Normalerweise schreibt Harald Franz nicht. Keine Leserbriefe, keine Stellungnahmen. Harald Franz ist Notar, hält sich aus der Stadtpolitik heraus. Aber diesmal hat das nicht funktioniert. Diesmal hat er geschrieben. 15 oder 16 Briefe an Stadträte, die ihm eingefallen sind. „Weil ein Ruhewald da oben widersinnig ist“, sagt er. Da oben, sagt er, meint die Hohe Warte, den Wald hinter dem Festspielhaus. Spaziergänger, Mountainbiker, Jogger. „Alle diese Aktivitäten sind mit einem Ruhewald unvereinbar“, schreibt Franz. Er joggt selbst dort oben, genießt das Unverbaute. Das könnte auch zu Ende gehen, sagt Franz. Wenn Parkplätze kommen, asphaltierte Wege, irgendwann ein Toilettenhäuschen. „Der Ruhewald an der Hohen Warte ist abwegig“, sagt Franz.

Mindestens 50 Waldbestattungen im Jahr

Am Montagnachmittag hat sich der Ältestenausschuss mit dem Plan beschäftigt und gerechnet: die Stadt müsste finanziell in Vorleistung treten: für Infrastruktur, für Baumvermessungen, für Wegesicherheit. Knapp 120.000 Euro vorab und dann jährlich 43.000 Euro. Rechnen könnte sich der Wald bei 50 Bestattungen im Jahr. Kosten pro Urnenplatz: 1225 Euro. Und rechnen muss sich der Wald, so steht das im Gesetz. Friedhöfe sind kostendeckend zu betreiben. Brigitte Merk-Erbe, die Oberbürgermeisterin, sagt: „Im Moment lassen sich 1,29 Bayreuther im Wald bestatten.“ Der zweite Haken: An der Hohen Warte müsse die Stadt den Ruhewald betreiben. Das ist die Bedingung der Staatsforsten, die den Wald verpachten könnte.

Werner Grüninger (CSU) will diese Argumente nicht gelten lassen. „Private Betreiber betreiben die Ruhewälder auch nur, weil sie sich rechnen. Es werden auch Menschen von außerhalb kommen.“ Grüninger ist der Vorsitzende des Fördervereins Ruhewald Bayreuth. Er sagt, der Verein habe verschiedene Standorte geprüft, es bleibe nur die Hohe Warte. Eine Alternative des Grünen-Stadtrates Klaus Wührl-Struller, den Ruhewald auf dem Landesgartenschaugelände zu integrieren, verwirft der Ältestenausschuss. Ernst-Rüdiger Kettel (BG) bringt eine neue Möglichkeit ins Spiel: den Südfriedhof. Dort sollten Baumbestattungen möglich gemacht werden. Iris Jahn (Junges Bayreuth) und Sabine Steininger (Grüne) gefällt der Vorschlag. Baudirektor Hans-Dieter Striedl entgegnet: Baumbestattungen sind nicht gleich Waldbestattungen.

Fraktionen beraten über Standort für Ruhewald

Über diesen Unterschied kann man mit Dekan Hans Peetz sprechen. Er sagt: „Aus theologischen Gründen ist nicht relevant, wie ein Mensch bestattet ist.“ Das Kirchengemeindeamt Bayreuth verwaltet drei Friedhöfe: den Stadtfriedhof, St. Georgen, St. Johannis. Peetz sagt: „Wir haben im Friedhofsausschuss beschlossen, sehr bald nach den Sommerferien die Möglichkeit zu Baumbestattungen anzubieten, als alternative Form der Bestattungskultur.“ Der Trend sei da.

Notar Franz sagt: „Grundsätzlich habe ich nichts gegen einen Ruhewald.“ Der Gedanke an alternative Bestattungsformen sei gut. Aber nicht an der Hohen Warte, die sei Naherholungsgebiet. Notfalls wolle er eine Bürgerinitiative gründen, falls die Idee des Ruhewaldes dort weiterverfolgt wird.

Die Fraktionen sollen jetzt beraten, ob sie einen Bayreuther Ruhewald haben wollen und wo der sein könnte.