Auch in Pegnitz herrscht Entsetzen nach Anschlägen in Paris Wut, Ohnmacht, Trauer

Von Thomas Knauber
Seit Samstag weht eine französische Flagge vor dem Pegnitzer Rathaus auf Halbmast - äußeres Zeichen des Mitgefühls für die Terroropfer in Paris. An gleicher Stelle lief am Samstagmittag der Rathaussturm der Pegnitzer Stadtgarde Glückauf in sehr gemäßigter Form ab, die Jugendbergmannskapelle ließ dabei statt des gewohnten Marsches nur die Trommel zum Trauermarsch erklingen. Foto: Stefan Brand Foto: red

Bislang 129 Menschen starben durch die Anschläge der IS in Paris. 352 sind verletzt. 99 von ihnen schweben in Lebensgefahr. Die Stadt Pegnitz ist Paris besonders verbunden durch die Freundschaft mit Guyancourt, dem Vorort bei Versailles. Deshalb ist die Anteilnahme umso größer. Vor allem bei Vertretern des Städtepartnerschaftsvereins.

 
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Bürgermeister Uwe Raab ließ die französische Flagge vor dem Rathaus am Samstag auf Halbmast hissen. Alte Wegbegleiter der Partnerschaft sind erschüttert. Wir baten Uwe Raab, Helmut Heinrich, Wilfrid Desnoyer – er ist gebürtiger Franzose – und Werner Dunst um eine Stellungnahme zu der Tragödie.

Uwe Raab: „Nur wenige Monate nach dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo sind wir mit einer Explosion der Gewalt konfrontiert. Dieser barbarische Gewaltanschlag trifft ins Herz Europas, es ist ein Anschlag auf die freiheitliche, demokratische Grundordnung und brennt eine tiefe Wunde in die Seele unsere Gesellschaften. Wir spüren tiefe Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung und Wut. Wir trauern mit den Opfern und der gesamten Nation. Wir umarmen euch, wir weinen mit euch, wir schweigen mit euch und wir stehen fest an eurer Seite. Keine Religion der Welt begründet einen Aufruf zu solch einem Handeln. Keine rechtfertigt solch ein Handeln. Ein solches Handeln ist kein Ausdruck von Religion, es ist kriegerischer und barbarischer Terror, es ist kriegerisches und barbarisches Morden. Aber unsere gemeinsamen Werte sind stärker als Hass und Barbarei.“

Helmut Heinrich, ehemaliger Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins: „Es ist schwierig, dazu etwas zu sagen, was nicht als Gemeinplatz ankommt. Meine Frau und ich sind sehr betroffen. Wir hoffen, dass es gelingen wird, diesen Krieg, wie ihn Präsident François Hollande bezeichnet hat, zu beenden. Dass die, die im Zweiten Weltkrieg solche Gegner waren, gemeinsam diesen Krieg angehen und dass es hoffentlich bald gelingt, ihn gemeinsam zu beenden. Ich hoffe für unseren Sohn, der gemeinsam mit seiner Freundin in Straßburg lebt und da noch mehr mitbekommt als wir, dass beide weiter unbeschadet leben können. Ansonsten stehen wir hilflos und ohnmächtig vor Fassungslosem. Ich finde es schön, dass vor unserem Rathaus die französische Flagge auf Halbmast hängt, mit Trauerflor. Der gestern bei uns gefeierte Volkstrauertag gilt besonders dem französischen Volk.“

Wilfrid Desnoyer, Chefkoch an der Berufsschule für Hotelmanagement: „Dazu kann man nichts sagen, außer traurig zu sein. Ich habe einen Neffen in Paris, der zur Zeit des Anschlags in der Nähe der Konzerthalle gefeiert hat. Und eine Cousine wohnt nicht weit von den beiden Restaurants. Aber beide leben noch. Das ist das Wichtigste.“

Werner Dunst, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins: Ich habe in Frankreich immer nur Freunde gefunden. Frankreich ist in meinem Leben nicht wegzudenken. Deshalb tut mir alles weh, was dort passiert. Jetzt traf es Paris, weil es für die IS eine der Hauptstädte der Gegnerschaft ist, weil Frankreich die Fliegerangriffe in Syrien und im Irak mitgemacht hat. Aber genauso kann es uns treffen, vielleicht Berlin. Man fühlt sich dem ausgeliefert.

Die Quintessenz ist: Wir sind alle im gleichen Boot und wir Deutsche, die speziell mit Frankreich befreundet sind – vor allem wir Pegnitzer – fühlen uns besonders betroffen. Ich bin der Meinung, wir müssen alle zusammen alle Möglichkeiten nutzen, uns gegenseitig psychologisch zu helfen und klar zu machen: Wir stehen auf einer Seite. Nur dann ist es möglich, etwas Effektives zu tun, um uns zu schützen. Aber Schutz ist in einem System, wo die Grenzen offen sind, schwierig. Wir sind alle ausgeliefert. Aber ich habe hier keine Angst. Ich weiß, dass es diese IS-Leute gibt, die wir überhaupt nicht verstehen können. Sie sind mit einem Geist beseelt, den wir nicht nachvollziehen können.

Ich bin beim Empfang von Uwe Raab gefragt worden, ob es denkbar ist, dass unter unseren Flüchtlingen Terroristen sind. Wir haben schon lange Muslime im Land, und der größte Teil sind gute Menschen. Es ist ungerechtfertigt, sie unter einen Generalverdacht zu stellen. Ich kann es mir bei unseren Flüchtlingen in Pegnitz nicht vorstellen, beim besten Willen nicht. Ich hab natürlich nur den äußeren Eindruck, von meinen Deutschstunden mit ihnen her, aber ich sehe hier bei unseren Flüchtlingen in Pegnitz keinen Terroristen.“