Wie aus Keglern Freunde werden

Von Johanna Tischler
Der Kegelverein FC Creußen und seine Senioren: Klaus Heuberger, Heinz Biersack, Christoph Höreth, Michael Wolf, Werner Mayr-Wend (von links),Foto: Peter Kolb Foto: red

„Wenn man alle in einen Sack steckt und drauf haut, trifft es immer den Richtigen“, sagt Kegelchef Klaus Heuberger über seine Mitstreiter. Hört sich arg an, ist aber absolut nett gemeint. Heuberger will sagen, da haben sich ein paar gesucht und gefunden. Und das sind die Hobbykegler von Creußen.

 
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Jeden Dienstag treffen sich die Kegler im Sportheim des 1. FC Creußen. Die Kegler, das sind Klaus Heuberger, Heinz Biersack, Christoph Höreth, Michael Wolf und Werner Mayr-Wendt. Eigentlich sind sie zu acht, drei Mitglieder fehlen heute Abend, zwei davon aus gesundheitlichen Gründen. „Schade“, sagt Biersack. „Die machen immer Stimmung.“ Die anderen nennen Biersack den „Hobel“, weil er früher als Schreinermeister gearbeitet hat. Jedes Mitglied hat einen solchen Spitznamen.

Die Gruppe wird bald 70 Jahre alt

Seit 1948 gibt es den Kegelverein schon. Von den Gründungsmitgliedern ist keines mehr dabei. Das längste und älteste Mitglied ist der 91-jährige Christoph Höreth, der dem Verein in den 70er Jahren beitrat. Damals gab es das Sportheim noch nicht, die Kegelbahn war noch eine Sandbahn, und „der Kegelbube hat immer die Kegel aufgestellt“, sagt Höreth. „Heute muss man ja nur noch Knöpfe drücken.“ Zwei Kegelbahnen und einen Gastraum haben die Kegler jetzt. Beim Bau des Sportheims hat Heinz Biersack selbst mitgeholfen.

Die Teams werden zusammengekartelt

Zu Beginn des Abends zieht jeder eine Spielkarte, es geht darum, wer zu welchem Team gehört. Herz und Eichel spielen jeweils zusammen. Langweilig wird das Kegeln nie, dafür gibt es zu viele Spielvarianten. Eine davon ist der „Bürgermeister“: Jeder Spieler wirft dreimal „in die Vollen“, also auf alle neun Kegel. Die Punktzahlen werden addiert. Wer am Ende das höchste Ergebnis hat, ist Bürgermeister und bekommt vom Präsidenten des Vereins eine Amtskette umgehängt.

So etwas wie Klassenfahrt

Präsident ist Klaus Heuberger, der sich selbst scherzhaft als „Präsident wider Willen“ bezeichnet. Denn die Vereinsmitglieder bestimmten sein Amt laut ihm über seinen Kopf hinweg, eingewilligt hatte er nie. Seit zehn Jahren ist er beim Kegelverein. Als Präsident organisiert Heuberger zum Beispiel die Vereinsausflüge. Jedes Jahr fahren die Kegler fünf Tage zusammen weg. Sie waren unter anderem schon auf Mallorca, in Budapest, Amsterdam und Paris. In Bayern bleiben sie auch gerne: Dieses Jahr geht es nach Oberstaufen zum Wandern. Außerdem werden sie dort natürlich „ordentlich essen und trinken“, so Michael Wolf. „Die Hin- und Rückfahrt ist immer sehr lustig“, sagt er, denn die Gruppe legt den Reiseweg gemeinsam in einem Auto zurück. Das klingt nach Klassenfahrt und alten Zeiten.

Jeder Fehlwurf ist ein Gewinn

Bezahlt wird der Ausflug neben den Mitgliedsbeiträgen von den Fehlwürfen der Spieler. Also zum Großteil von Höreth, wie er selbst sagt, denn seine Kugel rollt meistens kurz vor dem Ziel in die Auffangrinne. „Die Kegelbahn ist einen Meter zu lang für mich.“

Traditionsgemäß wird während des Kegelabends eine Flasche Bommerlunder geöffnet. Bezahlen muss sie, wer im Urlaub war und keine Postkarte geschickt hat. Oder ein Geburtstagskind. Irgendein Anlass findet sich immer.

Strenges Probespielen

Wer früher in den Kegelverein aufgenommen werden wollte, kam zum Probespielen vorbei. Danach wurde abgestimmt. Wenn ein Kegler dem „Neuen“ nicht ganz grün war, hatte der Anwärter schlechte Karten. Denn alle Mitglieder mussten mit der Aufnahme einverstanden sein. „Beim ersten Mal wurde ich abgelehnt. Ich hatte einen aus dem Verein immer geärgert, der konnte mich nicht leiden“, sagt Höreth. Zwei Jahre später klappte es dann aber.

Sogar der Ötzi hat dazugefunden

Inzwischen gibt es kein strenges Aufnahmeritual mehr. Die Kegler freuen sich über jedes neue Mitglied. Eines davon ist auch Werner Mayr-Wendt, mit 50 Jahren der Junior in der Runde. „Mir macht das hier einfach wahnsinnig viel Spaß“, sagt er. Seit Januar ist er dabei. Ursprünglich kommt er aus Tirol, daher sein Spitzname „Ötzi“. Am Anfang sei es nicht so leicht gewesen, in der neuen Heimat Kontakte zu knüpfen. Durch Michael Wolf ist er zum Kegelclub gekommen, seitdem hat er in den Keglern gute Freunde gefunden.

Schon wieder ein neuer Bürgermeister

Am Ende des Abends ist Wolf der neue Bürgermeister, mit 16 Punkten. Der Präsident gratuliert und verleiht ihm die Amtskette. Die anderen ehren ihn gebührend mit einem dreifachen „Gut Holz!“. Nächstes Mal wird die Bürgermeisterkette wieder an einen anderen Spieler übergehen. Bis dahin haben die Kegler eine Woche Zeit, um sich für die nächste Flasche Bommerlunder zu wappnen.

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