Es geht um mehr als 100 Jobs im Baubereich – Am Freitag sind neue Verhandlungen Zapf: Gewerkschaft droht mit Streik

Von Katharina Wojczenko
In Zapf-Werk in Weidenberg werden Garagen und Betonfertigteile hergestellt. Das Garagengeschäft ist rentabel. Vom Baubereich will sich die Firma hingegen trennen. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Bei der Bayreuther Zapf GmbH geht es ans Eingemachte: Das Unternehmen will sich vom Baubereich trennen. Es geht um mehr als 100 der 700 Arbeitsplätze. Am Freitag gehen die Verhandlungen zum Sozialtarifvertrag in die zweite Runde. Die ersten Gespräche waren Anfang August gescheitert. Nun droht die Gewerkschaft mit Streik.

 
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„Die Stimmung ist beschissen“, sagt ein Mann, der im Werk für konstruktive Fertigteile in Weidenberg arbeitet. Er ist wie die meisten seit Jahrzehnten in der Firma beschäftigt und hat einige Geschäftsführer kommen und gehen sehen. „Wir wissen nichts.“ Dafür kursieren Gerüchte, bestätigt sein Kollege. Dass die Geschäftsführung, die sich auf den rentablen Garagenbau konzentrieren will, einen Käufer für den Baubereich gefunden habe. Er nehme das nicht ernst. „Uns sagt niemand was. Wir wissen nicht einmal, ob sie verkaufen oder uns dichtmachen wollen.“

Der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Bau wissen offiziell nicht viel mehr – und stecken mitten in den Verhandlungen mit der Geschäftsführung, um sich für den schlimmsten Fall zu wappnen. „Wir fahren zweigleisig“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alfred Popp.

Gewerkschaft und Arbeitgeber lagen in der ersten Runde "meilenweit" auseinander

Es geht um den Sozialplan und den Sozialtarifvertrag. Bei letzterem war die erste Verhandlungsrunde am 7. August gescheitert, weil die Vorstellungen von Geschäftsführung und Bau-Gewerkschaft „meilenweit“ auseinander lagen, sagt Betriebsrat Popp. Die Gewerkschaft forderte als Abfindung 1,8-Brutto-Monatslöhne pro Beschäftigungsjahr, die Arbeitgeberseite bot 0,1, sagt Hans Beer, Regionalleiter der IG Bau Franken.

Inakzeptabel für die Gewerkschaft, weshalb am Freitag weiter mit Schlichter Klaus Schmidt verhandelt wird. Für Beer steht fest: „Wenn nicht zusätzliches Geld aus Frankreich kommt, wird sich ein Arbeitskampf nicht vermeiden lassen.“ Zapf gehört zur französischen LNC-Gruppe. Streik ist als Druckmittel bei der Verhandlung des Sozialtarifvertrags erlaubt.

Sozialplan ist noch in Vorbereitungsphase

Anders als beim Sozialplan, wo die Verhandlungen noch nicht begonnen haben, wie Betriebsrat Popp sagt. „Wir müssen erst einmal Zahlen, Daten und Fakten sammeln.“ Im Sozialplan regeln Betriebsrat und Arbeitgeber, wie sie bei geplanten Betriebsänderungen die Nachteile für die Mitarbeiter abfedern, die arbeitslos werden oder im günstigeren Fall versetzt werden. Also Vergleichbares wie im Sozialtarifvertrag, aber mit anderen Partnern ausgehandelt.

„Die Einrichtung des Sozialplans ist Pflicht, weil mehr als zehn Prozent der Stellen wegfallen sollen“, sagt Popp. Zapf beschäftigt insgesamt 700 Mitarbeiter. 100 bis 200 sollen laut Geschäftsführung wegfallen. In der Produktion der konstruktiven Fertigteile und dem Hausbau sind aktuell 102 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Gewerkschafter Beer. Der Baubereich besteht nicht nur aus der Produktion in Weidenberg. Es geht auch um Mitarbeiter in der Verwaltung in Bayreuth, die sich um diesen Geschäftszweig kümmern.

Betriebsrat: Auftragslage ist bei Fertigteilen nicht schlecht

Im Baubereich musste Zapf zuletzt Millionenverluste hinnehmen, das gut laufende Garagengeschäft musste ihn quersubventionieren. Großteils sei Missmanagement schuld, sagt Beer. Die Auftragslage sei nicht schlecht, sagt Popp. „Bei den Fertigteilbindern produzieren wir seit Frühjahr komplett durch und haben bis Oktober volle Auftragsbücher.“ Erfahrungsgemäß komme zu Jahresende noch etwas hinzu.

Seitdem bekannt ist, dass sich Zapf vom Baubereich trennen will, habe eine zweistellige Zahl Mitarbeiter die Firma verlassen. Diese Fluktuation sei normal, sagt Popp. In derselben Zeit seien zudem zehn bis 15 Personen neu eingestellt worden, schätzt Popp.

Will jemand den Baubereich kaufen?

Gibt es aktuell Kaufinteressenten? Mitarbeiter berichten, dass „Anzugträger“ sich auf dem Gelände umgeschaut hätten. „Aber ob das Interessenten sind oder schon der Insolvenzverwalter, weiß doch keiner“, sagt ein Mitarbeiter. Gewerkschafter Beer hat zuletzt von Verkaufsabsichten und einem möglichen Käufer gehört. „Aber nichts vom Zustandekommen.“ Findet sich ein Käufer, haben die Mitarbeiter bessere Chancen, sagen Popp und Beer übereinstimmend. Aber selbst dann sind Entlassungen nicht ausgeschlossen.

Doch egal, was innerhalb des Unternehmens geredet wird: „Wir verhandeln weiter“, sagt Popp. Die Verhandlungen mit der Geschäftsführung werden nicht einfach, deutet Beer an. Ginge es nach dieser, hätten die ersten Mitarbeiter schon im Juli ihre Kündigung erhalten, sagt er.

Gewerkschaft: Geschäftsführung hätte schon die ersten Kündigungen verschickt

Denn im Juni hatte diese einen Termin angesetzt, den Beer als Vorgespräch wertete und bei dem nicht einmal der ganze Betriebsrat anwesend gewesen sei. Ganz unten auf der Tagesordnung sei der Punkt „Abschluss Interessenausgleich und Sozialplan“ gestanden. „Aber so schnell geht das dann doch nicht“, sagt Beer.

Der Sozialplan steckt noch in der Vorbereitung. Am Freitag geht es beim Sozialtarifvertrag in die zweite Runde. Katrin Grunert-Jäger, seit November 2013 Geschäftsführerin bei Zapf, will dazu sowie zu weiteren Fragen des Kurier „zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Informationen nach außen geben“.

Info: Die Zapf GmbH

Die Zapf GmbH ist mit einem Anteil von 40 Prozent Marktführer im Bereich Fertigbetongaragen. Das Bayreuther Unternehmen beschäftigt rund 700 Mitarbeiter an fünf Standorten in Deutschland. Zuletzt machte es 120 Millionen Euro Umsatz. Millionenverluste im Baubereich drückten das gesamte Unternehmen in die roten Zahlen. Es will sich künftig aufs profitable Garagengeschäft konzentrieren.

Die Firma gehört zur französischen Bauträgergruppe LNC (Paris), die über 600 Millionen Euro Umsatz macht. Eigentümer von LNC ist Olivier Mitterrand, ein Neffe des früheren Staatspräsidenten François Mitterrand.

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