„Weltweit konkurrenzlos“
Fachleute wie Lippert überlegen, wo eine Schweißnaht ordentlich abgeschliffen werden muss, weil dort irgendwann ein Holzbrett akkurat aufliegen soll, sie haben aber auch das große Ganze im Blick. „Technik mit sehr viel Einfühlungsvermögen für die künstlerische Seite“, nennt er seine Spezialität. Seine Entwürfe am Computer sind von allen Seiten zu betrachten und so genau, dass ein Regisseur und seine Ausstatter schon in diesem Stadium wissen, wie sie dran sind. Bilder eben, wenn auch nicht für den Zuschauer, sondern für diejenigen, die ihrerseits Bilder schaffen.
Manchmal ist er auch so etwas wie der Zauberer der Bühnentechniker. Wenn bei Philippe Arlauds „Tannhäuser“ die Venus wie eine echte Göttin in den Hintergrund der Grotte flog, dann hatte ihr Lippert den Weg zur scheinbaren Schwerelosigkeit gebahnt: mit zwei Schienen zu den Seiten der Venus, an denen sie, unsichtbar geführt, in den Hintergrund gezogen wurde. Ein Trick, auch nicht viel anders als bei Illusionskünstlern in Las Vegas.
Kleines, familiäres Haus
Als Technischer Produktionsleiter fing Lippert bei den Bayreuther Festspielen an, realisierte dort schließlich Produktionen von Tankred Dorst, Stefan Herheim, Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief. Er kennt das Festspielhaus gut und hält seine Dimensionen und Einrichtungen für ein wichtiges Argument dafür, dass Bayreuth noch immer und auf eine lange Zukunft hin einmalig ist. „Die Anlage ist von der Architektur her ein Glücksgriff, das ist ein Kapital, das man nicht totbekommt.“ Weil es anders als jedes andere Haus gigantische Umbauten erlaubt. Weil es ausgezeichnetes Personal hat. „Die können künstlerisch auf dem Niveau wie Staatsoper München arbeiten. Was die Technik betrifft, der Umfang und die Komplexität – da sind die Bayreuther Festspiele weltweit konkurrenzlos.“
Das Haus, an dem das nächste Projekt mit seiner Beteiligung über die Bühne geht, ist damit nicht entfernt zu vergleichen. Es ist genau genommen das Gegenteil von Bayreuth. Es ist nicht groß, es ist klein, sehr klein sogar, mit gerade 568 Plätzen und einer Bühne, die nicht mal halb so groß wie ein Tennisfeld ist. Und das Orchester muss auch noch darauf Platz finden, vom Geschehen lediglich durch einen Tüllvorhang abgetrennt.
Casting für Hunde
„Als ich das zum ersten Mal sah, dachte ich, ich sei im falschen Film“, sagt Lippert und lacht. „Aber einen Geist wie in Minden – danach kann man lange suchen. Diese Begeisterung für die Sache ist extrem stark.“ Muss sie auch sein: Die Mindener arbeiten mit sehr wenig Geld, Richard Wagner Verband Minden, das Stadttheater und die Nordwestdeutsche Philharmonie müssen ihre knappen Mittel gut einteilen.
Lippert arbeitet in Minden mit Philipp Schlößmann zusammen, ebenso wie beim „Tristan“ in Bayreuth. In Minden ist Lippert auch wieder mit eigenen bewegten Bildern vertreten. Mit dem besagten einstürzenden Himmel etwa und mit Brünnhildes Tränen. Und mit echten Hunden als Illustration für Hundings Hundemeute. Für ihn ein weiterer Triumph der Mindener Begeisterungsfähigkeit. „Wir haben also ein Hundecasting gemacht“, erzählt Lippert. „Es kamen viel mehr Hunde, als wir erwartet hatten.“
Bei aller Begeisterung darüber, wie’s in Minden läuft, bleibt Lippert dem Video gegenüber ein bisschen skeptisch. „Nicht, dass es dann Kino wird. Das wäre gefährlich. Es bringt nämlich immer eine andere Dynamik rein, weil im Film alles gleichzeitig passieren kann.“ Bilder, sagt er, „müssen etwas dazu geben, sie dürfen aber nicht ablenken“.
INFO: Die „Walküre“ in Minden feiert am 9. September Premiere. In Bayreuth ist Matthias
<embed src='http://www.matthiaslippert.de/JWPlayer/player.swf' height='520' width='945' allowscriptaccess='always' allowfullscreen='true' flashvars="&controlbar=over&file=http%3A%2F%2Fwww.matthiaslippert.de%2Ffilmsequenzen-www%2FRienziTreppe%2FRienziTreppe2.m4v&image=http%3A%2F%2Fwww.matthiaslippert.de%2Ffilmsequenzen<