Neue Vorschläge für Nutzung des Hallenbadgeländes – Neubau des Rathauses dort oder Sanierung des Gasthauses Rose Wohnen statt Schwimmen

Von
Es gibt ein neues Konzept für das ehemalige Hallenbad. Hier könnte Wohnraum entstehen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Nächste Runde beim Rathaus und Hallenbad Gößweinstein. Schon lange beschäftigen den Marktgemeinderat diese Themen, der Beschluss, das alte Bad abzureißen wurde bis Juli dieses Jahres ausgesetzt. Nun gibt es neue Ideen zu beidem, die jetzt bei einer Sondersitzung vorgestellt wurden. Und auch das Interesse der Bevölkerung ist groß, viele Bürger hörten zu, was der Sachstand ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ansatz: Das Rathaus sollte ins ehemalige Gasthaus Rose umziehen. In einer Machbarkeitsstudie ging es um einen Teilabriss und die Sanierung sowie die Platzgestaltung dort und vor dem jetzigen Rathaus. Ein Architekturbüro sollte einen Wettbewerb ausschreiben, doch nun sind Fragen aufgetaucht. Es muss ein aktuelles ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) vorliegen und hier herrscht Nachholbedarf. Das bestehende stammt von 2009. „Es sollten verschiedene Nutzungsvarianten untersucht werden und ob weitere Leerstände vorhanden sind“, sagte Günther Neuberger von der Regierung von Oberfranken. Bei einem städtebaulichen Wettbewerb sollten auch der Straßenraum und das Basilikaumfeld mit einbezogen werden. Insgesamt sollte die Funktionalität von Gößweinstein, das vor allem vom Tourismus lebt, verbessert werden. Beispielsweise durch einen Veranstaltungssaal, der am Gasthaus angebaut würde. Park- und Übernachtungsmöglichkeiten sollten im aktualisieren ISEK ebenfalls berücksichtigt werden. Neuberger betonte, dass der Neubau eines Rathauses nicht förderfähig ist. Einen Zuschuss gebe es nur, wenn eine Lösung in einem bereits bestehenden Gebäude gefunden werde. Ein neues Bund-Länder-Programm sehe eine 90-prozentige Förderung vor, wenn in dem Gebäude eine Integrationseinrichtung, ein Ort der Begegnung, vorgesehen würde. Die Verwaltungsflächen würden dann herausgerechnet. Ob es Bindefristen bei der anschließenden Nutzung gebe, sei noch nicht bekannt. Insgesamt sei das ISEK die Grundlage für einen Architektenwettbewerb. Es sollte aber einen größeren Umgriff vorsehen, berücksichtigen, wo in Wohngebieten Leerstände zu erwarten sind, was beim Hallenbad möglich ist. Genutzt werden können auch die Ergebnisse des Vitalitätschecks, der zurzeit vom Wirtschaftsband A9/Fränkische Schweiz durchgeführt wird.

Reaktionen: Georg Lang (CSU/JuF) appellierte dafür, statt einer Platzgestaltung beim Gasthof Rose lieber den Verkehr rauszuleiten und stattdessen eine Umgehung anzugehen. „Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist“, so Neuberger. Man wisse nicht, wie sich der Verkehr entwickle und sollte ihn nicht aus dem Zentrum weglenken. Die Denkmalpflege lasse einen Abbruch der Rose aber nur zu, wenn der Platz dadurch eine Aufwertung erfahre. Ansonsten gebe es keine Förderung.

