Wonsees: Flüchtlinge fühlen sich wohl

Von Sonny Adam
Moustafa Dracly (52, rechts) ist mit seiner Ehefrau, mit seiner 21 Jahre alten Tochter und dem 31 Jahre alten Sohn nach Wonsees gekommen. Eine weitere Tochter – 27 Jahre alt – ist mit ihrer Familie in Syrien geblieben. Foto: Sonny Adam Foto: red

15 Flüchtlinge sind in Wonsees zu Hause: drei jeweils fünfköpfige Familien. Wonsees hat eigens ein Haus angemietet und die drei Wohnungen zur Verfügung gestellt. Vor drei Wochen sind die Neubürger angekommen und sie sind glücklich.

 
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 Mostafa Drakcly (52) kam mit seiner 46-jährigen Frau, seiner 21 Jahre alten Tochter und seinem 31 Jahre alten Sohn. Außerdem hat er noch einen 15- jährigen Cousin dabei. Vier Wochen war er mit der Familie unterwegs: erst fuhr die Familie mit dem Boot in die Türkei, dann ging es zu Fuß weiter über Serbien und Ungarn. „Ich hoffe, dass ich in Deutschland einen Job finde, dass ich bald arbeiten und dass ich Geld verdienen kann“, sagt Drakcly. Er kam mit nichts an. Auch sein Handy hat er unterwegs verloren, sonst hätte er Fotos aus seiner Heimat und von seiner Odyssee zeigen können. „Aber mein Handy ist ins Meer gefallen, ich musste mir ein Neues kaufen“, erzählt er auf Englisch. Ein Handy ist für ihn sehr wichtig. Denn er hat noch eine erwachsene Tochter in Syrien. „Sie ist 27 Jahre alt, hat schon eine eigene Familie“, sagt er. Er habe Angst um sie, sagt Drakcly, da die Situation in Syrien sehr gefährlich und unsicher sei. Er zeigt Fotos von einem kleinen Mädchen im Prinzessinnenkleid und einem Säugling: seine Enkel. „Es ist alles kaputt, zerbombt“, sagt Drakcly. Er und seine Familie wollen nur eins: in Deutschland bleiben. In Syrien hatte er einen eigenen Transporter. Ein Job in der Logistik-Branche wäre für Drakcly ein Traum. Seine Tochter Naran hatte in Syrien gerade das College abgeschlossen und wollte studieren. Naran nimmt die Behördenangelegenheiten in die Hand. Worte wie Jobcenter oder Ausländerbehörde gehen ihr schon prima über die Lippen, auch wenn sie erst eine Unterrichtsstunde deutsch hatte.

Sie haben es verdient

„Ich will diesen Menschen helfen, weil ich finde, dass sie es verdient haben. Es fährt ja kein Bus, sie können ja keine Lebensmittel einkaufen und brauchen jetzt ein bisschen Hilfe“, sagt Anja Wiegand aus Wonsees. „Aber wir müssen uns auch erst mit den Themen auseinandersetzen. Manchmal wissen wir auch nicht, wie wir etwas anpacken sollen“, sagt Tina Born. Natürlich gebe es auch Sprachbarrieren. Nicht immer helfe Englisch weiter.

Vier Tage im Gefängnis

In dem Haus am Marktplatz sind drei Familien aus Syrien untergebracht. Aymen Derke kam mit seiner Frau und drei Kindern nach Deutschland. In Griechenland wurde er festgenommen, musste vier Tage im Gefängnis bleiben. Dann hat er Papiere bekommen und musste sofort ausreisen. Über Moldawien und Serbien ging die Reise weiter nach Ungarn und schließlich über Österreich nach München. „Ich möchte in Deutschland bleiben. Und in Wonsees sind sehr gute Leute, jeder fragt uns, ob wir etwas brauchen“, sagt Derke, der sich dankbar zeigt für alles, was die Wonseeser schon für ihn und seine Familie getan haben. Doch es gibt auch Probleme. Zum Beispiel die Entfernung nach Hollfeld. „Wenn wenigstens ein Bus fahren würde, damit wir für die Familie einkaufen könnten“, sagt Derke.

Kein Geld für die Schlepper

Auch Samir Muhammad (35) kam mit seiner Familie. Seine Frau Jasmin ist schwanger. Seine beiden Kinder gehen in den Kindergarten. Am schlimmsten getroffen hat das Schicksal Jamil Huri (38). Er musste ohne seine Familie aus Syrien fliehen und seine Ehefrau und die vier Kinder zurücklassen. „Er hatte kein Geld, um die Schlepper zu bezahlen“, erklären seine Mitbewohner. Jetzt hofft er, dass er bald anerkannt wird und seine Familie nachholen kann.

Hilfsbereite Menschen

Bürgermeister Andreas Pöhner bezeichnet die Wonseeser als sehr hilfsbereit. „Wir haben die Einrichtung aus Spenden zusammengestellt, die Leute spenden Kleidung. Und die Helfer geben wirklich alles“, lobt Pöhner. Einkaufsfahrten, Arztbesuche, Behördengänge, Deutschunterricht: Die Helfer sind immer zur Stelle.

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