Wo man am leichtesten den Lappen verliert

Von Andreas Gewinner
Foto: Carsten Rehder/dpa Foto: red

Wenn ein kleiner schwarzer VW Caddy mit Nürnberger Kennzeichen in Bischofsgrün steht, ist Vorsicht geboten. Dann werden teure Fotos gemacht. Das hat noch nicht jeder mitbekommen. An einzelnen Stellen fährt ein Drittel der Autofahrer teils deutlich schneller als erlaubt. Die Problemzone ist eindeutig die Höhenklinik.

 
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Im Dezember 2007 beschloss der Gemeinderat Bischofsgrün bei einer Gegenstimme, die Einhaltung der Geschwindigkeit im Ortsbereich von Privat überwachen und ahnden zu lassen. Dabei stand von Anfang an nicht das Geldverdienen im Mittelpunkt. Denn die Modalitäten bedeuten für die Kommune weder Kosten noch Einnahmen. Es ging damals vor allem um die Einhaltung der vorgeschriebenen Schrittgeschwindigkeit in der Kurzone/Hauptstraße.

Zehn Jahre später ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Dem Kurier liegen sämtliche Messergebnisse aus dem Jahr 2017 vor. Sie zeigen, wo die Problempunkte sind, wo die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, seinen Führerschein zu verlieren. Und wo die Situation unauffällig ist.

Überraschend ist die hohe Zahl von Messungen insgesamt. 2017 verging nur ein Monat, in dem überhaupt nicht geblitzt wurde in oder um Bischofsgrün. Im Februar und April wurde an vier Tagen geblitzt. im September sogar an fünf. Und je Tag werden dabei mehrere Messpunkte angefahren.

Die Kurzone: Der Augenschein zeigt, dass vor allem Auswärtige mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch den Ort fahren und dabei auch die Rechts-vor-links-Regelung an Jägerstraße und Birnstengler Straße missachten; auch Anlieger berichten von Rasern. Doch die Messergebnisse bestätigen dieses Bild nicht. Bei erlaubten zehn Stundenkilometern sind die Höchstwerte je Messung meist zwischen 27 und 35 Stundenkilometern. Die Beanstandungsquote liegt bei deutlich unter zehn Prozent.

Die Jägerstraße: Viele wussten es erst nicht – der Teil der Jägerstraße, der parallel zur Hauptstraße und am Kurhaus vorbei verläuft, ist auch auf zehn Stundenkilometer beschränkt, obwohl die Straße nicht gepflastert sondern asphaltiert ist. Das Gleiche gilt für die Dr.-Hermann-Meyer-Straße zwischen Kurhaus und Schule. Doch auch hier scheint sich das Schritttempo inzwischen herumgesprochen zu haben: Die Befunde sind im Wesentlichen gleich wie in der Kurzone.

B 303 Rangen: Kontrolliert wird nicht nur im Ort selbst, sondern auch an der B 303 und zwar auf Höhe der Bushaltestelle Rangen. Hier müssen Schulkinder die B 303 kreuzen, Anwohner hatten in der Vergangenheit sogar eine Ampel verlangt. Hier ist Tempo 60 vorgeschrieben. Und hier wird das Tempo deutlich öfter überschritten als im Innenort. Die höchsten gemessenen Geschwindigkeiten liegen in der Regel um 20 km/h höher als erlaubt; ein Ausreißer nach oben war der 25. August: Der Schnellste fuhr 94 Stundenkilometer; von fast 1000 gemessenen Fahrzeugen waren damals gut 150 zu schnell. Doch die Regel ist, dass der Anteil derer, die im Rangen zu schnell fahren, zwischen fünf und zehn Prozent liegt.

Höhenklinik: Hier arbeiten rund 150 Menschen, etwa 90 wohnen hier, es gibt 200 Patienten. Die Straße teilt Parkplatz mit Therapiepfad und die Klinik; hier wird die Straße nach Weißenstadt täglich hunderte Mal von Fußgängern gekreuzt. Wer von der Klinik Richtung Parkplatz geht, – oder mit dem Auto die Ausfahrt Richtung Bischofsgrün verlässt – kann wegen der Straßenkrümmung kaum sehen, was aus Richtung Schneeberg kommt – von wo Autofahrer aufgrund des starken Straßengefälles kräftig auf die Bremse treten müssen. Nach langen Bemühungen wurden hier deswegen vor einigen Jahren Tempo-30-Schilder aufgestellt.

Dass es hier trotzdem noch zu keinem Unfall kam, grenzt an ein Wunder: Die hier gemessenen Höchstgeschwindigkeiten liegen in der Regel beim Doppelten des Erlaubten. Der Spitzenreiter des Jahres 2017 wartet wahrscheinlich immer noch auf seinen Führerschein: Er wurde am 13. April mit Tempo 90 geblitzt – dreimal mehr als erlaubt! Selten ist weniger als ein Viertel der Fahrer zu schnell, vereinzelt ist es jede zweite gemessene Fahrzeug.

Andere Messpunkte: Sind in der Regel wenig oder gar nicht auffällig, darunter Messpunkte in Wülfersreuth und entlang der Wunsiedler Straße.

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