Wirtshaus Waldhütte wiederbelebt

Von Andrea Pauly

Zweieinhalb Jahre Bauzeit, 1,4 Millionen Euro Kosten, 7000 Meter Kabel und eine 2,5 Kilometer lange neue Wasserleitung: Die Waldhütte zwischen Heinersreuth und Altenplos ist nach der grundlegenden Sanierung seit Freitag wieder geöffnet. Bei der Schließung des Wirtshauses hatte noch nicht festgestanden, ob es dort überhaupt wieder einen gastronomischen Betrieb geben würde. Die Staatsforsten haben das Projekt finanziert.

 
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Die einsam im Forst gelegene Waldhütte war seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Spaziergänger, Familien und Radfahrer. Doch das Gebäude war zuletzt marode. Architekt Gregor Fischer erinnerte sich an seinen ersten Eindruck vom Haus: "Die statische Konstruktion kann man getrost als abenteuerlich bezeichnen", sagte er. "Eigentlich ist es ein Wunder, dass das Gebäude nicht eingestürzt ist." Im Obergeschoss, wo sich nun ein heller Semiarraum befindet, seien die Räume von Schimmel befallen gewesen. "Es war feucht, modrig und es hat reingeregnet."

Eine Schatzsuche

Schon 2009 hatten die Arbeiten mit dem Umbau der Scheune zur Wildkammer begonnen, 2013 folgte die erste Dachsanierung. Die Sanierung des Gasthauses sei der Meilenstein gewesen, sagte Gregor Fischer. Das Projekt "war wie eine Schatzsuche, weil wir immer wieder Besonderheiten zu Tage gefördert haben." Rund 30 verschiedene Gewerke waren beteiligt. Fischer verwies auf den ehemaligen Freisitz, der nun den Gastraum vergrößert, die Sandsteinwände und die Eichendielen.

Die Verbindung der Menschen war entscheidend

"Als Förster hat man viele Aufgaben, aber der Besitz und Betrieb einer Gastwirtschaft war dabei nicht geplant", sagte Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, der für die Sanierung gekämpft hatte und dafür am Freitag viel Anerkennung und Dank bekam. "Die Waldhütte ist ein Kleinod, aber das Projekt war auch eine riesige Herausforderung." Die Verbindung der Menschen in der Region zu diesem Ort, die vielen Bilder und Erinnerungen hätten die Entscheidung für die Sanierung maßgeblich beeinflusst.

"Zuerst war die Waldhütte, ich gebe es zu, eine verpachtete Immobilie." Erst bei Besuchen und Zusammentreffen sei den Verantwortlichen im Forstbetrieb "bewusst geworden, welche enge Verbindung die Leute dazu hatten". Auch die Lage, der nahe Jean-Paul-Wanderweg und die Geschichte hätten für die Gastwirtschaft im Wald gesprochen.

Sanierung geht weiter

Die Sanierungsarbeiten sind laut Maier noch nicht beendet: Der Reviersitz nebenan soll ebenfalls modernisiert werden, außerdem sind eine Photovoltaik-Anlage und eine Aufladestation für Elektrofahrräder geplant.

Chef der Staatsforsten hatte Zweifel

"Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal hier war, habe ich schon daran gezweifelt ob wir das hinkriegen", erinnerte sich Reinhard Neft, Vorstand der Bayerischen Statsforsten. Es sei das Ziel gewesen, in der Waldhütte Tradition und Moderne zu verbinden - so wie das auch die Förster im Wald täten, wenn sie zwischen 100 oder 200 Jahre alten Bäumen mit GPS und Laptop unterwegs seien. Er blickte auf die Geschichte des Wirtshauses zurück, das 1750 als markgräflicher Reviersitz gegründet und schnell zur Ausflugsgaststätte wurde. Heute steht es unter Denkmalschutz. Neft lobte den Umgang mit den alten Baustoffen. "An der Waldhütte werden Kultur und Natur in wunderbarer Weise zusammengeführt." Gerhard Müller, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, formulierte es so: "Wir haben aus der guten alten Waldhütte eine gute neue Waldhütte gemacht."

Ehrfurcht vor Wildsau Gretel

"Wir als Bayreuther waren hier gerne mit den Großeltern Kaffee trinken", erinnerte sich Landtagsmitglied Gudrun Brendel-Fischer an ihre Kindheit. Besonders die Wildsau Gretel, die im Gehege hinter dem Gebäude lebte, ist ihr im Gedächtnis geblieben. "Da war es noch was Besonderes, mal eine Wildsau zu sehen."  Ihr Lob galt dem barrierefreien und behindertengerechten Ausbau. Auch Landrat Hermann Hübner erinnerte sich "als Waldbauernbub aus dem nahen Buchhof" an die Besuche in früheren Jahren: "Wir standen als Kinder ehrfürchtig vor dem Gehege und haben das Monster betrachtet."

Viel Glück für die Pächter

"Ich krieg das Lachen seit Tagen nicht aus dem Gesicht, weil ich mich so freue", sagte die Eckersdorfer Bürgermeisterin Sybille Pichl. Vor drei Jahren hatte sie zum ersten Mal mit Fritz Maier zusammengesessen und über die Zukunft des Areals gesprochen. "Ich war bereit zu kämpfen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich das gar nicht muss." Sie dankte den Staatsforsten dafür, "dass sie das Wagnis eingegangen sind" und Fritz Maier für das vehemente Verfolgen des Plans. Sie wünschte den Pächtern Stefan Rösch und Frank Hertel viel Glück. "Wer die Anni gekannt hat, weiß, dass die beiden in ungewöhnliche Fußstapfen treten. Ich wünsche Ihnen, dass sie eigene Spuren hinterlassen."

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