Zeitreise durch die Tattoo-Geschichte

Von Heike Hampl

Schon Ötzi, der immerhin mehr als 5000 Jahre alt ist, trug Tattoos. 61 Stück, sagen Forscher. Allerdings stand Ötzi weniger auf Totenköpfe und chinesische Schriftzeichen, seine Tattoos sollten wohl gegen Schmerzen wirken. Tattoos unterliegen Trends, wie jede andere Mode. Bei der Convention in Bindlach hat der Kurier sich auf eine Reise durch die vergangenen 30 Jahre begeben.

 
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Die 1980er:

Wer in den 1980er-Jahren eine Tätowierung getragen hat, fiel auf. "Damals waren nur wenige tätowiert", sagt Roger Kühnel (49). Dann zieht der Landshuter seine Lederkutte aus und krempelt den Ärmel seines T-Shirts hoch. Ein Skelett zielt mit einer Pistole aus seinem Oberarm heraus auf den Betrachter. Darüber windet sich eine Kobra. "Hinter den Motiven steckt kein tieferer Sinn, sie haben mir damals einfach gefallen", sagt Kühnel. Er hat die Tätowierung nie bereut, sagt er. Trotzdem hat er 25 Jahre gewartet, bis er sich wieder unter die Nadel gelegt hat. Auf seinen Unterarmen prangt zum Beispiel das Logo seines Motorradclubs. "Das gefällt mir besser als die alten Bilder, weil es mir etwas bedeutet."

Die 1990er:

Das Tattoo wurde salonfähig. Delfine (in Tätowierer-Kreisen übrigens "blaue Bananen" genannt), Teufelchen, springende Einhörner und Tribals breiteten sich auf den Körpern der Menschen aus. Auch Manuel Friedmann (35) aus Bindlach hat sich von diesem Trend anstecken lassen. Auf seinem linken Oberarm prangen chinesische Schriftzeichen. Was sie bedeuten? "Darüber rede ich lieber nicht", sagt Friedmann. Im Lauf der Jahre musste der Bindlacher nämlich erfahren, dass die Zeichen gar nicht die Bedeutung haben, die er sich gewünscht hatte. Während Friedmann spricht, sticht ein Tättowierer ihm Kalenderblätter auf die Wade. Darauf stehen die Geburtstage seiner Kinder und anderen Daten, die ihm wichtig sind. "Heute sind meine Tattoos durchdachter als früher." Die Schriftzeichen am Oberarm lässt Friedmann bald überstechen - ein Totenkopf mit Zylinder wird sie bedecken.

Die 2000er:

Harry Scherm (46) aus Wiesau hat sich zur Jahrtausendwende entschieden, seinen inneren Germanen herauszukehren. Auf seinem Rücken schwingt ein archaischer Wikinger mit Lendenschurz eine Keule, er wehrt sich gegen ein Ungetüm. "Das ist der Wikinger in mir, der den bösen Drachen zurückhält", sagt Scherm. Heute seien Wikinger-Motive aus der Mode gekommen. Scherm muss es wissen, schließlich hat er mit dem Laden Inkubus ein eigenes Tattoo-Studio in Wiesau in der Oberpfalz. Und auch wenn er selbst kein einziges Bild auf seiner Haut bereut, hat er täglich mit Menschen zu tun, denen es anders geht. Scherm spricht deswegen vor dem Stechen mit seinen Kunden. "Ich will, dass sie wissen, was sie tun." Ein bisschen Psychologie gehöre zu seinem Job eben dazu. "Und wenn ich merke, jemand ist unsicher, dann schicke ich ihn nach Hause und lasse ihn noch mal eine Nacht lang drüber schlafen."

Das Jahr 2015:

Der neue Trend heißt "Watercolor Tattoo", also Wasserfarben. Diese Mode ist farbenfroh, die Technik gilt als schwer zu stechen. Umso glücklicher ist Christina Käs (23) aus Weiden, weil sie im Laden Pimp my Skin in Altenstadt an der Waldnaab eine Tätowiererin gefunden hat, deren Stil der Fotografin gefällt. Vorher prangte ein schwarzer Totenkopf auf Christina Käs' Schlüsselbein. Jetzt flattern bunte Schmetterlinge von dort hinüber zu kleinen Ponys. "Der linke Arm soll voller bunter, kitschiger Bilder sein", sagt Käs. Er stehe für die verrückten und fröhlichen Seiten des Lebens. Den rechten Arm will sie sich schwarz-weiß tätowieren lassen. "Er steht für die ernste Seite des Lebens." Jedes Bild auf ihrem Körper erzählt eine Geschichte. Die bunten Ponys zum Beispiel stehen für Käs' eigene Pferde.

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