Karla Fohrbeck und Clemens Ludwig sind überzeugt: Aus Erinnerung an die Gruppe 47 kann etwas Großes werden Ziel: Literaturfestival in Waischenfeld

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Sie hat viel Erfahrung und kann viele Erfolge vorweisen: Dr. Karla Fohrbeck, die unter anderem den Jean-Paul-Weg und den Rotmainauenweg (Bild) federführend mit ins Leben gerufen hat., Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Das könnte etwas Größeres werden. Etwas richtig Großes sogar. Was mit Gedankenspielen über eine eher bescheidene Jubiläumsfeier begann, entwickelt sich so langsam zu einem Projekt mit Langzeitwirkung. Voraussetzung: Der Stadtrat stimmt der Idee zu, das letzte Treffen des berühmten Literatenkreises Gruppe 47  vor 50 Jahren in der Pulvermühle nicht nur mit einer bloßen Gedenkveranstaltung zu würdigen, sondern daraus ein Literaturfestival werden zu lassen.

 
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Zwei Gruppe-47-Enthusiasten in Gestalt von Hans-Ulrich Schwenkbier und Peter Thürl aus Bamberg hatten den Stein wie berichtet ins Rollen gebracht. Sie traten an die Stadt Waischenfeld heran, schlugen vor, dieses besondere Ereignis gebührend ins Rampenlicht zu rücken und damit auch die nationale wie internationale Medienwelt auf das kleine Städtchen in der Fränkischen Schweiz aufmerksam zu machen. 

So weit, so gut. Unklar war bisher das Wie. Auch mit Blick auf die Kosten.Denn mehr als 10.000 bis maximal 15.000 Euro wollte Bürgermeister Edmund Pirkelmann weder seinen Stadträten noch der Gemeindekasse zumuten. Schwenkbier und Pirkelmann besuchten das Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg. Dort hat man der Gruppe 47 sogar einen eigenen Raum gewidmet, verfügt über jede Menge Material zur Historie dieses Kreises. Doch eine konkrete Unterstützung außer dem einen oder anderen guten Ratschlag hat Waischenfeld nicht zu erwarten, lautete das Ergebnis der Visite.

Die Macherin

Pirkelmann nahm diese Tipps mit, telefonierte mit Museen, Insituten, Universitäten. Letztendlich kristallisierte sich der Name einer Person heraus, die weiterhelfen könnte bei der Organisation und Umsetzung eines solchen Vorhabens: Dr. Karla Fohrbeck. Die renommierte Kulturwissenschaftlerin hat einen guten Namen weit über die regionalen Grenzen hinaus. Sie gehörte federführend zu den Machern des Jean-Paul- und des Rotmainauenweges, ihr aktuelles Projekt beschäftigt sich mit den Markgrafenkirchen in Oberfranken.

Schätze ins Licht rücken

Die will sie ins Bewusstsein der Bevölkerung und vor allem der Touristen rücken, "das sind Schätze, die einfach da sind, das muss man attraktiv aufziehen, muss Marketing betreiben", sagte die 75-Jährige jetzt bei einem Treffen des Arbeitskreises mit Fachleuten und Vertretern des Stadtrats, der die Vorbereitungen für die vom 13. bis 15. Oktober geplante Veranstaltung trifft. Mit dabei Dr. Clemens Lukas, Vorsitzender von musica Bayreuth, der mit Fohrbeck die Agentur "KulturPartner" betreibt.'

Fördermittel  sind greifbar

Die beiden wollen mehr als eine reine Jubiläumsfeier. Sie wollen etwas Nachhaltiges aufbauen, haben zu diesem Zweck auch schon recherchiert. Etwa in der Pulvermühle, deren aktueller Betreiber mit einsteigen will. Oder am Fraunhofer Campus in Waischenfeld, dem Ort, an dem die zentrale Festivität steigen soll. Und sie haben auch schon bei möglichen Sponsoren nachgehakt, bei Banken und Versicherungen, bei der Oberfrankenstiftung. Fohrbeck sieht auch Chancen, aus dem Kulturfonds des Freistaats noch Mittel locker machen zu können, auch wenn dort die Antragsfrist für das laufende Jahr schon im Oktober 2016 auslief - "da gibt es schon noch einen Sondertopf".

Man muss den Autoren etwas bieten

Klar, die bisherigen Anregungen von Ausstellungen über Filmvorführungen, Lesungen und eine Podiumsdiskussion bis hin zur Errichtung einer Gedenkstele nahe der Pulvermühle seien richtige Ansätze. Doch wolle man das eingesetzte Geld nicht nur einfach so ausgeben, müsse da mehr sein: Fohrbeck und Ludwig wollen Waischenfeld dauerhaft im Gespräch halten - mit einem Literaturfestival für Nachwuchsautoren. So etwas gebe es in ganz Bayern nicht mit Ausnahme eines vergleichbaren Projekts in München. Das habe Leuchtturmcharakter, das sichere eine immer wiederkehrende Präsenz in den Medien. Und damit einen nicht zu unterschätzenden Werbeeffekt.

Gespräche auf Burg Rabeneck?

Es gelte, die noch lebenden Autoren und deren Umfeld anzusprechen und in die Fränkische Schweiz zu holen. Nur so ließen sich auch hochrangige Vertreter aus Verlagen und Feullietonredaktionen dazu bewegen, der Feier beizuwohnen. "Denen muss man natürlich schon etwas bieten", so Karla Fohrbeck. Sprich: Die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung müssen über Zuschüsse gedeckt sein.Und es sollten "besondere Orte mit einem besonderen Ambiente" gefunden werden, an denen diese Literaturgrößen sich zu Gesprächen und zum Schwelgen in Erinnerungen treffen können. Burg Rabeneck wäre so ein Ort für den Abend der Ankunft.

40 bis 50 Leute sind realistisch

Auch die Vergabe eines Literaturpreises für einen jungen Künstler kann sie sich vorstellen, quasi als Startschuss für das erwähnte Festival: "Der könnte dann jedes Jahr ausgelobt werden." Forbeck rechnet mit rund einem Dutzend Autoren und insgesamt 40 bis 50 Personen, die sich auf den Weg nach Waischenfeld machen - "das ist realistisch".

Öffentlich nur am Samstag

Die Bevölkerung sollte lediglich zur samstäglichen Festveranstaltung auf dem Campus geladen werden, da sich die Gruppe 47 ja auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit traf. Nach so einer langen Zeit sei es wichtig, "dass die Autoren zunächst zueinander finden und sich austauschen".

Stadtrat muss entscheiden

In der Stadtratssitzung am Dienstag (4. April) kommt das Thema nun auf die Tagesordnung. Eine rasche Entscheidung tut Not, denn so langsam wird die Zeit knapp, sagt nicht nur Bürgermeister Pirkelmann.

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