Wirte suchen dringend Fachkräfte

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 Foto: red

Licht und Schatten in der oberfränkischen Hotel- und Gastronomiebranche: Zwar stiegen im vergangenen Jahr die Übernachtungszahlen, doch die Betriebe klagen über Fachkräftemangel. Und ihnen macht die überbordende Bürokratie zu schaffen.

 
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Draußen schien die Sonne, passend dazu fröhliche Gesichter beim Neujahrsempfang des oberfränkischen Bezirks des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern am Freitag im Restaurant zur Sudpfanne. Vor dem Menü fütterte Bezirksvorsitzende Andrea Luger die Gäste mit statistischen Zahlen. Die durchaus erfreulich waren, konnten doch im vergangenen Jahr erstmals seit 2012 die oberfränkischen Beherbergungsbetriebe wieder einen Zuwachs bei den Übernachtungszahlen verbuchen. Stand Ende November gab es im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,9 Prozent bei den Ankünften und 2,4 Prozent Zuwachs bei den Übernachtungen. Zum Vergleich: Die bayernweiten Werte liegen hier bei plus 5,7 und 3,5 Prozent. Die Bettenauslastung lag in Oberfranken bei 36,3 Prozent und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 2,5 Tagen.

Trend zum Städteurlaub

Wobei die Entwicklung regional unterschiedlich verlief: Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz konnten um 3,7 und 1,3 Prozent zulegen; Frankenwald (-0,2 Prozent), Oberes Maintal/Coburger Land (-0,7 Prozent) sowie alle Kurorte stehen auf der Verliererseite. Eindeutig der Trend zum Städtetourismus: Die Zahl der Übernachtungen stieg in Bamberg um 12,1 Prozent, in Hof um 7,5 Prozent; Coburg legte um 10,0 Prozent und Bayreuth um 6,1 Prozent zu. „Damit stellen diese vier Städte mehr als 25 Prozent der Übernachtungen in ganz Oberfranken“, sagte Luger. Weitere 25 Prozent verbuchten die fünf oberfränkischen Bäderorte auf sich.

Zertifizierung gegen Fachkräftemangel

Doch das war es dann auch schon mit den positiven Nachrichten aus der Hotel- und Gastrobranche. Eines der wichtigsten Probleme, mit denen vor allem die kleinen und mittleren Betriebe der Gastronomie zu kämpfen haben, ist laut Luger der Fachkräftemangel. „Wir müssen der Gewinnung von Auszubildenden in den nächsten Jahren höchste Priorität einräumen“, appellierte Luger an die Anwesenden: „Wir haben aktuell noch 554 Auszubildende in den gastronomischen Betrieben Oberfrankens. Es sind noch keine zehn Jahre her, da hatten wir fast die doppelte Anzahl.“ Eine Zertifizierung der Ausbildungsbetriebe soll der Entwicklung entgegenwirken.

Keine Lösung sieht Luger darin, auf die vielen Flüchtlinge zu setzen, um die Lücke bei den Azubis und Fachkräften zu schließen. Die meisten brächten nicht die entsprechenden Voraussetzungen mit, zudem gebe es bürokratische Probleme.

Bürokratie macht das Leben schwer

Überhaupt, die Bürokratie. Luger klagte über vielfältige Dokumetations- und Meldepflichten, die zum Teil praxisfern seien und den Betrieben das Leben schwer machten. Jährlich kämen mehr und mehr Vorschriften zusammen, werden geändert. „Da hat der kleine Wirt kaum noch den Überblick.“ Und, wie Luger an einem grotesken Beispiel erläuterte, manchmal selbst die Profis in den Steuerberaterkanzleien nicht. „Der Wirt steht frühmorgens auf und fragt sich: Was hast du heute wieder alles falsch gemacht, wer will heute wieder Geld von dir und was muss ich heute wieder alles dokumentieren?“

Wirte auf der Straße

Angesichts dessen komme es nicht von ungefähr, dass im letzten Jahr in München rund 5000 Wirte auf die Straße gegangen sind und gegen den „Bürokratiewahnsinn“ demonstriert haben. Luger: „Das machen Wirte nur, wenn das Maß wirklich voll ist.“

An dieser Stelle gab es stehenden Applaus. Und die Sonne schien weiter

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