"Wilderei schadet ganzer Jägerschaft"

Der Bayerische Landesjagverband (BJV) sieht sich wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) als Naturschutzverband. Trotzdem sind beide längst nicht immer einer Meinung. Auf dem Landesjägertag gab es erstmals eine Annäherung zwischen ihnen. Der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer stellte sich einer viereinhalbstündigen Diskussion über bedrohte Vogelarten und Wilderei.

 
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Warum machen Ihnen die Feldvögel zunehmend Sorgen?

Norbert Schäffer: Die Feldvögel haben sehr deutlich abgenommen in den letzten Jahren. Das gilt für Arten wie Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn. Uns geht es nicht nur um die Vögel, sondern auch um den Feldhasen oder Amphibien. Denn die biologische Vielfalt hat in unserer Agrarlandschaft stark abgenommen. Das liegt an der intensiven Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen und der Beseitigung von Hecken, Feldrainen, Brachflächen und Waldrändern. Das sehen wir, der LBV als Naturschutzverband, zusammen mit dem bayerischen Jagdverband mit großer Sorge. Wir möchten gemeinsam dafür sorgen, dass wieder mehr Leben in unsere Landschaft kommt und nicht von Horizont zu Horizont nur Maisäcker angelegt werden. Die Landwirte mähen diese Brachen einmal im Jahr, weil sie sonst keine Zuschussgelder bekommen. Und das müssen wir ändern. Wichtig ist, dass wir im Gespräch bleiben, mit den Jägern und mit den Landwirten.

Stellt der Fuchs eine Gefahr für Vögel dar?

Schäffer: Unser Ziel ist eine Landschaft, die Prädatoren - Tiere, die andere Tiere fressen -, und ihre Beute gleichzeitig trägt. Wir sehen in unseren Wiesenbrütergebieten oder in der hohen Rhön in einem Birkhuhngebiet,  dass sich der Fuchs negativ auswirkt.  Wir dürfen Fuchs oder Habicht nicht grundsätzlich den schwarzen Peter geben und sagen, sie sind verantwortlich, dass wir keine Rebhühner, Kiebitze oder Uferschnepfen mehr haben. Teilweise haben wir aber nur noch so wenige Individueen, dass Füchse da einen großen Einfluss haben können. Da muss der Naturschützer über seinen Schatten springen und die Reduzierung der Füchse akzeptieren. Das geht nicht anders.

Wie kontrovers wird das zwischen Vogelschützern und Jägern diskutiert?

Schäffer: Es ist ein strittiges und sensibles Thema. Aber es ist gut, dass wir nicht übereinander, sondern miteinander reden. Ich weiß nicht, ob schon mal ein Vertreter eines Naturschutzverbandes beim Jagdverband war, aber ich meine, dass ist historisch, und ich fühle mich sehr wohl dabei.  Das heißt nicht, dass wir immer einer Meinung sind. Aber man kann zivilisiert miteinander reden und sich austauschen. Man wird nicht immer zum selben Standpunkt kommen. Wir wollen eine reichstrukturierte, artenreiche Landschaft  haben, das ist unser Ziel und das ist auch das Ziel der Jäger.

Sie wollen, dass die Jäger verschärft gegen Wilderer vorgehen.

Schäffer: Ich habe die Jäger dringend aufgefordert, dass sie diese schwarzen Schafe innerhalb der Jägerschaft isolieren. Weil sie mit ihrem illegalen Handeln nicht nur einen Naturschutzschaden anrichten, sondern der Jägerschaft insgesamt schaden.  Dass sie diese illegal Handelnden zur Rechenschaft ziehen, ist im Interesse der Jäger. Beim Luchs haben wir im Bayerischen Wald so viele Tiere verloren, dass die Gefahr besteht,  dass er erneut ausstirbt und das wäre tragisch. Es sind aber nicht „die Jäger“, sondern es ist eine kleine Gruppe, sie sich so verhält. Diese schwarzen Schafe müssen jedoch bestraft werden, nur dann wird man als Jäger in der Gesellschaft glaubwürdiger.

Haben Sie Zahlen, wie häufig solche illegalen Taten vorkommen?

Schäffer: Es kommt leider immer wieder vor. Wir haben im Bayerischen Wald erlebt, dass ein Luchs erdrosselt und an den Straßenrand gelegt wurde, als Verkehrsunfall getarnt. Der Luchs wird zwar nicht bejagt, fällt aber unter das Jagdrecht. Aus dem Grund ist es Wilderei, wenn ich einen Luchs erschieße oder vergifte, das ist eine Straftat und ist illegal. Der Uhu fällt nicht unter das Jagdrecht und da ist die Tötung eine Ordnungswidrigkeit nach dem Naturschutzgesetz. Das Problem ist: In den allerwenigsten Fällen werden die Täter überführt. Wir fordern daher eine bessere Spurensicherung, damit die Chance höher ist, den Täter zu erwischen. Auch Greifvögel, Eulen und Schwarzstörche werden illegal verfolgt, und da suche ich den Täter nicht in Jägerkreisen, trotzdem dürfen wir das nicht zulassen.

Die Fragen stellte Redakteurin Ute Eschenbacher

Ein ausführlicher Bericht über den Landesjägertag folgt.

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