Wöhrl-Zukunft weiter ungewiss

Von Norbert Heimbeck
Die Wöhrl-Filiale in Bayreuth. Bei einer Betriebsversammlung gab es keine Auskunft über die zukunft des Standortes. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Zukunft bleibt ungewiss: Über den Fortbestand der Bayreuther Filiale des Textilunternehmens  Wöhrl gibt es keinerlei Auskünfte. Am Donnerstag war eine Betriebsversammlung angesetzt, an deren Ende die Mitarbeiter nicht mehr wussten als am Beginn. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert diesen Umgang mit den Mitarbeitern.

 
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Anfang September hatte die Wöhrl AG ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, um die drohende Insolvenz in Eigenregie abzuwenden (wir berichteten). Das Unternehmen mit Hauptsitz in Nürnberg hat mit Bayreuth, Hof, Bamberg und Coburg vier Standorte in Oberfranken. In der Bayreuther Filiale im Rotmaincenter sind rund 35 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt betreibt das Unternehmen 34 Filialen in Süd- und Ostdeutschland. Sechs bis zehn dieser Standorte sollen geschlossen werden. Welche dies sein werden und wie viele Mitarbeiter betroffen sind, ist nicht bekannt. Das Unternehmen hat nach Einleitung des Schutzschirmverfahrens drei Monate Zeit für einen Sanierungsplan. Dem müssen die Gläubiger dann zustimmen.

Paul Lehmann von der Gewerkschaft Verdi sagte: "Wir haben die Betriebsversammlung geteilt, damit sowohl die Früh- als auch die Spätschicht teilnehmen konnte. Leider wurden die Mitarbeiter vollkommen im Unklaren gelassen, wie es um die Zukunft des Standorts Bayreuth bestellt ist. Für mich zeigt das keine große Wertschätzung, entsprechend ist die Stimmung, die unter den Kollegen herrscht." Versuche des Kuriers, am Donnerstag Auskunft von der Filialleitung zu erhalten, scheiterten. Frank Elsner von der Wöhrl-Pressestelle sagte: "Der Vorstand braucht noch Zeit, um alle Standorte zu prüfen. Eine Frist kann ich heute noch nicht nennen, aber wir wollen so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen."

Am Tag, als die Wöhrl-Krise öffentlich gemacht wurde, hieß es, das operative Geschäft solle zunächst ohne Einschränkungen weiterlaufen. Aber: Defizitäre Filialen ohne Wachstumspotenzial sollten geschlossen und das Online-Geschäft verstärkt werden, sagte der neue Vorstandschef Andreas E. Mach. Die nach seinen Worten „aufgeblähte“ Hauptverwaltung am Standort Nürnberg solle verkleinert werden. Hier arbeiten etwa 260 Mitarbeiter.

Info: Das Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter lenken und selbstständig sanieren. Ihr wird allerdings ein Anwalt als „Sachwalter“ und externer Berater zur Seite gestellt.

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