen, erscheint als logische Folge. Für die Bauern auf jeden Fall, die um Ernteverluste fürchten und auf deren Initiative das Gerät überhaupt in Betracht gezogen wurde. Ist es aber nicht.

Es ist so, als ob man Diebstahl unter gewissen Umständen für ganz besonders ausgewählte Leute erlauben würde. Natürlich wird sich die Verbrechenszahl nicht erhöhen, nur weil ein paar Jäger dieses Gerät zu Hause haben. Das sind im Großen und Ganzen vernünftige Menschen. Aber diese Erlaubnis überschreitet eine Grenze, sie hebelt durch die Hintertür das strenge Waffengesetz aus. Und sendet das Signal: Man muss nur laut und oft genug schreien, dann lassen sich auch Gesetze zu den eigenen Gunsten ändern. Wenn die Politik da mitmacht, geht es nicht um die Sache, sondern um Wählerstimmen.

Ein Gerät, das zwar die Nacht zum Tag macht, das aber sehr viel im Dunkeln lässt. Unklar bleibt bisher, ob und wie viel es nutzt im Kampf gegen Wildschweine. Unklar ist, nach welchen Kriterien die Not definiert wird, die herrschen muss, damit das Gerät zum Einsatz kommt. Und was ist, wenn die Not irgendwann mal vorbei und die Wildschweinpopulation auf einen erträglichen Stand zurückgegangen ist? Geben dann die Jäger ihre Nachtzielgeräte zurück? Wird die Sondererlaubnis aufgehoben?

Unklar ist auch die Effizienz des Gerätes. Dass die Abschussquoten steigen, ist nicht zu erwarten.

Zu viele offene Fragen eigentlich für eine solche weitreichende Entscheidung, ein verbotenes Gerät zu erlauben. Hier hätte die Politik besser zielen müssen. Sie hat aber weit danebengeschossen.

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