Die aktuelle Geburtenstatistik hatte am Montag auf den ersten Blick gute Nachrichten parat: Im vergangenen Jahr kamen laut Statistischem Bundesamt rund 8500 Babys mehr zur Welt als 2012. Insgesamt 682 069 Neugeborene taten 2013 ihren ersten Schrei.

Die schlechte Nachricht: Die durchschnittliche Kinderzahl hat sich kaum verändert: 2013 bekamen Frauen im Mittel 1,41 Kinder. Seit den 1990er Jahren liegt dieser Wert relativ konstant um 1,4 herum. Die schlechteste Nachricht: Die Frauen warten immer länger bis zum ersten Kind. Das durchschnittliche Alter Erstgebärender lag 2013 bei rund 29 Jahren – noch 2009 waren die Frauen bei ihrem ersten Kind ein halbes Jahr jünger. Seit 2009 erfassen die Statistiker die Geburtenfolge. Sie zeigt, „dass insbesondere die Entwicklung bei den Zweitgeborenen die gesamte Geburtenzahl positiv beeinflusst“, sagt Destatis-Mitarbeiterin Olga Pötzsch. Es gibt zwar nicht mehr Paare, die sich für Nachwuchs entscheiden. „Aber wenn eine Frau sich entschlossen hat, Mutter zu werden, gibt es eine starke Tendenz, ein zweites Kind zu bekommen.“ Diese „Konstante“ federt in geburtenschwachen Jahren den Rückgang ab; in geburtenstarken Jahren zieht sie die Kurve nach oben.

Aber das wird nicht reichen. „In den kommenden Jahren wird die Zahl der Frauen zwischen 26 und 35 Jahren relativ stabil bleiben“, heißt es beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden. „Nach 2020 wird diese Altersgruppe jedoch voraussichtlich deutlich schrumpfen.“ Wenn die Geburtenzahl auch dann konstant bleiben soll, müssen die Frauen mehr Kinder bekommen: 1,6 statt 1,4 pro Frau.

Vera Kreuter vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hält das aber für wenig realistisch. „Die Geburten haben sich ins höhere Alter verschoben.“ Damit wird die Zeit knapp für das zweite oder gar dritte Kind. „Je länger man das absichtlich aufschiebt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dann unabsichtlich nicht mehr klappt.“

Die Politik kann Anreize setzen, glaubt die Forscherin. „Es ist bewiesen, dass familienpolitische Leistungen einen Einfluss haben auf die Zahl der Geburten.“ Studien zeigten, dass eine gute Betreuungssituation die Entscheidung für das erste Kind erleichtere. Das Elterngeld begünstige vor allem die Entscheidung für das zweite.

Aber finanzielle Anreize allein reichen nicht. Viele Deutsche empfinden Kinder einfach nicht mehr als Bereicherung. Nicht einmal die Hälfte der Kinderlosen zwischen 18 und 50 Jahren denkt laut einer Studie, dass ein Kind innerhalb der nächsten drei Jahre ihre Lebensfreude verbessern würde.

Wie stark sich die Einstellung innerhalb von nur zwei Generationen verändert hat, zeigt die Zeitreihe: Von den Frauen, die heute 70 Jahre alt sind, waren gerade einmal zwölf Prozent kinderlos, 29 Prozent hatten drei oder mehr Kinder. Von den heute 45-Jährigen haben 25 Prozent keine Kinder und nur 17 Prozent drei oder mehr.

Heute gilt als Faustregel: Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen bleiben häufiger kinderlos. Frauen mit Migrationshintergrund bekommen nicht nur mehr, sondern auch früher Kinder. Wie aus BiB-Daten hervorgeht, sind ausländische Frauen mit Anfang 20 doppelt so häufig Mutter wie deutsche Frauen.

Babys in Zahlen

In Bayreuth sind im vergangenen Jahr 1151 Babys zur Welt gekommen; 2012 waren es 1133, teilte das Klinikum Bayreuth mit. Heuer wurden hier bereits 1082 Kinder geboren; durchschnittlich sind es im Klinikum 20 pro Woche.

In Oberfranken kamen im Jahr 2013 genau 7777 Babys zur Welt, so viele wie im Jahr zuvor. Oberfranken ist damit der einzige Regierungsbezirk in Bayern, in dem die Geburtenzahl in diesem Zeitraum nicht anstieg, geht aus Zahlen des Statistischen Landesamts hervor.

Bayernweit gab es 2013 einen Anstieg der Geburtenzahlen um 2,4 Prozent auf 109 562 Kinder.

raus/pegi, mit Material von dpa