Vogt: Der neue Winnetou ist absolut gut gewählt und perfekt für die Rolle. Auch wenn er von Anfang an nicht die erste Wahl war, sondern der Schauspieler Martin Sensmeier. Der konnte aber nicht, weil er für eine der Hauptrollen in der Neuverfilmung von „Die Glorreichen Sieben“ verpflichtet wurde. Letztlich war der Produzent der Meinung, dass Nik Xhelilaj doch der bessere Schauspieler und die bessere Wahl gewesen sei. Ich halte Wotan Wilke Möhring perfekt für die Rolle des kargen Karl May und späteren Old Shatterhand besetzt. Er ist ja auch gewissermaßen ein Zugpferd im Deutschen Fernsehen und momentan einer unserer besten Schauspieler. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Karl May kommt ja auch nicht von ungefähr und ist so gewollt.
Schaller: Bei Winnetou war ich sofort überzeugt, dass er ein guter „neuer“ Winnetou sein wird. Er hat so eine gewisse Ausstrahlung, die der Häuptling der Apachen haben muss. Bei Old Shatterhand war ich nicht so überzeugt – das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich totaler Lex-Barker-Fan bin. Dies hat sich allerdings geändert, als ich den ersten Teil im Kino gesehen habe, bei einer Einladung zur Pressevorführung von RTL am 30. November im Gloria-Palast München. Da hat mich dann auch Old Shatterhand überzeugt, auch weil die Rolle ganz anders als früher angelegt ist.
Was erwartet ihr euch von den Filmen, gerade im Vergleich mit den Klassikern aus den 60er Jahren?
Vogt: Von Anfang an gehe ich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung in das neue Filmprojekt, das eigentlich großes Kino und kein Fernsehen ist! Die Trailer und das, was ich bisher gesehen habe, überzeugten mich schon von Beginn an. Ein Vergleich mit den alten Verfilmungen ist daher sehr unpassend. Die drei neuen Filme haben und wollen mit den alten Filmen nichts gemein haben. Man sollte sie auch ganz anders und zukunftsorientiert ansehen. Das Einzige, was die Filme miteinander verbindet, sind die Landschaftsaufnahmen in Kroatien und die Filmmusik von Martin Böttcher, die von Heiko Meile neu arrangiert und komponiert wurde. Leider bleiben, wenn man sich den neuen Soundtrack auf CD anhört, keine Themen im Gehör wie bei Martin Böttcher und seiner wunderbaren Originalfilmmusik! Es ist eben klassische Untermalungsmusik direkt zum Film und vermittelt leider keinen bleibenden Eindruck.
Schaller: Ich habe gut die Hälfte des neuen Films gebraucht, um die „alten“ Karl-May-Filme im Kopf zu vergessen und mich auf das Neue einzulassen. Das sollte man, glaube ich, auch so machen. Ein Vergleich mit den Filmen der 60er Jahre wird keiner Produktion gerecht. Es gibt nur einen Pierre Brice und einen Lex Barker. Das Tempo und die Erzählform ist eine ganz andere und auch moderner gemacht. Ein guter Schachzug war, die Musik von Martin Böttcher mit zu integrieren.
Seid ihr gespannt, ob ihr Drehorte der alten Filme in den neuen entdeckt werden und was glaubt ihr, wie die neuen Drehorte rüberkommen?
Vogt: Selbstverständlich sind wir gespannt auf die alten und neuen Drehorte. Teilweise wurde ja auch am ehrwürdigen Zrmanja Plateau und am Tulove Grede gedreht. Ich selber war ja bei Dreharbeiten in Rujno (oberhalb von Starigrad) zu Gast mit einem Kulmbacher Journalisten und einer Gastronomin. Dieses Gebiet kommt auch zum ersten Male für eine ,Winnetou-Verfilmung‘ zum Einsatz. Für Kroatien und die Region Dalmatien sind die drei neuen Filme mit Sicherheit ein Gewinn und neues Reiseziel!
Schaller: Natürlich ist es eine sehr gute Entscheidung gewesen, wieder in Kroatien zu drehen. Nach über 50 Jahren gibt es immer noch Locations, die sehr an den Wilden Westen in Amerika erinnern. Wobei die Produktion schon versucht hat, neue Drehorte zu finden und nicht die gleichen von damals zu verwenden. Auch ist es bei den neuen Filmen auch mal „düster und dreckig“ und nicht immer blauer Himmel wie damals. Ich glaube schon, dass die neuen Drehorte das Publikum begeistern werden und die Leidenschaft der Macher auf die Zuseher überspringen wird.