Lastwagenfahrer kommen auf enger Dorfstraße nicht weiter – Zeigt das Navi den falschen Weg? Wenn sich 40-Tonner verirren

Von Peter Engelbrecht
Für Lastwagen viel zu eng: Die schmale Kremitzer Straße in der Gemeinde Himmelkron. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine kleine Ortsverbindungsstraße und große Lastwagen – das kann nicht gutgehen. Bruno Schubert erlebt manchmal jeden Tag, dass sich ausländische Lastwagenfahrer verirren und im Dorf Kremitz (Gemeinde Himmelkron) steckenbleiben. Warum das so ist, bleibt rätselhaft.

 
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Die schmale Verbindungsstraße zwischen Lanzendorf und Kremitz ist für den überörtlichen Verkehr nicht geeignet. Auf der einen Seite stehen Häuser, Begrenzungsmauern und parkende Autos, die andere Straßenseite wird von einer Hecke begrenzt. Dazwischen liegen fünf Meter Teerstraße. Zwei Autos kommen gerade aneinander vorbei, doch bei 40-Tonnern wird es eng.

„Schätzungsweise fünfmal im Monat verirren sich Lastwagenfahrer in die Kremitzer Straße“, berichtet Anwohner Schubert. Der 70-jährige Pensionär hat den Eindruck, dass sich das häuft. Erst diesen Dienstag sei gegen 24 Uhr hier wieder ein großer Lastwagen mit Scheinwerfern auf dem Führerhaus unterwegs gewesen. Die kleine Straße ist von der Bundesstraße 2 her auf zwölf Tonnen begrenzt, von Lanzendorf her gibt es kein Limit. Schubert hat die Misere auf der Bürgerversammlung vor zwei Wochen angesprochen, der Himmelkroner Gemeinderat will sich der Sache nun annehmen.

Als Ursache der Irrfahrten vermutet Schubert eine fehlerhafte Navianzeige oder die Suche der Fahrer nach einer Tankstelle. Von denen gibt es rund um Himmelkron einige, sie sind allesamt gut über größere Straßen erreichbar, weithin sichtbar und gut ausgeschildert. „Herzlich willkommen in Kremitz“, steht am Ortseingang auf einer hölzernen, blumengeschmückten Holztafel. Doch das gilt nicht für die schweren Brummis.

Auch Nachbar Heinrich Böhner kennt die Probleme. „Die Fahrer suchen entweder eine Tankstelle oder sie haben ein nichtaktuelles Naviprogramm“, vermutet auch der 59-Jährige. Das Navi müsse jedes Jahr neu programmiert werden, weiß der Lastwagenfahrer, der selbst einen 40-Tonner lenkt. „Die Lastwagenfahrer wenden früh um 4 Uhr im Dorf, und kommen nicht rum.“ Das Navi zeige offenbar den falschen, den kürzesten Weg an. Nur Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen verirren sich in das Dorf, „die Fahrer müssen sich beim Wenden wie verrückt plagen.“ Böhner selbst fährt beruflich mit Navi, ihm sei noch nie ein falscher Weg angezeigt worden, versichert er.

Die Sache scheint rätselhaft. Vielleicht gibt es auf dem nahen Aral-Autohof in Himmelkron eine Erklärung. Hier stehen viele Lastwagen, die Fahrer machen Pause. Andre Hartmann aus Bad Langensalza (Thüringen) will eine veraltete Software als Ursache der Irrfahrten nicht ausschließen. „Es ist möglich, dass das Navi den falschen Weg zeigt. Das passiert mir zweimal pro Woche“, erzählt der 39-Jährige. Der Fahrer sollte sich nicht blind auf die Technik verlassen, empfiehlt er. Rangieren sei kompliziert, denn ein Lastwagenfahrer darf laut Vorschrift nur dann rückwärts fahren, wenn er einen Einweiser dabei hat. Doch die Fahrer sind alleine unterwegs. Baut ein Lkw-Fahrer beim Rangieren ohne einweisenden Helfer einen Unfall, kann er sich damit strafbar machen. Darauf hat der TÜV Nord hingewiesen.

Ein Lastwagenfahrer aus dem Raum Zwickau glaubt, dass sich Kollegen aus Polen oder Russland kein teueres Navi für Lastwagen leisten können und stattdessen mit preiswerteren Pkw-Navis unterwegs sind. Möglicherweise werde die Technik auch nicht jährlich aktualisiert, seien also nicht auf dem neuesten Stand. „Vielleicht suchen die Fahrer auch nur einen kostenlosen Übernachtungsplatz“, vermutet der Zwickauer. Die Frage, warum sich 40-Tonner nach Kremitz verirren, bleibt letztendlich ungeklärt.

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