Hallenbad: Für die Umsetzung eines Konzeptes für das Hallenbad müsste dieses zwingend in das ISEK mit aufgenommen werden, um potenzielle Fördergrundlagen feststellen zu können. Ein neues Konzept für das Hallenbad stellte dann Thomas Siebenhaar vom Architekturbüro Projekt Bauart vor. „Handel, Gewerbe oder ein Kino funktionieren an diesem Standort nicht“, sagte er. Am besten sei eine Wohnbebauung. Sein Konzept sieht einen Teilabbruch des Gebäudes sowie eine Sanierung vor. Damit sollen auf rund 1460 Quadratmetern 15 Wohneinheiten geschaffen werden. Im Eingangsbereich würde ein Teilabbruch erfolgen und eine barrierefreie Arztpraxis neu angesiedelt werden. Im nordwestlichen Bereich könnte der Neubau eines Rathauses entstehen, der bestehende Spielplatz soll erhalten bleiben und als Begegnungs- und Kommunikationszone aufgewertet werden. Das eigentlich Hallenbadgebäude soll entkernt und das kontaminierte Dach rückgebaut und zwei neue Geschossdecken erstellt werden. Im Erd- und ersten Obergeschoss sollen so insgesamt neun Wohnungen mit 990 Quadratmetern geschaffen werden. Im Untergeschoss sind sechs barrierefreie Wohnungen mit 470 Quadratmetern geplant. Voraussetzungen für die Umsetzung des Konzeptes wären ein symbolischer Kaufpreis für den aktuellen Grundstücksteil des Hallenbades, eine Städtebauförderung für die Abbruchleistungen sowie eine KfW-Förderung für die Gebäudesubstanz in Höhe von 0,75 Prozent plus 25 000 Euro Tilgungssubstanz pro Wohnung. „Durch das Konzept wäre ein Leerstand weg und bezahlbarer Wohnraum geschaffen“, so Siebenhaar. Bei den barrierefreien Wohnungen sei betreutes Wohnen möglich. Die Lage am Hallenbad sei nicht einfach, aber umsetzbar. Den Vorteil, auf dem Grundstücksrest mit einer Nutzfläche von 14 000 Quadratmetern ein neues Rathaus zu bauen, bezeichnete Siebenhaar damit, dass man bei der Aufteilung des Grundes, den Etagen und Kosten variabel sei. Es sei eine Pelletheizung vorgesehen. Das Rathaus können an das Heizkonzept mit angeschlossen werden. Als Zeitplan nannte er eine Entscheidung, ob das Rathaus in der Rose oder beim Hallenbad entstehen soll, bis Ende Juni. Wenn die Entscheidung für das Hallenbad falle, könnte im Juli mit der vereinfachten Planung begonnen werden, ein Jahr später mit den Bauarbeiten und noch einmal ein Jahr später mit der Fertigstellung des Projektes gerechnet werden.

Reaktionen: Ein Gemeinschaftsraum werde auch beim Standort Hallenbad gefördert, so Neuberger, ein Rathausneubau aber nicht. Jürgen Kränzlein (SPD) sprach sich nachdrücklich für den Erhalt des Hallenbades und die Neunutzung aus, wenn das ISEK einen Bedarf an Wohnraum feststelle. Georg Rodler (CSU/JuF) sprach sich wegen der geplanten Architektur gegen einen Erhalt des Hallenbades aus. Daniela Drummer (FW/BMG/BG) befürwortete das Konzept, da es auch den Erhalt des bestehenden Spielplatzes vorsehe. Die Wohnlage insgesamt sei gut, auch wenn sie sich eher Wohnraum für Familien gewünscht hätte. „Aber ich bin realistisch, die Demografie hat Zukunft“, äußerte sie ihr Verständnis, dass Wohnraum für die kinderlose Altersgruppe 50 plus geschaffen werde. Dietmar Winkler (CSU/JuF) fand es gut, dass Rathaus an einen anderen Standort zu bringen und das Hallenbad nicht abzureißen. „Es ist ökologischer, etwas zu recyceln“, sagte er. Rainer Polster (FW/BMG/BG) befürwortete, das Rathaus in Marktplatznähe zu schaffen und nicht alles von einer Förderung abhängig zu machen. „Wenn wir uns für ein Rathaus im Zentrum entschließen, sollten wir uns mit der Rose weiter beschäftigen“, sagte er.

Bedenken: Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW/BMG/BG) erinnerte daran, dass sowohl ein Abriss als auch eine Erschließung und die Vermarktung des Hallenbadgeländes letztendlich ein Nullsummenspiel wären. „Wir haben hier nie Gewinnerzielungschancen gesehen“, sagte der Bürgermeister. Für ein neues Rathaus sei unumstritten Handlungsbedarf vorhanden, entweder neben der Basilika oder beim Hallenbad. Die Vorschläge müssten sich nun setzen, bevor eine Entscheidung fallen könne.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Werden Wohnungen aus dem Hallenbad?

Autor

Bilder