Wirte warten oft vergeblich

Von Stefan Linß
Der Wirt hat das Reserviert-Schildchen aufgestellt, doch der Tisch bleibt den ganzen Abend leer. Wenn Gäste trotz Buchung nicht aufkreuzen, ärgern sich Restaurant-Besitzer. Foto: Stefan Linß Foto: red

Gäste reservieren im Restaurant und bleiben dann einfach fern. Das schlechte Benehmen beschert den Gaststätten im Kulmbacher Land Umsatzeinbußen.

 
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Auf den meisten Tischen steht ein Reserviert-Schildchen und trotzdem bleibt am Abend das halbe Wirtshaus leer. Eine Unsitte entwickelt sich allmählich zu einem Problem für die heimische Gastronomie. Restaurantbesitzer ärgern sich über Leute, die reservieren und sich dann zur vereinbarten Zeit nicht blicken lassen. Böse Absicht stecke nicht dahinter, sagen die Kulmbacher Wirte. Aber durch ihr unbedachtes Verhalten verursachen solche Gäste regelmäßig Mehrkosten und nehmen anderen Kunden die Plätze weg.

In der Summe ein Ärgernis

Es sind meistens Einzelfälle, aber in der Summe kann es zum großen Ärgernis werden, wenn die Gäste ohne abzusagen den Termin einfach platzen lassen. Einige Restaurants haben bereits Methoden entwickelt, um die Zahl der leerstehenden Tische in Grenzen zu halten.

Es soll Gruppen geben, die für denselben Zeitpunkt in drei Restaurants gleichzeitig reservieren. Je nach Lust und Laune werde dann spontan entschieden, welches das passende Lokal ist und wo es konkret hingehen soll. Zwei der drei Wirte halten dann zwar den Tisch bereit, warten aber vergeblich auf die Gäste. Solche Extrembeispiele können die Gastronomen in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.

Zu den Betroffenen gehört Torsten Schwegler vom Gasthaus Zur Birke in der Kulmbacher Fischergasse. "Ich kenne viele Kollegen, denen es genauso geht", sagt der Wirt im Gespräch mit dem Kurier und erklärt: "Wenn wir auf den Reservierungen hocken bleiben, bedeutet das Umsatzverluste für uns." Offenbar machen sich nicht alle Gedanken darüber und nehmen deshalb keine Rücksicht auf die Gastronomen.

Fehlende Laufkundschaft

Günter Limmer vom Restaurant Hagleite in der Blaich ist mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung ein Urgestein des Kulmbacher Gaststättengewerbes. "Das gab es immer schon, dass ein reservierter Tisch mal leer geblieben ist", sagt er. Trotzdem habe sich das Problem für die Wirtshäuser zuletzt verschärft. Der Grund sei die fehlende Laufkundschaft. "Der Gast geht heutzutage ganz gezielt aus und reserviert meistens", erklärt Limmer. Das habe zur Folge, dass die Reservierungsbücher schneller voll sind, die Tische bei Nichterscheinen der Gäste jedoch leer bleiben. Und anderen Kunden, die mit ihrer Buchung zu spät dran waren, musste abgesagt werden.

Das Problem scheint Gastwirte in ganz Deutschland zu betreffen. Günter Limmer weiß von Fällen in Nordrhein-Westfalen. Mehrere Restaurants verlangen dort wohl bereits eine Anzahlung, die bei der Reservierung im Voraus fällig wird und nach dem Besuch mit den Verzehrkosten verrechnet wird. Wenn der Gast fern bleibt, behält der Wirt diese Anzahlung. "Bei uns gibt es das noch nicht", sagt der Hagleiten-Chef. "Aber wenn das Verhalten Schule macht, dann müssen wir uns etwas überlegen."

Wer nicht kommt, muss trotzdem zahlen

Eine Wirtschaft im Landkreis Kulmbach ist bereits dazu übergegangen, im Vorfeld von Weihnachtsfeiern und größeren Reservierungen die genaue Personenzahl und die Menüfolge festzulegen. Wer bestellt und nicht kommt, muss dann trotzdem den vollen Preis zahlen.

Ein weiteres Problem, das sich negativ auf die Umsätze auswirkt: Es wird beispielsweise für zehn Personen reserviert, tatsächlich erscheinen aber nur sechs oder sieben. In dem Fall hätte der Tisch geteilt werden können, damit mehr Gäste Platz finden.

Mehrere Gaststätten im Raum Kulmbach vergewissern sich gerade bei großen Gesellschaften ein oder zwei Tage vorher und fragen telefonisch nach, ob die Feier wie geplant stattfinden kann. Das sei vor allem in der Weihnachtszeit sinnvoll, sagt Günter Limmer. Schon jetzt liegen dem Hagleiten-Wirt Reservierungen für Dezember vor. Gut möglich, dass die Gäste bis dahin ihre Pläne noch ändern oder die Details der Buchung vergessen.

Die Fixkosten bleiben

Wenn weniger Plätze besetzt sind als geplant, bleiben für den Gastronomen die Fixkosten trotzdem dieselben. Der Wirt hat sich auf die größere Gästezahl vorbereitet und entsprechend Personal eingeteilt, das bezahlt werden muss.

Stephan Ertl, der Kreisvorsitzende des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, kennt Restaurantbesitzer, die bei jeder Reservierung die Daten erfassen. Sie schreiben Name, Adresse und Telefonnummer des Gastes auf. Bei Nichterscheinen könne der Wirt eine Rechnung stellen. Allerdings sei es bei einem À-la-carte-Essen schwierig, die ausgefallene Umsatzgröße genau festzulegen, erklärt Ertl. Bei einer Menüfolge mit festen Pro-Kopf-Preisen sieht es hingegen anders aus.

Kreditkartendaten als Absicherung

In der gehobeneren Gastronomie und der Sterneküche sind Reservierungen üblich, sagt der Kreisverbandsvorsitzende. Gäste geben oft zur Absicherung ihre Kreditkartendaten an und leisten ähnlich wie im Hotelgewerbe auch Vorauszahlungen. Damit erhalte der Platz im Restaurant von Anfang an eine Wertigkeit. "Wenn die Reservierung nichts kostet, dann ist es den Leuten egal. Viele denken sich gar nichts dabei und lassen sie platzen", sagt Stephan Ertl.

Sollte das Phänomen weiter zunehmen, dann bleibe den Wirten wohl nichts anderes übrig, als zu handeln. Zumindest im Sommerhalbjahr deutet sich eine Entspannung an. Das Sitzplatzangebot beschränkt sich dann nicht mehr nur auf die Gaststube. Viele Wirtschaften öffnen ihren Biergarten und ihren Außenbereich. Und dort sind meist keine Reservierungen möglich.

Appell an die Gäste

Die große Mehrzahl der Gäste verhält sich vorbildlich, sagen die Wirte im Kulmbacher Land. Trotzdem komme es nicht selten vor, dass Tische reserviert werden und niemand zum vereinbarten Termin kommt. Deshalb bitten die Gastronomen, rechtzeitig abzusagen, damit der Tisch an andere Gäste vergeben werden kann. Wenn der Appell nichts bringt, dann könnten Wirtshäuser Anzahlungen, Reservierungspauschalen und Stornogebühren verlangen, wie es mancherorts schon üblich ist.

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