Der Jazznovember bleibt vorerst im gewohnten Rahmen, doch Kaspar Schlösser kann sich mehr vorstellen - Erneut Auszeichnung "Wir könnten was reißen"

Von Michael Weiser

Der Jazznovember geht in seine achte Auflage - und bringt seine Erfinder an einen Scheideweg: Will man ein Bayreuther Phänomen bleiben, mit einem kleinen, exquisiten Programm? Oder entscheidet man sich fürs Wachstum? "Wir haben das Potenzial, überregional etwas zu reißen", sagt Kaspar Schlösser, Vorsitzender des Jazzforums.

 
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Eine Metallscheibe von ungefähr fünfzehn Zentimetern Durchmessern, gut ein Pfund schwer: Kaspar Schlösser und seine Mitstreiter vom Jazzforum hatten bereits so ein Ding, seit vergangenem Jahr. Und seit Mittwochabend haben sie ein zweites Exemplar dieser Scheiben: Wie schon 2013 ist das Jazzforum Bayreuth mit dem bundesweiten Spielstättenprogrammpreis ausgezeichnet worden. Entgegengenommen haben die Bayreuther die Plakette aus der Hand von Staatsministerin Monika Grütters, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Damit ist das Jazzforum zwar nicht einsame Spitze, aber in bester Gesellschaft: Rund 20 Veranstalter von der Größe des Jazzforums erhielten die Auszeichnung. „Der Spielstättenprogrammpreis für das Jazzforum beweist der Stadt Bayreuth, wie gut ihre finanzielle Unterstützung angelegt ist", sagte Schlösser.

Bei aller Anerkennung: Ein bisschen neidisch scheint Kaspar Schlösser immer noch zu sein. Er berichtet, dass er kürzlich in Österreich war, genauer: in Saalfelden. Mitten im Steinernen Meer liegt das, man fährt auf der Autobahn bis Kufstein und "dann noch eine Stunde auf Landstraße weiter", wie Schlösser sagt. Klingt nach sehr weit weg, wird aber für einige Taghe im August immer zum Nabel der Jazz-Szene. "Da kommt der Landeshauptmann zur Begrüßung", sagt Schlösser. "Die melden offiziell 25000 Besucher. Der Saal ist rappelvoll, an drei Tagen spielen da 20 Bands, und dann gibt's da auch noch Open Airs."

Nicht dass er nun besonderen Wert auf die Gegenwart eines österreichischen Landeshauptmanns legt, aber ein Großereignis dieser Güte in Oberfranken - das würde ihn schon reizen. "In Saalfelden  wird das Festival zu einem Event für die ganze Ortschaft." Ein Zelt steht mitten im Ort, das auch Bergwanderer anlockt, die Jazz bis dahin vielleicht noch nicht mal auf ihrer Agenda gehabt hatten.  Kaspar Schlösser denkt laut nach: Ein Festival auch in Bayreuth, nicht nur für die Bayreuther selbst oder die Auswärtigen, sondern für alle. Eine Vision vorerst, aber eine, die Schlösser schon ganz schön beschäftigt: "Erst braucht man die Leute mit Gedanken, dann kann man sich daran machen, Förderer zu finden."

Programm mit Stars

Derweil sind die Vorbereitungen für die neue Saison so gut wie abgeschlossen, das Programm für den Jazznovember 2014 im Bechersaal steht. Mit Clubjazz vom Bahama Soul Club, mit den Größen der Jazzkantine (eine Kostprobe auf Youtube: hier), die in Bayreuth unverstärkt spielen wollen, unplugged, "ohne Stecker", wie's im Programm heißt. Mit der Kölner Combo Wildern, die aus Pop und Liedermachersongs Jazznummern macht, ebenso wie das Joo Kraus & Tales in Tones Trio. Und mit  Malene Mortensen - die dänische Jazzsängerin ist heuer überhaupt nur in zwei Konzerten zu erleben. Und für die legendäre Jazzkantine ist der Bechersaal überhaupt die letzte Station. "Die gibt's nur noch bei uns zu erleben", sagt Schlösser.

Viel Neues also, viel Bewährtes dazu, in einer Reihe, die in Bayreuth mittlerweile gut eingespielt läuft. "Wir werden bei der Frequenz bleiben", sagt Schlösser, "auch die Sommerpause wird bleiben." Was nicht in Erz geschrieben steht. Man komme schon irgendwann in einen Rhythmus, sagt er, "wir wissen, jetzt müssen wir das machen, und dann das. Für uns ist spannend: Was können wir jetzt noch machen?

Das Programm:

6. November: Bahama Soul Club; 7. November: Jazzkantine;  8. November: Joo Kraus & Tales in Tones Trio, 8. November, 23 Uhr, Glashaus, Wildern; 9. November, Malene Mortensen. Alle Konzerte sind, so nicht anders vermerkt,  im Bechersaal und beginnen um 20 Uhr.