Zu viel Essen: Hilfe, der Röhrensee kippt

Von Thorsten Gütling
Gegen Entenfüttern sei nichts einzuwenden, heißt es im Stadtgartenamt. Dass manche Bayreuther aber gleich all ihre Nahrungsmittel im Röhrensee entsorgen, könnte zum Umkippen des Sees führen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Von Entenfüttern kann keine Rede mehr sein, sagt Annegret Läkamp. Im Röhrensee schwömmen ganze Laibe Brot und Brötchen, teilweise längst verschimmelt, dazu Nudeln und andere Lebensmittel, die sich gar nicht mehr bestimmen ließen. Die stellvertretende Leiterin des Stadtgartenamtes vermutet, dass immer mehr Menschen den Röhrensee dazu benutzten, reinen Gewissens ihren Abfall zu entsorgen.

 
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Aber weder sei Brot das bevorzugte Lebensmittel von Enten, noch werde der See mit den zusätzlich eingebrachten Nähstoffen fertig. Läkamp warnt: „Der See kann kippen, und wir schaffen uns durch die Ratten eine Quelle für Krankheiten mitten in der Stadt.“

Zum Kippen ist der See zu seicht

Ganz so düster sieht Stefan Peiffer die Sache nicht. Dass der Röhrensee umkippt, glaubt der Hydrologe der Uni Bayreuth nicht. Dazu sei der See mit gerade einmal zwei Metern Tiefe einfach zu seicht. Solange Tageslicht den Grund des Sees noch erreichen könne, würde in dem See immer Photosynthese stattfinden und folglich immer Sauerstoff vorhanden sein.

Stinkende Blasen steigen nach oben

Aber: Die Bakterien, die die Lebensmittel am Grund verarbeiteten, entzögen dem See natürlich Sauerstoff. Am Boden bleibe dann der Faulschlamm zurück der stinkende Gase, darunter Methan und Schwefelwasserstoff, in Form von Blasen zur Oberfläche schicke. Dazu kommt, dass sich bei größeren Mengen von Nährstoffen im Wasser auch Algen immer weiter ausbreiten. Sterben diese, setzen auch sie sich am Boden ab und verursachen weitere stinkende Blasen. Das Gleiche gilt für den Kot der überfütterten Fische, Enten, Schwäne und Gänse.

Am Ende stinkt es nach faulen Eiern

Am Ende, sagt Peiffer, könnte eine schleimig-grüne und nach faulen Eiern stinkende Schicht den Röhrensees überziehen. Für ein Naherholungsgebiet alles andere als schön, für die Tiere, sagt Peiffer, aber halb so wild. Diese könnten sich davon sogar ernähren. Das Ökosystem Röhrensee, sagt der Hydrologe, sei schließlich immer schon gestört, also nicht normal, weil künstlich angelegt gewesen. Aber auch Peiffer warnt: „Wenn das mit den Lebensmitteln zur Unsitte wird, dann züchten wir uns dort eine Rattenplage heran.“

Ein Erlebnis für Generationen

Ganz aufs Entenfüttern verzichten soll aber trotzdem niemand müssen. Kerstin Löblich-Ille, Expertin in Sachen Röhrensee im Stadtgartenamt, sagt: „Das Entenfüttern am Röhrensee ist ein Erlebnis, das viele Generationen von Bayreuthern geprägt hat. Den Spaß wollen wir nicht verderben.“ Trotz eines generellen Fütterungsverbotes in der gesamten Parkanlage wolle man bei kleineren Brotmengen daher auch weiterhin ein Auge zudrücken.

Ein See, viele Probleme

Übrigens: Erschwerend zu den Gewohnheiten mancher Entenfütterer kommt hinzu, dass der Röhrensee gerade wenig frisches Wasser bekommt. Weil der Aubach, der den Röhrensee speist, aufgrund der momentanen Trockenperiode nur ein Rinnsal ist. Noch dazu fließt er an jeder Menge Wiesen vorbei, die mit Gülle gedüngt werden, sagt Läkamp vom Stadtgartenamt. Und: Der Abfluss des Sees erfolgt über ein Wehr im Norden, über das nur Wasser von der Oberfläche und nicht vom Grund des Sees abfließt.

Gleiches Bild im Festspielpark

Auch wichtig: Das Problem betrifft nicht nur den Röhrensee. Eine Warnung, weniger Essen in das Wasser zu werfen, hat die Stadt auch für den Teich im Festspielpark herausgegeben.

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